12. Kapitel

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Ich wusste nicht, wo ich war, als ich erwachte. Ich wusste nur, dass ich schrecklichen Durst hatte. Wie lange hatte ich geschlafen? Dem trockenen, flaumigen Gefühl in meinem Mund nach musste es sehr lange gewesen sein. Auch mein Kopf schmerzte und ich fühlte mich hundeelend.

Apropos Hund ... Am Fussende des Bettes, in dem ich erwacht war, schlief ein Hund. Verwirrt beobachtete ich, wie sich sein Rücken im Schlaf leicht hob und senkte. Was machte ein Hund in meinem Bett? Und wo stand dieses Bett eigentlich?

Ich versuchte, mich aufzusetzen, um es herauszufinden, doch vor meinen Augen flackerten leuchtende Punkte und alles begann sich zu drehen, als ich mich bewegte.

«Ganz vorsichtig», sagte eine sanfte Stimme neben mir. Ein leises Lächeln schwang darin mit und hallte in meiner Brust wider. Ich musste mich nicht erst umdrehen, um zu wissen, dass es Gawain war.

Sein Kopf mit den blonden Locken tauchte neben dem Bett auf; offenbar hatte er dort gesessen. Gawain half mir aufzusitzen und reichte mir dann ein Glas Wasser, das ich in mich hineinstürzte wie eine Verdurstende.

«Mehr», verlangte ich heiser.

«Noch nicht», sagte Gawain leise. «Gib deinem Körper erst ein wenig Zeit.»

Ich wollte meinem Körper keine Zeit geben. In meinen Muskeln spürte ich den unbändigen Drang mich zu bewegen, etwas anderes zu machen, als hier in diesem Bett zu liegen. Zweifellos hatte ich schon viel zu viel Zeit in diesem Bett verbracht.

«Wo bin ich?», fragte ich Gawain.

«Grimmauldplatz», kam es gähnend von irgendwo hinter Gawain. «Guten Morgen.»

«Morgen, Jake», sagte Gawain gutmütig. «Sieh mal, wer aufgewacht ist.»

«Wuff!», machte es in diesem Moment vom Bettende.

«Oh, Sirius ist aufgewacht!», sagte Jake grinsend.

Ein weiteres Bellen und der Hund war aufgesprungen und versuchte schwanzwedelnd über die Decken zu mir zu kommen.

«Jetzt benimm dich mal, Tatze», sagte Jake streng und zog den Animagus vom Bett. Der Hund winselte und jaulte und versuchte, sich Jakes Griff zu entwinden.

«Aber das macht keinen Spass. Ich wollte doch nur sehen, ob es Adrienne wieder besser geht», beschwerte sich Sirius, der sich schliesslich in Jakes Umklammerung zurückverwandelt hatte und sich nun im Schwitzkasten wiederfand.

«Das ist ein Krankenbesuch, der soll keinen Spass machen», scholt Jake seinen besten Freund.

«Ja, ja, schon verstanden. Lässt du mich nun los, Krone, damit ich sehen kann, ob Adrienne noch grün ist oder nicht?», sagte Sirius.

«Grün?», fragte ich verwirrt.

«Das Gift», erklärte Gawain. «Es hat sich als grünes Muster unter deiner Haut ausgebreitet.»

Grünes Muster? Ich hielt meine Arme hoch und betrachtete sie eingehend. Vielleicht ... ganz schwach auf den Innenseiten meiner Arme zeichneten sich einige verästelte grüne Linien ab ... kaum sichtbar ... aber sonst war da nichts.

«Jetzt ist kaum noch etwas zu sehen, aber vor ein paar Tagen, da hättest du noch der grünen Hexe aus Der Zauberer von Oz Konkurrenz machen können», erklärte Jake.

«Was für ein Zauberer?», kam es von Sirius.

Lachend schüttelte Jake den Kopf. «Du bist ein Kulturbanause, Tatze.»

Während Jake und Sirius über den Zauberer von Oz, Theater und diese komische Muggelerfindung namens 'Film' diskutierten, wie Sirius sagte, untersuchte ich weiter meine Arme. Nebst den verblassenden, sich verästelnden Linien, gab es noch weitere grüne Linien. Sie waren gerade und von einem satten smaragdgrün. Ich fuhr mit dem Finger darüber. Die Linien standen leicht auf und waren steinhart.

Ungewisse Wege - Adrienne Seanorth 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt