Am nächsten Morgen wurde ich erneut von Schreien geweckt, aber diesmal waren es nicht meine, sondern die von Mrs Weasley und Mrs Black. Irgendetwas war passiert ... Mrs Weasley rief irgendetwas von Verletzungen und Dummköpfen, während Mrs Black ihre übliche Schimpftirade von sich gab.
Es war so schön warm und gemütlich im Bett, aber wenn da draussen schon so viel Betrieb herrschte, war es bestimmt Zeit fürs Frühstück und ich hatte einen Bärenhunger. Ich beschloss aufzustehen, doch etwas hielt mich auf. Kaum versuchte ich mich hochzurappeln, zog mich etwas zurück. Arme. Starke Arme, die mich festhielten und mich offenbar nicht gehen lassen wollten. Erneut versuchte ich mich zu befreien und bekam ein bedrohliches Knurren zu hören. Etwas ... oder besser jemand neben mir bewegte sich und die Arme zogen mich noch näher, drückten mich fest an eine Brust; die Brust, aus der noch immer das bedrohliche Knurren erklang, das aber sofort schwächer wurde und sich zu einer Art ... Schnurren? ... wandelte.
«Gawain?», fragte ich unsicher, als mir die Ereignisse von letzter Nacht wieder einfielen.
Brust und Arme bewegten sich wieder, drückten mich diesmal von sich weg und kurz darauf kam Gawains blinzelndes Gesicht in mein Sichtfeld. Er sah ganz verschlafen aus und er schien eine ganze Weile zu brauchen, bis er mich erkannte.
«Oh, Adrienne», machte er. «Tut mir leid.» Sofort löste er seinen Griff um mich und setzte sich auf.
Der Verlust seiner Wärme fühlte sich an, als hätte mich jemand mit einem Eimer Eiswasser übergossen, doch nun konnte ich endlich aufstehen. Ich schlüpfte unter der Bettdecke hervor, verliess das Zimmer und spähte über das Treppengeländer in die Eingangshalle hinunter. Koffer, Eulenkäfige und Besen standen dort kreuz und quer durcheinander und dazwischen wuselten die Weasleys, Hermine, Kaspar und verschiedene Ordensmitglieder herum, darunter auch Ma, die nun zu mir hochblickte und dann auf die Uhr an ihrem Handgelenk sah. Alles klar, ich war spät dran. Schnell stieg ich die Treppe hoch ins Zimmer von Ginny und Hermine und zog mich an. Danach polterte ich die Treppe wieder nach unten – da Mrs Black sowieso schon schrie, was ihre gemalten Lungen hergaben, machte ein bisschen mehr Lärm auch nichts mehr aus. Mein Koffer war aus dem Zimmer im ersten Stock verschwunden; wie auch Gawain, der ihn vermutlich nach unten gebracht hatte.
Zum Frühstück gab es nur ein paar gebutterte Brotscheiben, die ich im Stehen essen musste, während alle unruhig in der Eingangshalle auf und ab gingen und auf Sturgis Podmore warteten, den letzten Mann von Harrys Leibgarde. Mrs Weasley schaute immer wieder nervös auf die Uhr, deren Zeiger ganz langsam auf elf Uhr zukrochen.
«Kann ich nicht für Sturgis einspringen, Mad-Eye?», fragte ich, als ich die unruhige Stimmung und Mrs Blacks Schreie nicht mehr aushielt.
«Ja, wir können Harry ebenfalls beschützen!», riefen die Zwillinge.
«Nein, könnt ihr nicht, so wie ihr mit eurer eigenen kleinen Schwester umgeht», fauchte Mrs Weasley. «Und ausserdem seid ihr nicht im Orden.»
«Adrienne doch auch nicht!», motzte Fred.
«Doch, Adrienne gehört zum Orden», sagte Mrs Weasley finster.
«Aber das ist ungerecht!», empörte sich George. «Weshalb darf Adrienne, aber wir nicht?»
«Einverstanden, Adrienne, du übernimmst Sturgis Posten», knurrte Moody und beendete damit die Diskussion zwischen Mrs Weasley und den Zwillingen, die aber alle drei weiterhin finster dreinsahen.
Kurz bevor wir losgingen, schloss sich uns ein grosser, schwarzer Hund an, der nicht mehr von Harrys Seite weichen wollte, egal was alle sagten.
«Tatze, du Idiot», rief schliesslich Jake, der sich wieder in einen Wikinger verwandelt hatte, «aber wenn du schon mitkommen willst, dann komm wenigstens her.»
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Ungewisse Wege - Adrienne Seanorth 6
FanfictionEine Harry Potter Fanfiction Nach der Rückkehr von Voldemort ist die magische Welt gespalten zwischen jenen, die sich auf einen Krieg gefasst machen, und jenen, die Voldemorts Rückkehr leugnen. Adrienne tut alles, um sich für den Kampf vorzubereiten...