The Sound of Silence (Kapitel 18)

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-Hermines Sicht-
Das Gespräch mit Fey war erfrischend und irgendwie habe ich mich schließlich in ihrer Nähe wohlgefühlt. Ich kann nicht genau sagen, was genau es war, aber sie hat etwas an sich, dass mich schwer begeistert. Schon seit der ersten Begegnung blicke ich zu ihr auf. Sie ist immer die ruhe in Person und hat ein Auge auf alles um sich herum. Ich bewundere sie zutiefst. Doch eine Frage lässt mich einfach nicht mehr los. Woher genau wusste sie, wo ich bin? Keiner weiß von diesem Ort. Oder nein, jemand weiß von ihm. Aber warum sollte Minerva mir so in den Rücken fallen? Die letzten Spuren der Tränen wische ich mir energisch von den Wangen und verlasse mit einem letzten Blick meine Lichtung. In dem Moment bin ich froh, dass Fey schon gegangen ist. Es treten wieder die Zweifel in mir auf und ich versuche sie energisch von mir zu schieben. Ich schüttle den Kopf, in der Hoffnung, dass es etwas bringt und siehe da, die düsteren Gedanken verschwinden. Voll mit neuem Tatendrang verlasse ich den Verbotenen Wald und mache mich auf dem Weg zu Minerva. Es wird Zeit, dass wir ein ernstes Wörtchen miteinander sprechen. Sie kann doch nicht einfach verraten, wo ich mich zurückziehe.

Auf den Weg ins Schloss begegne ich zum Glück niemanden und schließlich stehe ich vor der Tür meiner ehemaligen Hauslehrerin, nun neuen Schulleiterin. Ein wenig schwermütig hebe ich meine Hand und klopfe. Kurz herrscht vollkommende Stille, nur mein Herz schlägt und das wohl etwas zu schnell und laut. Mir kommt es vor, als würden Minuten vergehen, bis sich die Tür vor mir öffnet und Minerva vor mir steht. Diese blickt mich verwundert an und doch lässt sie mich nach wenigen Sekunden eintreten. Der Schritt über Schwelle fällt mir schwer, weiß ich doch, dass es nun das erste Mal ist, seit der Schlacht. Ich blicke mich vorsichtig im runden Büro um und erkenne mit Freude, dass Minerva dieses nicht vollkommen neugestaltet hat, sondern nur ihren Stil mit eingebracht hat. So bleibt immer etwas von den ehemaligen Schulleitern erhalten. Klar es gibt die Bilder, aber diese reichen nicht aus, um den Charme der Schulleiter in diesem Raum zu fesseln und immer wieder zu spüren. Mein Blick wandert über die Portraits und als meine Augen auf den leeren Platz über dem Namen „Severus Snape" hängen bleiben, kann ich mir ein seufzen nicht verkneifen. Er hat alles für uns geopfert und doch findet man kein einziges Bild von ihm. Schnell schüttle ich diese Gedanken wieder ab, ich war aus einem anderen Grund hier. Ich drehe mich zurück zu Minerva, die die Türe wieder geschlossen, sich aber ansonsten nicht bewegt hat. Unruhig und nicht wissend, wie ich beginnen soll, gehe ich auf das Sofa zu und lasse mich darauf sinken. Erst dann blicke ich wieder auf und plötzlich kann ich die Worte nicht mehr in mir halten: „Minerva, ich danke dir für den Turm, meine Privatsphäre und all dein Entgegenkommen, doch eines verstehe ich nicht. Wieso musstest du Fey verraten, wo ich bin? Ich wollte alleine sein und mit niemanden reden." Neugierig und wirklich interessiert an ihrer Antwort blicke ich auf und sehe in zwei besorgte Augen. Ich kann nur denken, nein nicht schon wieder, doch beginnt Minerva schon zu sprechen: „Hermine, ich hätte nichts gesagt, wäre Miss Brain nicht zu mir gekommen und hätte gesagt, was sie dich gefragt hat und wie deine Reaktion darauf war. Mir war zwar bewusst, dass du alleine sein willst und doch habe ich wohl gehofft, dass du dich endlich jemanden öffnest. Ich sehe, dass du eine Last mit dir umherträgst und will dich auch nicht dazu drängen darüber zu sprechen, aber Angebote von unterschiedlichen Leuten fruchten manchmal einfach besser. Es tut mir leid, wenn du dich in die Enge gedrückt gefühlt hast. Dies war niemals mein Plan. Ich hatte dich in den Wald huschen sehen und Miss Brains Worte darüber, dass du Tränen in den Augen hattest, konnten nicht verhindern, dass ich ihr verrate wo du bist. Ich bitte dich Hermine, verzeih mir. Ich mache mir doch nur Sorgen um dich." Ihr sorgenvoller Blick ruht die gesamte Zeit auf mir, während sie spricht und unter diesem werde ich ganz klein. Ich weiß nicht, was ich darauf erwidern soll und so schweige ich lieber. Plötzlich ist es so still im Raum, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Selbst die ehemaligen Schulleiter halten ihre Klappe, was mich verwundert zu ihnen sehen lässt. Doch die Portraits waren leer. Sie hatten uns alleine gelassen. Einen Moment starre ich noch an die freie Stelle neben dem Bild von Dumbledore, dann erhebe ich mich und wende mich wieder Minerva zu: „Minerva, ich werde dir verzeihen. Dich allerdings bitten niemandem sonst von diesem Ort zu erzählen. Jetzt werde ich in den Turm zurückkehren und mal schauen, wie es Draco geht. Die Offenbarung von seinem Vater war und ist nicht harmlos und eigentlich möchte ich für ihn da sein. Frag mich nicht wieso, ich kann es mir selbst nicht beantworten. Wie soll ich dann dir eine Antwort geben können? Wir sehen uns die Tage." Und mit diesen Worten verschwand ich in den Turm.

-Dracos Sicht-
Als Fey mich verlassen hat, tigere ich noch etwas unruhig hinter der Tür auf und ab, bis ich mich schließlich setzte und meinen Gedanken freien Lauf lasse. Die Richtung, die diese einschlagen gefallen mir zwar nicht und doch muss ich sie zulassen um zu verstehen, was genau ich fühle.

Und so wandern meine Gedanken zurück zum heutigen Morgen. Ich war nervös und wütend zu gleich. Mein Vater wollte etwas von mir und doch tauchte er hier nicht auf, sondern bestellte mich wie so oft zu sich. Das Blaise nicht da war und ist, macht mir zusätzlich zu schaffen. Ich hätte meinen Freund heute gebraucht, doch er wusste schließlich von nichts und so musste ich alleine hingehen. Wobei alleine war ich nicht, Hermine hat ihr Angebot wahr gemacht und sie hat mich begleitet. Anfangs hat sie mich nur nervöser gemacht und hat so meine Unruhe nicht besänftigt. Doch als mein Vater seine Worte ausgesprochen hat, war ich ihr so dankbar, dass sie da war. In dem Moment, in dem mein Vater geendet hat, hat ihre Hand meine unter dem Tisch gefunden und einmal fest zugedrückt. Ein Zeichen, dass sie bei mir ist, egal was los ist. Diese minimale Geste hat mich unglaublich beruhigt und ich habe all meine Emotionen im Griff halten können. Ich habe wohl nicht nur mich mit meiner Reaktion überrascht, sondern auch meinen Vater und zu verdanken habe ich dies Hermine. Während ich gegessen habe, ist mein Blick immer wieder zu ihr gewandert. Ja ich hasse mich für diese Gedanken, aber ich konnte nicht aufhören ihre wunderschönen langen braunen Haare zu sehen. Wie sie leicht über ihre Schultern fallen oder ihre braunen Augen, die erst auf Fey und schließlich auf mir geruht haben. Ihre perfekten Lippen und das leichte Lächeln, dass an ihren Lippen gezupft hatte. Doch dann ist mein Blick zurück zu ihren Augen gewandert und ich habe die dunklen Ränder unter ihnen entdeckt. Sie scheint nicht zu schlafen, oder aber nur sehr schlecht. Ich kann es nicht genau sagen. Die Reaktion von Edgar habe ich nicht mitbekommen und ich wurde erst durch Feys Frage aus meinen kuriosen Gedanken gerissen. Der Schmerz, der in diesem Moment in Hermines Augen zu sehen ist, hat etwas in mir zerrissen und ich kann nicht mal genau sagen, was es genau gewesen ist. Ihre Augen, die langsam anfingen in Tränen zu schwimmen, gaben mir den Rest. Am liebsten hätte ich einen Arm um sie gelegt, doch in genau diesem Moment ist sie aufgesprungen und hat die Wohnung fluchtartig verlassen. Feys fluchen, war heftig und man hat gesehen, dass sie sich über sich selbst geärgert hat.


Und nun sitze ich hier am Tisch und kann meine Sorge um Hermine nicht weiter leugnen. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte nach ihr gesucht, doch dies wäre sicher nicht in ihrem Interesse. Ich brauchte jetzt jemanden zum Reden, aber nicht Hermine. Denn wie sollte ich mit ihr über sie sprechen? Eben, es ist schlicht und ergreifend unmöglich. Und so schüttle ich diesen Gedanken ab und denke an den Blick von meinem Vater, als Fey mit mir die Wohnung verlassen wollte. Irgendetwas wollte er mir eigentlich noch sagen und doch hat er den Zeitpunkt verpasst. Ich bin ihm nicht böse, den ob ich heute noch mehr vertragen hätte, ist schwer zu sagen. Aber ich denken eher nein. In der Hoffnung, dass er nun nicht zu lange wartet, stehe ich auf und laufe in die Wohnungseigene Bibliothek. Was McGonagall hier gezaubert hat, ist einfach magisch und ich kann Hermine verstehen, warum sie hier so gerne ist. Ich greife nach dem Buch von heute Vormittag und lasse mich auf das Sofa sinken. Auch wenn in meinem Kopf ein Sturm der Gedanken tobt, schaltet er sich ab, als ich die ersten Zeilen lese. Dies liebe ich so sehr an Geschichten.

Ich weiß nicht, wie lange ich in meinem Buch gelesen habe, doch plötzlich schrecke ich hoch und erkenne Hermine.

-Hermines Sicht-
Ich weiß nicht wie lange ich schlussendlich im Wald und bei Minerva war, doch als ich den Turm betrete ist es in diesem mucks Mäuschen still und ich mache mich auf Fußspitzen auf die Suche nach Draco. Ein Raum nach dem anderen klappere ich ab, bis nur noch die Bibliothek fehlt. Ich schiebe die Tür leise auf und bleibe wie angewurzelt stehen. Da sitzt er. Die Beine angezogen, die Schuhe ausgezogen, unter einer Decke eingekuschelt auf dem Sofa und ist vertieft in sein Buch vom Vormittag. Ich lasse meinen Blick über ihn schweifen und kann ein Lächeln nicht mehr verbergen. Er sieht so harmlos aus, fast wie ein Engel. Sein platinblondes Haar liegt zerzaust auf seinem Kopf. Sein Blick ruht auf den Seiten und seine Atmung geht normal. Mein Blick wandert weiter zu seinen Händen, die das Buch festhalten und vorsichtig eine Seite nach der andern umblättern. Schließlich löse ich mich von diesem Bild und gehe auf ihn zu. Noch während meiner Bewegung löst sich eine vorwitzige Strähne vollends vom Kopf und fällt ihm leicht ins Gesicht. Ihn scheint es nicht zu stören und ohne zu wissen, was genau ich hier eigentlich mache, strecke ich meine Hand aus und stecke die Haarsträhnen wieder hinter sein Ohr. In diesem Moment schreckt er auf und greift fest um mein Handgelenk, unsere Blicke treffen uns und der Griff wird lockerer, bis er mich schließlich ganz loslässt und mich entschuldigend ansieht. Er möchte etwas sagen, doch ich schüttle den Kopf. Meine Kehle ist plötzlich so trocken wie die Sahara und ich bekomme kein Wort heraus.

-Erzähler Sicht-
Sie stehen sich gegenüber, sie leicht über ihn gebeugt. Die Hände noch immer erhoben und doch berühren sie sich nicht. Ihre Blicke sind auf einander gerichtet und keiner der beiden schafft es einen Ton aus sich herauszubringen. Die Zeit scheint wie festgefroren zu sein. Die Luft fängt an zu knistern und man kann förmlich die Magie im Raum fühlen. Nicht nur die Magie, die zwischen den beiden entsteht, sondern auch die Magie, die der Raum von sich gibt und jeder der beiden selbst. Es sprühen rote, goldenen, grüne und silberne Funken durch den Raum. Ein Zuschauer würde sagen, dass sind Spezialeffekte, aber das sind sie definitiv nicht. Es ist Magie, die sich auflädt und in bunten Funken wieder entlädt. Sie bilden Bilder und Formen und niemand könnte genau sagen, was diese aufzeigen. Doch plötzlich verschwindet die Magie, als man ein lautes Räuspern hört.


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Da bin ich wieder und im Gepäck hatte ich ein Kapitel. Was sagt ihr dazu? Ab nun wird es wieder regelmäßig Updates geben. Alle zwei Wochen Donnertags. Am Montag startet auch Eine Bitte und deren Folgen wieder.
Bis dahin, eine gute Zeit.

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