„Zünde deine Lampe an, ehe es dunkel wird."
☆☆☆
Meine Hände ruhten auf meinem Herzen und auf meinem Unterleib.
„Atme ruhig und denke nichts", wies mich Amela an.
Ich schloss meine Lider und fokussierte mich auf meine Sinne. In der Ferne hörte ich die Schreie der Schlacht, die durch die Finsternis jagten, an meinen Schenkeln spürte ich Nazims warmen Leib, sein weiches Fell und seine tiefe Atemzüge und vor mir sitzend roch ich Amelas Frische. Ihre Präsenz gab mir den Halt, den ich brauchte.
Nazim scharte mit den Hufen. Er musste wittern, dass ich gleich das Undenkbare von ihm verlangen würde.
Ich konzentrierte mich auf meine Atmung, auf das Pochen in meiner Brust und wartete, bis ich meine innere Ruhe fand.
Die Magie wirbelte in meinem Herzen umher. Ich liess nicht zu, dass mich die Angst einnahm, denn ich wollte meine Kraft allein aus der Tapferkeit und dem Mut der Muzedin schöpfen. Zäh, unerschütterlich und kühn wollte ich für die Männer auf dem Schlachtfeld sein.
Ich verstärkte meine Magie mit meiner Weiblichkeit, mit der Schöpfungskraft, die Leben erschaffen konnte, bis die Energie so sehr in meinem Brustkorb anschwoll, dass mein Körper als Gefäss dafür nicht mehr ausreichte.
In hellsilbernen Strahlen brach meine Kraft aus meiner Hand.
Ich reagierte sofort und legte meine Finger auf Nazims Flanke. Meine Magie war flüssiges Sternenlicht. Sie bewegte sich wie Wasser über das weisse Fell des Pferdes, tränkte es und breitete sich über seinen Rücken aus. Nazim rührte sich nicht. Seine Muskeln zuckten zwar, aber meine Magie schien ihm nichts auszumachen.
Mein glitzerndes Licht nahm sein Fell ein, mitsamt seines Schweifes und seiner Mähne und als der Schimmel am ganzen Leib hell leuchtete, da flüsterte ich seine Bestimmung in die Luft.
„Reite, wie es dein Name sagt, Nazim: Schneller als der Wind!"
Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, stellte sich der Schimmel auf die Hinterläufe. Amela packte die Zügel und ich schlang reflexartig meine Arme um ihre Taille. Mit polternden Hufen fiel Nazim wieder auf seine Vorderbeine und dann galoppierte er los.
So zügig wie eine Sternschnuppe zischten wir über die Hochebene bis zum Weg, der hinab ins Tal der Tränen und direkt in die Schlacht führte.
Ich schob den Gedanken an die Silas und Diwen, die schwarzen Dämone und Seelenfresser, die Ghule und Gestaltwandler weit von mir. Wir kamen der Frontlinie rasend schnell näher und mir war bewusst, dass der Weg zu meinem Ziel kein einfacher werden würde.
Amela und ich hatten die Treppe aus Sand, die ein Sandleser im Wahn des Kampfes geschaffen hatte, als optimalsten Ort für unseren Plan festgelegt, aus dem einfachen Grund, weil sie sich ziemlich genau in der Mitte des Schlachtfeldes befand.
Diese Treppe mussten wir erklimmen, damit wir dort unsere Kräfte fusionieren konnten — im Zentrum des Geschehens.
Dafür mussten wir es aber erst so weit schaffen.
Nazim galoppierte unerschrocken durch das Tal. Sein leuchtendes Fell schenkte genügend Licht, sodass er uns geschickt durch die Finsternis navigieren und den verdorrten Bäumen, den toten Körpern und unheimlichen Schatten ausweichen konnte.
Seine Hufen hinterliessen glitzernde Spuren im Sand.
Das Gebrüll der Soldaten, die sich gegen die Kreaturen der Unterwelt schlugen, wurde immer lauter, dazu mischte sich das Knurren, Zischen und Fauchen der Monster.
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Zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Fantasía☆ Band II ☆ Gefangen in ihrer Zeit ergibt sich Najmah dem Schicksal, das sie seit Beginn ihrer Abenteuerreise erwartet hatte: Ein Leben ohne Magie, in welchem sie die treue Frau eines Nomaden wird. Die Rückkehr in den Palast von Azoul und in ihr Leb...