Kapitel 20

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„Kannst du mir bitte diese Schnallen zu machen? Diese scheiß Schuhe hassen mich!" fordere ich ihn mit verzweifelter Mine auf, nachdem ich eine halbe Ewigkeit damit zugebracht habe zu versuchen die Schnallen der Schlittschuhe an meinen Füßen zu schließen.

Seufzend kniet Noah sich vor mir hin und drückt, mit einer einzigen schnellen Bewegung, die Schnalle in die Sicherung, in der diese direkt einrastet. „Passt es so?", erkundigt er sich schließlich. Als Antwort bringe ich aber nur ein gequältes Nicken zu Stande, da er mir während er seine Frage stellt ununterbrochen in die Augen sieht. Zwischen uns herrscht eine merkwürdige Stille und keiner von uns wagt es sich von der Stelle zu rühren.

„Na dann los!", breche ich nach einer Weile doch noch das Schweigen. Hastig springe ich auf und laufe, so schnell es mir die Klötze von Schuhen an meinen Füßen es mir möglich machen, in Richtung der Eisbahn. Gerade lasse ich den Rand der Eisbahn los, da ich einigermaßen sicher auf meinen Füßen stehe, als Noah von hinten förmlich angeflogen kommt und mir einen gewaltigen Schubser verpasst. Augenblicklich gerate ich ins straucheln und bekomme gerade noch so Noahs Jacke zu fassen an der ich mich krampfhaft versuche festzuhalten. Gedanklich sehe ich mich schon auf geradem Weg nach unten segeln, doch dann bin ich wenigstens nicht alleine. Mit einem dumpfen Knall kommen Noah und ich ineinander verhakt auf dem Eis auf.

„Ey!", Noah stößt ein schmerzerfülltes stöhnen aus, als er sich an seinem Hintern reibt, auf dem er wenige Sekunden zuvor nicht gerade sanft auf das Eis geprallt ist. Er rappelt sich auf und steht im nächsten Moment wieder auf den Beinen, während ich mir eine gute und vor Allem schlagfertige Antwort überlege.

„Wenn du mich schubst musst du auch mit den Konsequenzen rechnen und klarkommen. Und außerdem bist du dazu verpflichtet mit mir durch alle Höhen und Tiefen zu gehen. Da gehört auf die Fresse fliegen nun mal auch dazu." Ein breites, diabolisches Grinsen breitet sich auf mein Gesicht. „Na dann wollen wir mal sehen, wie gut du noch fahren kannst.", sagt Noah mit einem ebenso breiten Grinsen im Gesicht, dessen Ursache ich mir nicht so ganz erklären kann.

Doch einen Moment später kann ich mir den Grund dafür erschließen, da Noah mit einer schnellen Bewegung auf mich zugestürmt kommt und versucht mich zu packen. Das Einzige was ich zu Stande bringe ist ein erschrockenes quieken, bevor ich mich ebenfalls in Bewegung setze und mich auf die Flucht vor Noah begebe. Immer näher höre ich das Geräusch der Kufen seiner Schlittschuhe kommen. Da ich mein Tempolimit bereits erreicht habe steuere ich mit einem geschickten Richtungswechsel den Rand der Eisbahn an. Ich bin nur noch maximal einen Meter von der Bande entfernt, als mit Wucht jemand gegen mich prallt und um zu verhindern, dass ich mich verletze beide Arme von hinten um meine Hüfte schlingt. Ein flaues Gefühl kommt in meinem Magen auf als ich mich vorsichtig umdrehe und ich merke, dass seine trotz meiner Bewegung an Ort und Stelle bleiben. Ich hebe meinen Kopf und sehe direkt in Noahs Augen. Sein Gesicht ist nur um einige wenige Zentimeter von meinem entfernt und ich sehe Unsicherheit in seinem Blick aufblitzen bevor er scharf die Luft einzieht. „Hab dich" flüstert er und kommt mir noch ein Stück näher. Je kleiner der Abstand zwischen uns wird, desto größer wird jedoch mein Gedanke an Julien und erneut verliere ich das Gleichgewicht und kippe beinahe nach hinten um, bevor Noah seinen Griff festigt und mich festhält. „Geht schon." bringe ich gerade noch heraus bevor ich mich sanft aber bestimmt aus seinem Griff wende und ein wenig Distanz zwischen uns.

In seinen Augen liegt ein merkwürdiger Ausdruck als er sich räuspert und mit merkwürdiger Anspannung in der Stimme zur Sprache anhebt. „Ich hole uns was zu trinken", ist das einzige was er sagt, bevor er sich umdreht und die Eisbahn verlässt.  

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