Zurück in Hogwarts

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Dieses vertraute gribbeln unter meiner Haut, der Geruch nach dem Rauch des roten Zuges und die Magie in der Luft begrüßten mich, als ich durch die Wand auf das Gleis 9 ¾ trat. Ich schob meinen Wagen mit dem Gepäck und dem Käfig mit meinem Kater durch die Menge von Zauberern und Hexen, die sich von ihren Kindern verabschiedeten. Draco zuckte die ganze Zeit unwirsch mit seiner schwarzen Nase und murrte vor sich her. Bei Sylvia hatte ich mich schon am Eingang zu dem Bahnhof Kings Cross verabschiedet, weil sie noch ein wichtiges Treffen im Ministerium hatte. Ich wuchtete meine Koffer in den Zug und setzte mich in den Bereich der Slytherins. Mein Haus hatte einen eigenen Bereich damit wir uns nicht mit den anderen Häusern und Schlammblütern abgeben mussten.

In dem Abteil angekommen, sah ich auch schon Pansy Parkinson, meine Freundin, die ich letztes Jahr kennengelernt hatte. An meinem Platz ließ ich meinen Kater aus dem Käfig, der mich erstmal anfauchte und sich beleidigt auf dem Sitz am Fenster niederließ. Ich verzog keine Miene und setzte mich neben ihn, Pansy gegenüber. »Und wie waren deine Ferien?« fragte sie mich auch sofort. »Ganz Ok, aber nicht zaubern zu dürfen ist halt echt doof« meinte ich gleichgültig.
»Du?« es klang wahrscheinlich etwas desinteressiert, aber das war halt meine Art und Pansy kam damit klar. Sie war es gewöhnt.

»Alsoo pass auf! Die ersten Wochen waren echt extrem langweilig das glaubst du echt nicht. Da waren meine Großeltern da und es ging eigentlich nur darum, dass sie es verabscheuen, dass Schlammblüter auch auf unserer Schule unterrichtet werden dürfen. Und das find ich ja auch, dass geht echt nicht. Ich meine sie verunreinen unser Blut. Aber naja kann man nicht ändern, dass einzige was hilft, sie einfach weiter triezen« bei diesen Worten lachte sie kurz auf und fuhr dann fort.
»Dann waren wir in der Schweiz, war echt komisch, weil da soooo viele Muggel und Schlammblüter leben. Echt ekelig. Aber egal, die Zauberer und Hexen, die dort leben, haben so eine gute Schokolade erfunden. Die ist echt sehr lecker, ich habe dir auch was mitgebracht. Es ist natürlich die Beste der Besten. Und dann habe ich ein neues Kleid aus Smaragden bekommen, weil wir vor kurzem einen Ball hatten und da waren die Freunde von meinem Vater da. Und Draco und Blaise waren auch da und ich wollte eigentlich dich auch einladen, aber als mein Vater deinen Nachnamen gehört hat, meinte er, dass er das nicht will. Und da konnte ich auch nichts machen, er war schon so sauer. Das tut mir so leid, aber Mr Malfoy hat dann bestätigt, dass du nicht die Tochter von einem Halbblut bist und bei Ihnen aufgewachsen bist. Aber er wollte nicht sagen, wer deine Eltern waren.« die Schwarzhaarige redete ohne Punkt und Komma.
Ich hatte bei der Hälfte eigentlich schon abgeschaltet und graulte meinen Kater, der sich mittlerweile wieder ein bekommen hatte und nicht mehr bockte. Irgendwann wurde dann die Abteiltür schwungvoll geöffnet und Draco Malfoy stolzierte, gefolgt von Vincent Crabbe und Gregory Goyle, hinein. Er konnte auch echt nirgendwo ohne seine Bodyguards hin. Ich begrüßte Draco mit einer Umarmung und ließ mich dann wieder auf meinen Sitz gleiten. Ich starrte aus dem Fenster und beobachtete die vorbeiziehende Landschaft. Dabei glitt meine Hand automatisch zu der Kette um meinen Hals. Es war eine Schlange die sich um einen hübschen schwarzen Stein wand und das Maul zu einem bösartigen zischen aufgerissen hatte. Sie hatte mir damals Narzissa Malfoy geschenkt, als ich vom Ministerium mitgenommen wurde.
Ich wurde erst wieder aus meinen Gedanken gerissen, als die Abteiltür erneut aufgeschoben wurde. Es war die Hexe die Süßwaren verkaufte. Und als sie wieder fort war, bestand unser Abteil fast nur noch aus Süßigkeiten, denn Vincent und Gregory hatten bestimmt die Hälfte des ganzen Wagens gekauft. Ich fand es furchtbar, wie man nur so verfressen sein konnte, deswegen wand ich angewidert meinen Blick ab und sah erneut aus dem Fenster. Pansy schwatze die ganze Zugfahrt über belangloses Zeug, aber so wurde wenigstens das geschmatzte der beiden bulligen Jungs übertönt. Hauptsächlich ging es in ihrem Monolog darum, dass sie Schlammblüter verabscheute, wie reich sie war, dass sie Schlammblüter verachtete, das Slytherin dieses Jahr wieder den Hauspokal gewinnen würde, dass sie Schlammblüter verachtete, wie unverständlich sie es fand, dass ich so gute Noten hatte, dass sie Schlammblüter verachtete und Kleider. Habe ich etwas vergessen? Ach ja…wie sehr sie Schlammblüter verachtet.
Ich schwieg die gesamte Zugfahrt, irgendwann nahm ich mir ein Buch aus meiner Tasche und vertiefte mich die restliche Zeit in die Lektüre. Mein schwarzer Kater hatte sich auf meinen Schoß verzogen und hatte die Augen geschlossen. Aber an seinen zuckenden Ohren, sah ich, dass er nicht schlief, sondern alles ganz genau verfolgte.
Nach bestimmt 4 Stunden wurde es leider zu dunkel, deshalb legte ich mein Buch aus der Hand und graulte meinen Kater. Mit einem Ohr verfolgte ich das gerade laufende Gespräch, aber es war mir zu uninteressant, deswegen klinkte ich mich nicht ein, sondern hörte weiterhin nur schweigend zu. Zum Glück hatten Vincent und Gregory aufgehört zu essen, beziehungsweise hatten sie alles aufgegessen und jammerten, dass sie Hunger hatten. Ich bezweifelte zwar, dass sie wirklich Hunger hatten und nicht einfach nur Appetit auf irgendwas Süßes und Fettiges, aber ich sagte nichts, sondern verdrehte nur die Augen. Irgendwann kam das Thema auf das Narbengesicht, den Blutsverräter und das Schlammblut.
Allein als ich Potters Namen hörte wurde ich wieder wütend. Ich hatte mit Sicherheit mehr Talent als er und er war in dem Quidditch Team seines Hauses und ich nicht. »Hey Serp was ist los?« ich sah auf, als ich Dracos Stimme direkt neben mir hörte. »Ich glaub nicht, dass es Draco gefällt, dass du ihm gerade sein Fell ausrupfst« Erschrocken sah ich auf meine Hände. Das ich meinem Kater das Fell heraus zog, war zwar übertrieben, aber er sah wirklich nicht zufrieden aus. Ich hatte meine Finger fest in seinem Fell verankert und drückte ihm bestimmt unangenehm auf die Wirbelsäule. Sofort lockerte ich meinen Griff und fuhr entschuldigend mit meinem Handrücken über sein pechschwarzes Fell. Er war mir nicht böse, wahrscheinlich hatte er gespürt, dass es keine Absicht war. »Wenn ich nur daran denke, dass Potter in der Quidditch Mannschaft ist, werde ich sauer. Ich meine ich habe mehr Talent und bin es nicht«
Mein bester Freund, Draco Malfoy, sah mich verstehend an und grinste dann hinterlistig. »Ja, dass stimmt, aber das könnte sich in naher Zukunft ändern« Ich sah ihn überrascht und verständnislos an »Was meinst du?« Doch er beantwortete meine Frage nicht sondern grinste einfältig.
»Man Draco lass dir nicht alles aus der Nase ziehen! Jetzt sag was du schon wieder ausgeheckt hast!« fauchte ich. Ich meinte es nicht böse, aber es regte mich auf, dass er mich so auf die Folter spannte.
»Ist ja gut, reg dich nicht auf. Mein Vater wird unserem Quidditch Team die neusten und besten Besen spendieren, mit dem dringenden Anliegen uns mal fliegen zusehen.« Jetzt grinste ich auch. Unter unseres gleichen war das der indirekte zwang uns aufzunehmen. Ging doch. Wir würden Potter fertig machen! Ihm würde sein dämliches grinsen noch vergehen. Die restliche Fahrt bis wir in Hogwarts ankamen hatte ich ein dämonisches Grinsen auf dem Gesicht. Es ging so weit, dass Pansy mich bat mit dem grinsen aufzuhören, weil sie es gruselig fand. Doch man konnte mir meine teuflisch gute Laune nicht mehr versauen…das dachte ich zumindest. Denn als ich aus dem Zug stieg, rempelte mich erstmal irgendein dämlicher Gryffindor an. Wenn ich mich richtig erinnerte war es Longbottom, der wandelnde Misserfolg.
»Pass gefälligst auf, wo du hinläufst!« fauchte ich ihn an. Er zuckte zurück und rannte verschreckt davon. Ich verdrehte die Augen und sah nach vorne. Ich begegnete dem missbilligten Blick von Granger und zog provozierend die Augenbrauen hoch. Sie rümpfte die Nase und dreht sich um, dass ihre struppigen Haare hinter ihr herflogen. Ich schnaubte verärgert und setzte meinen Weg fort.
Da wir keine 1. Klässler mehr waren, fuhren wir nicht mit den Booten zum Schloss, sondern mit Kutschen, die von selbst fuhren. Ich setze mich neben Pansy, Draco und seinen Bodyguards gegenüber und schon fuhren wir los. Diesen Weg zum Schloss kannte ich noch nicht. Nach ungefähr 10 Minuten waren wir da und setzten uns mit den anderen Schülern in die große Halle, um die neuen 1. Klässler zu begrüßen und das Essen zu genießen. Es dauerte wirklich unglaublich lange, bis alle saßen, vor allem da Longbottom erst 10 Minuten, nachdem er da sein sollte, erschien. Aber dann konnte es endlich beginnen. Ich war eigentlich nicht mal gespannt auf die neuen Schüler oder das Essen, ich wollte einfach nur in unseren vertrauten Gemeinschaftsraum und am Feuer ein Buch lesen. Ich bekam auch nur die Hälfte von Dumbledors Rede mit. Wir sollten den Verbotenen Wald nicht betreten, auf den Gängen durfte nicht gezaubert werden und so weiter und so fort. Wir bekamen 10 neue Schüler nach Slytherin und dann durften wir endlich essen. Die Mahlzeiten in Hogwarts waren immer sehr gut und vielfältig, aber heute hatte ich irgendwie keinen Hunger. Ich hatte irgendein komisches Gefühl im Magen, als wäre etwas im Schloss, was in meinem letzten Jahr nicht da war. Etwas vertrautes, etwas was wie ein Teil von mir war, den ich vor Jahren verloren hatte. Aber auf irgendeine Art und Weise machte es mir Angst. Es lag so etwas wie vertraute Gefahr in der Luft.
Ich bekam kaum etwas runter und ich verließ schon vor dem Nachtisch die Große Halle. Erst als ich vor dem Gemeinschaftsraum stand, fiel mir auf, dass ich ja gar nicht das neue Passwort wusste. Ich schlug mir mit der flachen Hand vor die Stirn. Aber eigentlich…so schwer konnte es ja nicht sein. »Schlammblut« sagte ich voller Überzeugung und sofort erschien der Durchgang in der Wand. Ha! Das nennt man Talent. Ich ging in den Schlafsaal der 2. Klässlerinnen und nahm mir ein neues Buch aus meinem Koffer. Auspacken konnte ich später, das hatte keine Eile. Im Gemeinschaftsraum angekommen, ließ ich mich auf einen der schwarzen Sessel mit den hohen Lehnen am Kamin nieder. Da noch sonst niemand hier war, gab es keine älteren Schüler die einen Anspruch auf diesen Sessel hatten. Und nachher, wenn die anderen, dann tatsächlich mal auftauchen sollten, würden alle mit auspacken beschäftigt sein, das heißt ich hatte erstmal meine Ruhe, um mich in eine andere Welt zu lesen. Und das tat ich dann auch…oder zumindest versuchte ich es. Aber ich wurde dieses merkwürdige Gefühl nicht los. Es war etwas in diesem Schloss, das ich kannte. Nicht kannte, etwas was zu mir gehörte und was ich vor Jahren verloren hatte. Aber nun war es wieder da, ich wusste nur nicht, was es war. Irgendwann nachdem ich hunderte Male versucht hatte, mich in meine Lektüre zu vertiefen, schlug ich frustriert mein Buch zu. Tiere spürten ja angeblich, wenn es einem nicht gut ging und langsam sollte ich daran glauben. Denn genau in diesem Moment sprang Draco auf meinen Schoß, setzte sich und starrte mich aus seinen smaragdgrünen Augen an. Als ich begann sein Fell zu streicheln, schnurrte er zufrieden und rollte sich auf mir zusammen. Seine Nähe beruhigte mich. Irgendwann fielen mir meine Augen zu.

Die Tochter des dunklen LordsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt