Kapitel 10

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Mit einem viel zu schnellen Herzschlag sitze ich in Juliens Auto. 

Er hat kein Wort mehr gesagt seit wir aus dem Haus gegangen sind und zwischen uns herrscht eine angespannte Stimmung. Ich habe mich nicht einmal getraut ihn anzusehen. Erst jetzt finde ich den Mut dazu, da mein Verlangen danach endlich wieder in sein Gesicht sehen zu können einfach zu groß ist.

Ich drehe meinen Kopf ein Stückchen in seine Richtung und beobachte ihn, wie er gerade dabei ist, den Schlüssel ins Zündschloss zu stecken und umzudrehen.

Sein ganzes Auto ist von einer Duftwolke die nach ihm und seinem Duschgel riecht umhüllt. Ich muss mich bemühen seinen Duft nicht laut einzuatmen um ihn für immer in mein Geruchsgedächtnis aufzunehmen und niemals zu vergessen.

Ein Hauch von Minze, vermischt mit dem angenehmen Duft von Limetten oder Zitronen. Frisch und ansprechend.

Vollkommen benebelt von Juliens Geruch, sitze ich nun also in seinem Auto und das Einzige was zu hören ist, ist das nervige Piepen seines Parkassistenten. Seine Augen sind starr auf die Straße gerichtet und ich gebe alles, um mich nicht von seinem Anblick hinreißen zu lassen. Womöglich könnte er ja sehen, dass ich hin beobachte und diese Genugtuung hat er nicht verdient. Dann bildet er sich wahrscheinlich auch noch ein ich würde ihn mögen.

Um die Situation ein wenig zu entspannen, denke ich, dass es eine gute Idee ist, das Radio anzuschalten. Doch genau in dem Moment, in dem ich meine Hand in Richtung des Knopfes mit dem man das Radio einschalten kann bewege, greift Julien gerade nach der Kupplung um in einen anderen Gang zu schalten. Unsere Hände streifen sich.

Es ist zwar nur der Bruchteil einer Sekunde, doch diese kleine Berührung hinterlässt ein heißes kribbeln auf meiner Haut, das mich in den Wahnsinn zu treiben droht. Ich bemerke wie sich mein Atem beschleunigt und hoffe inständig, dass Julien das nicht tut.

Als ich es wage in seine Richtung zu schauen, blicke ich direkt in seine wunderschönen grünen Augen. Unser Blickkontakt ist intensiv und prickelnd und bringt mein Herz auf Hochtouren. Sein Mund öffnet sich ein Stück und einen Moment lang denke ich, er will etwas sagen. Doch dann schließt er ihn wieder und unterbricht unseren Augenkontakt in dem er wieder starr auf die Straße schaut.

Warum macht er das?, denke ich mir. Immer wenn ich gerade denke er könnte vielleicht doch nett, und kein vollkommenes Arschloch sein, überzeugt er mich vom Gegenteil.

Zum Glück wohne ich nur vier Straßen weiter, was bedeutet, dass ich nur ein paar Minuten in Juliens Auto aushalten muss. Diese kommen mir aber wie die längsten Minuten vor, die ich jemals erlebt habe. Wir haben immer noch kein Wort gewechselt und es ist leise die Melodie von Gorgeous- Taylor Swift zu hören. Ich konzentriere mich auf den Song, was es aber, wie mir einige Sekunden später klar wird, nicht wirklich besser macht.

You make me so happy it turns back to sad, there's nothing I hate more than what I can't have. You are so gorgeous it makes me so mad.

Wieder einmal hatte Taylor Swift es hinbekommen einen Song zu schreiben, der genau auf die Situation passt in der ich mich gerade befinde.

Noch immer völlig benebelt von Juliens Duft, sitze ich mit angespanntem Körper in seinem Auto und lausche dem Song meiner Lieblingssängerin, bis das Auto schließlich zum Stehen kommt und ein paar Meter entfernt von meinem Haus parkt.

Der Höflichkeit wegen drehe ich mich noch einmal zu Julien um, in dessen Blick irgendetwas liegt, dass ich nicht wirklich deuten kann. „Danke für's nach Hause fahren.", versuche ich so gelassen wie möglich über meine Lippen zu bringen. Das klappt jedoch nur mäßig.

Ich nehme meinen Rucksack und will gerade die Autotür öffnen, als Julien mich am Handgelenk packt, und mich somit daran hindert. Mein Atem stockt und mein Herz macht einen Satz. Mein Handgelenk fängt sofort an zu kribbeln und eine unglaubliche Hitze macht sich in meinem Körper breit.

Als ich meinen Kopf in Juliens Richtung drehe, betrachte ich ihn heute zum ersten Mal so, wie ich es schon in der Cafeteria, in der Küche der Familie Haze, und vor wenigen Minuten im Auto gerne getan hätte.

Seine Haare sind noch nass und fallen ihm wild auf die Stirn. Seine grünen Augen funkeln verführerisch und werden von seinen langen Wimpern, die ich ihm echt gerne abkaufen würde, perfekt umrahmt. Mein Blick wandert weiter an ihm herab, über seinen Oberkörper, der leider von einem schwarzen Hoodie bedeckt ist, hinunter zu seinen Beinen. Er trägt die passende Jogginghose zu seinem Hoodie und erneut muss ich meine Nase zügeln, da mir eine intensive Duftwolke in die Nase steigt. Mein Blick bleibt schließlich an seiner Hand hängen, an der ein paar Adern hervorstechen, welche nach wie vor mein Handgelenk umschlossen hält.

„Was war das heute, Liv?", bricht er die Stille zwischen uns. Ich weiß es ja selber nicht. Wie zum Teufel soll ich dann ihm eine Antwort darauf geben? Außerdem fällt mir wieder ein was für ein Arschloch er die letzte Zeit zu mir war und dass ich verdammt nochmal nicht so schnell weich werden darf.

Auch wenn er wirklich sehr gut riecht. 

Die Stelle an der er mich berührt kribbelt immer noch gefährlich und ich weiß genau, dass wenn er mich noch ein paar Sekunden länger so eindringlich anschauen würde, ich mich nicht länger beherrschen könnte, und ich mich auf ihn stürzen würde um ihm so Nahe zu sein wie ich es die gesamte letzte Woche sein wollte.

Gerade als ich kurz davor bin nachzugeben, wird meine Aufmerksamkeit von Juliens Handy erweckt, welches auf der Mittelkonsole seines Autos liegt und gerade aufleuchtet. Ich erkenne eine Nachricht von Snapchat. Chloe.

Das gibt mir den Rest. Auch Julien scheint meinen Blick auf sein Handy bemerkt zu haben und will gerade zur Sprache ansetzen als ich mich von seinem Griff befreie, aus dem Auto aussteige und dann die Auffahrt meines Hauses entlang renne. Fast schon panisch suche ich nach meinem Schlüssel, der mir schließlich Eintritt in mein Haus, in dem ich sicher vor Julien bin, gewährt. 

My Heart beats fasterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt