41 - Unter dem Mantel der Nacht (II)

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Das Feuer des Holzes erlischt, das Feuer der Liebe brennt ewig."

☆☆☆

Meine Finger krallten sich in Zafars Arm, den er angewinkelt an seinem Körper hielt. Ich befürchtete, dass er von einem Schwächeanfall heimgesucht werden und uns beide in den Abgrund der Düne reissen könnte, aber er hielt mich sicher und fest an seiner Seite. Die wenigen Tage der Erholung hatten ihm offenbar gutgetan.

Hinter uns folgten die anderen. Allein Karim blieb am Fusse der Düne stehen.

Zahir wartete zwischen etlichen Windkerzen und knetete sich die Hände, während seine Augen unablässig auf mir lagen.

Mein Herz ging in einen wilden Galopp über, als mich nur noch wenige Schritte von meinem Sandleser trennten.

Er trug dasselbe Mitternachtsblau, das ich ihm beim Eid Ajiral geschenkt hatte. Über seinen Schultern hing eine mit goldenen Fäden bestickte Robe, die im Mondlicht glänzte und ihm ein fürstliches Aussehen bescherte.

Er sah umwerfend aus.

Pures, unbefangenes Glück durchströmte mich und ich konnte nicht anders, als zu lächeln. Von ganzem Herzen. Meine Kraft erwachte und floss aus mir heraus, bevor ich es verhindern konnte. Ich war so unfassbar glücklich, dass der Platz in meinem Herzen dafür zu klein war. Meine Haut begann zu schillern, als bestünde sie aus Sternenstaub und als schiene Altair aus meinem innersten Kern.

„Hübscher Trick", hörte ich Zafar neben mir staunen. Er schielte auf meinen glitzernden Arm.

„Ich glaube, ich war noch nie so glücklich", hauchte ich und behielt meine Augen ununterbrochen auf meinem Verlobten.

Zafar lachte brummend auf. „Das merkt man."

Er stupste mich an und deutete mit einem Kopfnicken in den Nachthimmel. Die ganze Himmelskuppel funkelte. Mit mir strahlten die Sterne heller, als wollten sie dieses Ereignis, diese Vereinigung in die Welt leuchten, damit es jeder sah.

Wir erreichten den höchsten Punkt der Düne.

Zahir streckte seine Hand nach meiner aus, um mich aus den Armen seines Bruders zu empfangen. Sein Lächeln war einladend, seine Augen warm.

Mein Sandleser, mein König der Sterne. Es war ein Bild, das ich niemals in meinem Leben vergessen würde.

Ich griff nach seiner Hand.

Seine Finger waren klamm und bebten in meinen. Zahir schluckte mehrmals leer, als ich vor ihm stehenblieb.

„Du bist wirklich gekommen", brachte er heiser hervor.

Amela hatte nicht untertrieben. Zahir war unglaublich hasenherzig. Sogar mehr als ich, wie es schien! Ich schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und hoffte, dass es ihm seine Nervosität nehmen würde.

„Selbstverständlich bin ich gekommen. Ich folge dir überall hin, Zahir. In deinen Palast, zum Ursprung der Zeit, in dunkle Zisternen, in den Krieg und in die Wüste."

Es war geradezu sichtbar, wie die Anspannung von seinem Körper fiel. Seine sandhellen Augen begannen zu strahlen. Mit der Gewissheit, dass ich tatsächlich wegen ihm hier war und diese Ehe genauso aus freien Stücken wollte wie er, schienen auch seine Ruhe und Zuversicht wieder zurückzukehren.

Zahirs Blick geriet in Bewegung. Träge und aufmerksam musterte er meine Kleidung, meine Hände, mein Gesicht und als er genug gesehen hatte, schüttelte er ungläubig den Kopf.

„Du bist wunderschön."

Das Kompliment und seine gierigen Augen liessen die Hitze in meine Wangen und Ohren steigen. In derselben eingehenden Manier betrachtete ich ihn sodann von Kopf bis Fuss. Stolz flutete meine Brust, ihn in meiner Farbe zu sehen. Der Kaftan und die Robe standen ihm ausgezeichnet.

Zwischen Wunsch und WirklichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt