38. Kapitel

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«SIRIUS! SIRIUS!»

Die verzweifelte Stimme drang nicht durch den Vorhang, sie kam von dieser Seite. Es war Harrys Stimme, der nun nach vorn stürzte. Er hatte den Boden der Arena schon fast erreicht, als Remus seine Arme um ihn schlang und ihn aufhielt.

«Du kannst nichts mehr tun, Harry –», sagte er eindringlich.

«Holt ihn, rettet ihn, er ist doch eben erst da durch! Adrienne! Miss Seanorth!»

Es waren ich und die Person, die meine beiden Angreifer, ausser Gefecht gesetzt hatte, die dem Bogen nun am nächsten standen. Meine Ma hatte mich gerettet. Bellatrix war fort.

«– es ist zu spät, Harry», redete Remus auf ihn ein.

«Wir können ihn noch erreichen –» Harry kämpfte verbissen und böse, doch Remus liess ihn nicht los und nun kam ihm auch Jake zu Hilfe. Gemeinsam versuchten die beiden meinen Bruder zu bändigen, der mit der Kraft der Verzweiflung versuchte, freizukommen.

Ich drehte mich zu dem Bogen um, zu den Stimmen, die immer noch flüsterten und starrte auf den Vorhang.

«Denk nicht mal dran, Adrienne, es ist es nicht wert», sagte Ma eindringlich und packte mein Handgelenk.

«Was ist dahinter? Hinter dem Vorhang?», fragte ich Ma.

«Die Anderswelt», flüsterte sie. «Das Totenreich, die Unterwelt, Helheim, ... nenn es wie du willst. Niemand, der durch diesen Bogen ging, kehrte je wieder zurück. Jetzt hilf mir mit den Todessern, Adrienne.»

Ma sprang vom Felsen, in ihren Händen glomm bereits wieder dieser magische Schimmer, mit dem sie den einen Todesser ausser Gefecht gesetzt hatte, der mich angegriffen hatte. Der versucht hatte, mich durch das Tor zur Unterwelt zu treiben. Den Bogen, durch den Sirius gefallen war ... Mein lästiger, selbsternannter Onkel ...

«ER ­– IST – NICHT – TOT!», brüllte Harry. «SIRIUS!» Irgendwie hatte er es geschafft dem Griff von Remus und Jake zu entkommen und stürmte nun direkt auf den Bogen zu – und auf mich.

Ich sprang ihm entgegen und riss meinen kleinen Bruder zu Boden.

«Du kannst ihm nicht folgen, Harry!», redete ich auf ihn ein. «Hörst du? Du kannst ihm nicht folgen. Das würde er nicht wollen.»

«Nein, NEIN! SIRIUS!», schrie Harry und kämpfte gegen meinen Griff an, doch ich hatte die Kraft einer Fey.

«SIRIUS! KOMM ZURÜCK, SIRIUS!», rief mein Bruder verzweifelt, während seine Bewegungen langsam erlahmten, seine Kraft erstarb.

«Er kann nicht zurückkommen, Harry», sagte ich leise.

«Nein ...», wimmerte Harry. «Nein ... Du bist schuld! Wenn du nicht dagewesen wärst ...! Wegen dir ist er durch diesen Bogen gefallen! Du bist schuld, Adrienne!», fauchte er nun und stiess mich in die Brust.

«Ich ... was?», seine Anschuldigung brachte mich völlig aus dem Konzept. Aber irgendwie ... es stimmte, wenn ich nicht genau an diesem Ort gestanden hätte, dann wäre Sirius einfach zu Boden gegangen ... Natürlich war es keine Absicht gewesen ...

«Du bist schuld!», schrie Harry wieder.

«Nein, Harry. Es ist nicht Adriennes Schuld», sagte nun Jake, der sich durch die noch Widerstand leistenden Todesser zu uns durchgekämpft hatte. «Wenn, dann ist es Bellatrix Schuld.»

Bellatrix. Wo war sie eigentlich abgeblieben? Da – sie kämpfte auf der anderen Seite des Felsens gegen Kingsley.

«Sie wird dafür büssen, dass verspreche ich dir», sagte Jake finster.

Ungewisse Wege - Adrienne Seanorth 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt