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02 andere gesichter

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SCHRITTE. Schreie. Lautes Poltern. Dunkle Flüssigkeit, welche die hellen Bretter auf dem Holzboden überzieht. Dann Hände. Hände, welche über mein Gesicht fahren. Etwas Spitzes. Blut. Noch mehr Schreie.

Ruhe.

                Instinktiv schlage ich die Lider auf und bemerke, dass sich meine Finger in meine linke Schulter krallen. Seufzend lasse ich locker.
»Alles okay?«
Solveig tritt an mein Bett, streicht eine verirrte Strähne aus meinem Gesicht. Die drei Ketten, welche sie stets um ihren Hals trägt, baumeln leicht vor uns zurück, was ich nachdenklich beobachte. Dann schüttle ich mit dem Kopf. »Alles okay.«
»Wirklich?«
Ihre Hand verweilt an meiner Wange, ihre braunen Augen scheinen tief in meine Seele zu blicken. Hexe, nennen sie manche aus der Stadt. In solchen Momenten glaube ich diesen Anschuldigungen.

»Da war wieder dieser Traum. Dieses Gefühl.«
Mit meiner freien Hand fahre ich über die Narbe an meiner Schulter. Solveig meint, dass ich sie mir versehentlich selbst zugefügt habe. Als Kind habe ich eines ihrer Messer vom Kräuterschneiden genommen und gespielt. Sie war für einen kurzen Augenblick unaufmerksam und schon blutete ich den Ärmel meines Kleides voll. Komisch, dass ich mich an so etwas nicht erinnern kann. Eigentlich ist mein Gehirn sehr aufmerksam.

»Es war nur ein Traum, Liebes. Versuch weiter zu schlafen.«
»Mutter?«
Ihr Mundwinkel zuckt leicht in die Höhe, bevor sie sich wieder zu mir setzt und die Decke bis zu meinem Kinn schiebt.
»Kann es sein, dass es vielleicht keine Träume, sondern Visionen sind? Wie bei einer Völva. Manchmal verspüre ich dieses komische Gefühl. Als würde Odin höchst persönlich meinen Nacken berühren. Darüber hinwegstreichen.«
Solveigs Stirn legt sich in Falten. »Warum denkst du das?«
»Ich weiß es nicht. Es fühlt sich an, als möchten mir die Götter irgendetwas sagen. Es ist wie eine Vorahnung. Die aufsteigende Dunkelheit vor einem schweren Sturm.«

Die einzige Kerze im Raum beginnt zu flackern. Lässt tiefe Schatten über das Gesicht meiner Mutter schimmern und weckt eine unerklärliche Furcht in ihren Augen.
»Warum darf ich nicht zum Seher?«, frage ich mit gesenkter Stimme, da die Stille mich langsam müde macht, jedoch zu viele Fragen in meinem Schädel umherwandern.
Solveig räuspert sich, drückt mir einen Kuss auf die Stirn und erhebt sich. »Du hast etwas besonderes an dir, Theda. Manche Menschen würden es nicht verstehen.«

Wie bitte?

Meine Lippen öffnen sich bereits für die nächste Frage, doch als sie die letzte Kerze auspustet und die Dunkelheit durch die Fugen kriecht, verstummen die Stimmen.

+++

                Ein Klopfen lässt mich von meiner Arbeit aufsehen. Solveig wischt sich die Hände an ihrem Kleid ab, schenkt mir ein kurzes Lächeln und tritt an die Tür heran. Seit vergangener Nacht betrachtet sie mich nur noch so. Ängstlich. Als könnte ich etwas sagen, was ihr gesamtes Leben verändert.

𝘿𝙀𝙑𝙄𝙇𝙎 𝙏𝙊𝙐𝘾𝙃 vikings Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt