34. Kapitel

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Wenig überraschend wurde ich am Grimmauldplatz bereits von einigen Mitgliedern des Phönixordens erwartet. Ma war da und zog mich direkt in ihre Arme und zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich wieder sicher. Ein leichtes Zittern überlief meinen Körper und im nächsten Moment, drang ein Schluchzer aus meiner Kehle. Es war mir schlicht nicht möglich, die Tränen und die weiteren Schluchzer zurückzuhalten, die darauf folgten. Ma drückte mich fester an sich, wiegte mich sanft hin und her, während ich haltlos weinte wie ein Kleinkind. Ich war einfach nur unendlich froh, entkommen zu sein.

Als das Weinen schliesslich aufhörten, standen Ma und ich allein in der Eingangshalle vom Grimmauldplatz, offenbar hatte mein Ausbruch die anderen vertrieben. Sogar Mrs Black hielt ihren Mund. Obwohl ... Moment Mal ...

«Habt ihr das Gemälde von Sirius Mutter endlich wegbekommen?», fragte ich mit Blick auf ein viereckiges, geschwärztes Wandstück, wo im Sommer noch das unausstehliche Portrait gehangen hatte.

Ein leises Lächeln legte sich auf Mas Lippen. «Gegen den gezielten Einsatz von Feuer konnte der Dauerklebefluch schliesslich nichts ausrichten.» Ma gluckste amüsiert. «Sirius ist unglaublich stolz auf sich, während Remus ihm immer noch vorhält, dass er dabei das ganze Haus hätte abfackeln können. Jake denkt, dass Remus es etwas übertreibt mit den Vorhaltungen, wo er doch genauso froh ist, die alte Vettel los zu sein – er hat Sirius übrigens geholfen, damit dieser eben nicht das Haus anzündet. Kreacher ist natürlich alles andere als begeistert, dass Sirius doch noch einen Weg gefunden hat, das Portrait nicht nur abzuhängen, sondern nachhaltig zu zerstören», fasste sie die Reaktionen der Hausbewohner zusammen.

Während sie erzählte, hatte Ma mich durch die Eingangshalle, einen düsteren Gang und die Treppe hinab bis zur Küche dirigiert. Nun öffnete sie die Küchentür und die versammelten Ordensmitglieder, die sich mittlerweile schwatzend am Küchentisch niedergelassen hatten, sahen auf. Einige von ihnen standen auf und schlossen mich in die Arme, allen voran natürlich Gawain, direkt gefolgt von Jake, Sirius und Remus. Und dann fand ich mich zu meiner Überraschung ganz plötzlich in Fleur Delacours Armen wieder.

«Fleur? Was machst du den hier?», fragte ich überrascht, als die Französin mich losliess.

«Isch 'abe beschlossen, su kämpfen, genau wie du, Adrienne», erklärte sie und warf ihr wunderschönes, langes, blondes Haar zurück.

«Genau wie Bill», kam es hüstelnd von einem der Ordensmitglieder am Tisch.

Aha, das klang ja ... interessant. Ich ging allerdings nicht näher darauf ein. Jedenfalls nicht jetzt.

«Es ist schön, dich zu sehen, Fleur. Wie geht es dir?», fragte ich sie ehrlich lächelnd.

«Gut, sehr gut. Und dir? Isch 'abe eben erst erfahren, dass du ... dass du ein ... Obscurial bist.» Die letzten Worte flüsterte sie nur und sah mich dabei mit grossen Augen an, ob aus Ehrfurcht oder Angst konnte ich nicht sagen. «'attest du Probleme bei der Flucht aus 'ogwarts?»

«Ich bin gut durchgekommen. Es hat seine Vorteile, ein Obscurial zu sein – besonders wenn man sich unbemerkt durch dunkle Gänge schleichen will.» Ich versuchte mich an einem Lächeln, das mir jedoch nur halbwegs gelang. Erst jetzt wurde mir so langsam wirklich bewusst, was die Vorfälle dieses Abends für mich bedeuteten. Verzweifelt suchte ich Mas Blick. «Ich kann nicht mehr zurück, oder? Nie mehr», fragte ich leise, schon wieder den Tränen nahe.

Ma schüttelte stumm den Kopf, in ihrem Blick lag Mitleid.

«Das Wichtigste ist, dass du jetzt in Sicherheit bist, Adrienne», mischte sich eine neue Stimme ein.

Überrascht sah ich auf und entdeckte Professor Dumbledore am anderen Ende des langen Küchentischs.

Nun erhob sich der vertriebene Schulleiter und kam zu uns herüber. «Du bist in Sicherheit, Adrienne, vorerst ist das das Einzige was zählt. Für alles andere, wie du deinen Abschluss machen kannst und was danach kommen soll, dafür finden wir schon eine Lösung, versprochen. Vielleicht können wir es einrichten, dass du die Nachprüfungen im Ministerium ablegen kannst, zusammen mit jenen, die nicht in Hogwarts unterrichtet werden ... vermutlich müsstest du das unter falschem Namen tun ... wir werden sehen. Vorerst jedoch muss ich dich bitten, genau wie Sirius das Hauptquartier nicht zu verlassen. Umbridge wird mit Sicherheit dafür sorgen, dass jeder einzelne Auror im Land die Augen nach dir offenhält.» Er sah mich ernst an. «Am besten nutzt du die Zeit, um für deine UTZ-Prüfungen zu lernen, Adrienne. Ich kann dich gerne dann und wann unterrichten, wenn du Fragen hast in den Bereichen Verwandlung, Zauberkunst, Arithmantik und Alte Runen. Bei Verteidigung gegen die dunklen Künste kannst du dich sicher an Remus oder Mad-Eye wenden oder einen unserer anderen Auroren.»

Ungewisse Wege - Adrienne Seanorth 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt