Kapitel 11

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Das Herz schlägt mir noch immer bis zum Hals, als ich die Türe hinter mir schließe und mich auf den Weg in die Küche zu machen. Außer dem Bananenbrot, habe ich heute noch fast nichts, bis auf einen Muffin aus der Cafeteria, gegessen.

Ich gehe davon aus, dass ich alleine zu Hause bin, da meine Mutter normalerweise um diese Uhrzeit noch auf der Arbeit ist. Also nehme ich mir einen kleinen Topf, befülle ihn mit Wasser und hole Nudeln aus unserem kleinen Vorratsschrank. Ich habe Glück, dass überhaupt noch welche da sind, denn meine Mutter legt keinen sonderlich großen Wert auf einen vollen Vorratsschrank. Anders als Danielle die sogar eine Speisekammer besitzt, die mit allen Lebensmitteln die das Herz begehrt gefüllt ist.

Gerade als ich den Herd anmachen will, höre ich Schritte. Ein paar Sekunden später, sehe ich auch schon den Kopf meiner Mutter an der Türe.

„Hi Olivia! Ich habe heute früher Schluss gemacht und dachte wir könnten uns vielleicht was bestellen und zusammen essen.", sagt meine Mutter mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

„Ich wollte mir eigentlich gerade was kochen... aber bestellen geht natürlich auch.", mehr sage ich nicht zu ihrem Vorschlag, der sich eigentlich eher wie eine Frage angehört hat. Ich freue mich zwar darüber, dass sie Zeit mit mir verbringen will, aber im Moment bin ich viel zu aufgewühlt dafür, dass ich noch einen unglaublichen Enthusiasmus an den Tag legen könnte.

Ein enttäuschtes, gekünstelt lächeln liegt meiner Mutter auf den Lippen.

„Ist alles gut bei dir? Du siehst traurig aus."

Zu gerne würde ich ihr alles erzählen, doch wie auf Knopfdruck fahren meine Schutzmauern wieder hoch. Die einzige Person vor der ich sie vielleicht hätte fallen lassen ist Danielle. Doch in dieser Situation ist das auf keinen Fall möglich.

Mit einem mindestens genauso gekünstelten Lächeln wie das ihre schüttle ich den Kopf und gebe ihr als Antwort nur ein trockenes „Ja alles gut."

Ich drehe mich um und verlasse die Küche. Durch unseren, in schlichten Farben gestrichenen Flur, in welchem als einzige Dekoration ein paar unpersönliche Bilder an der Wand hängen, gehe ich den Weg zur Treppe, die zu meinem Zimmer hinaufführt.

Dort angekommen, setze ich mich geradewegs an meinen Schreibtisch, den Ort an dem ich am besten nachdenken kann. Es ist zwar nicht besonders gemütlich, aber von meinem Schreibtischstuhl habe ich einen perfekten Ausblick aus dem Fenster auf die Silhouette unseres kleinen Städtchens und ihre Häuser, die in einen wunderschönen Sonnenuntergang übergehen.

Ich liebe Sonnenuntergänge. Sie sind unglaublich schön und jedes Mal, wenn ich ihn aus meinem Fenster beobachte, schieße ich ein Foto. Doch bisher habe ich kein einziges Bild hinbekommen, dass der Schönheit des Sonnenuntergangs gerecht wird.

Doch heute ist das was ich sehe als ich aus dem Fenster schaue, kein Sonnenuntergang. Es ist mein Untergang. Oder besser gesagt ist er mein Untergang.

Juliens Auto steht nach wie vor auf dem Parkplatz an dem es stand als er mich vor wenigen Minuten zu Hause abgesetzt hat.

Was macht er hier?

Ich wünschte ich könnte mir diese Frage beantworten. Doch das Einzige was diese in mir hervorruft ist das was dieser schon in den letzten Wochen in mir hervorruft. Verwirrung.

Im gleichen Moment in dem ich mir diese Frage gestellt und mir im Bruchteil einer Sekunde schon alle möglichen Szenarien ausgemalt habe, startet Julien den Motor und fährt wieder davon.

Fuck! Mein Plan mich nicht mehr von Julien aus dem Konzept bringen zu lassen ist schon wieder gescheitert. Und das auch noch drei Mal an diesem Tag. So kann das nicht weiter gehen, fasse ich den Entschluss.

Einmal mehr schwöre ich mir selbst, dass ich niemals anfangen werde Julien Haze zu mögen, da das was er mit mir macht, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit genau das gleiche ist, was er auch mit seinen anderen 100 Schlampen abzieht. Und dass eine Sache klar ist. Ich werde niemals eine von diesen Schlampen werden.

My Heart beats fasterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt