Ich sah nach oben, dort an der Tür stand ein mir unbekannter Mann.
Ich schaute ihn an und zog eine Augenbrauen hoch.
Sein Gesucht verdunkelte sich, er ist sichtlich verärgert - wie schön- er öffnete die Tür und kam auf mich zu.Mit seinen imposanten bestimmt zwei Metern Körpergröße, überragte er mich deutlich. Sein Körper war trainiert, aber nicht bullig, was auf eine perfekte Balance zwischen Kraft und Geschicklichkeit hinwies. Ich konnte die Spuren vergangener Kämpfe auf seinem Gesicht erkennen – eine markante Narbe zog sich über seine Wange, aber seine dunklen kurz geschorenen Locken und diese wunderschönen Augen verliehen ihm eine gewisse faszinierende Ausstrahlung.
Als er sprach, hallte seine Stimme durch die Zelle, rauchig und voller Autorität. "Du wirst mir die Informationen geben, die ich brauche", sagte er ruhig, aber mit einer bedrohlichen Unterton. Seine Augen durchbohrten mich förmlich, während er darauf wartete, dass ich nachgab.
Während ich ihm gegenübersaß und seine fordernden Augen spürte, versuchte ich, alle Informationen, die ich über ihn gesammelt hatte, zusammenzufügen. Er war zweifellos ein Mann der Tat, ein Soldat, der seine Fähigkeiten und Entschlossenheit in den Dienst der Mafia gestellt hatte. Seine Kleidung, nicht lässig, verriet eine gewisse Ernsthaftigkeit und Effizienz, die typisch für jemanden war, der sein Handwerk verstand.
Die Frage, die sich mir jedoch stellte, war, ob sein Chef davon wusste, dass er hier war. Der Mann vor mir schien nicht der Anführer zu sein, sondern eher ein Instrument in den Händen einer größeren Macht. Wenn sein Auftritt hier nicht autorisiert war, konnte das bedeuten, dass er auf eigene Faust handelte – wie spannend!
Mir war bewusst, dass er mich höchstwahrscheinlich für eine gewöhnliche Studentin hielt. Es war Teil unserer Tarnung, die Ian, unser IT-Beauftragter und enger Freund, vorgeschlagen hatte, um uns unauffällig zu halten. Ich spielte die Rolle so gut ich konnte, bemüht, meine wahre Identität zu verbergen, während ich gleichzeitig meine Wachsamkeit bewahrte.
Die Tatsache, dass er mich für eine Studentin hielt, könnte meine Position als potenzielle Informantin schwächen.
Der Soldat starrte mich mit finsterem Blick an, als er seine Hand hob, um meine Gedanken zu unterbrechen. "Du kannst versuchen, dich hinter dieser Studentenfassade zu verstecken, aber ich durchschaue deine Täuschung", knurrte er und trat einen Schritt näher.
Konnte er Gedanken Lesen ?
Ich hielt meinen Blick ruhig, versuchte, meine Nervosität zu hervorzuheben. "Ich weiß nicht, wovon du redest", erwiderte ich, meine Stimme so zittrig wie möglich hielt.
Ein spöttisches Lächeln erschien auf seinen Lippen. "Oh, komm schon. Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich dich für eine harmlose Studentin halte? Deine Augen verraten mehr, als du denkst."
Ich schluckte schwer, versuchte, noch mehr in mein Schauspiel zu kommen.
"Was willst du von mir?", fragte ich, meine Stimme leicht zitternd.Er trat noch näher, bis nur noch wenige Zentimeter uns trennten. "Ich will die Wahrheit. Und ich werde sie bekommen, ob du willst oder nicht." Seine Stimme war ruhig, aber drohend, als er mich durchdringend ansah.
Ich holte tief Luft, ja genau so nur noch etwas mehr Angst. "Weißt du, während meines Studiums habe ich viel über Typen wie dich gelernt", sagte ich mit einem Hauch von Unsicherheit in meiner Stimme. "Und ich habe gelernt, wie ich mich in solchen Situationen zu verhalten habe."
Der starke Mann vor mir hob skeptisch eine Augenbraue. "Oh ja? Und was genau hast du gelernt?"
"Zum Beispiel, wie man ruhig bleibt und zu 90% sicher falsch entführt wurde.", antwortete ich selbstbewusst. "Und wie man erkennt, wenn jemand blufft."
Ein schwaches Lächeln huschte über die Lippen des Braunhaarigen. "Du bist mutiger, als du aussiehst", murmelte er, bevor sein Gesicht wieder ernst wurde. "Aber sei gewarnt, ich spiele keine Spiele. Ich werde bekommen, was ich will, auf die eine oder andere Weise."
Als einer meiner Entführer und ich uns gegenüberstanden, trat plötzlich eine weitere Gestalt in die Zelle. Der Schönling vom Anfang, groß und breitschultrig, betrat den Raum mit einer bedrohlichen Aura. Sein Blick war kalt und berechnend, als er die Situation überblickte.
"Eduardo, was ist hier los?", fragte Alejandro mit einer tiefen, unheilvollen Stimme, während er seinen Blick zwischen uns hin- und herwandern ließ.
Eduardo also.
Eduardo verzog keine Miene, als er antwortete: "Wir haben hier jemanden, der einige Informationen für uns hat. Aber sie ist zäher, als ich dachte."Die Augen des Schönlings blitzten vor Entschlossenheit, als er auf mich zutrat. "Dann überlass es mir, Eduardo. Ich werde dafür sorgen, dass sie spricht."
Ich schluckte schwer, als ich erkannte, dass die Situation sich gerade drastisch verschärft hatte. Zwei Entführer waren definitiv schlechter als einer.
Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter, als ich realisierte, dass ich die Namen der Entführer kannte und nun keine Hoffnung mehr hatte, dass sie mich freilassen würden. Die Aussicht, in ihrem Gewahrsam zu bleiben, war plötzlich viel düsterer geworden. Eduardo und der Schönling waren keine Männer, mit denen man leicht verhandeln konnte – sie waren skrupellos und gefährlich.
Mein Verstand arbeitete auf Hochtouren, auf der Suche nach einem Ausweg aus dieser aussichtslosen Situation.
Lies ich meine Tarnung aufrecht oder nicht?Trotz der beunruhigenden Präsenz von meinen zwei heißen Entführer bemühte ich mich, meine Tarnung als Studentin aufrechtzuerhalten. Ich zwang mich, ruhig zu bleiben, und sprach mit einer Mischung aus Ängstlichkeit und Entschlossenheit: "Bitte, ich verstehe nicht, warum ich hier bin. Ich bin nur eine Studentin, ich habe nichts mit euren Angelegenheiten zu tun."
Sie tauschten einen skeptischen Blick aus, aber ich fuhr fort: "Ich weiß nicht, was ihr von mir wollt, aber ich kann euch nichts geben. Ich bin unschuldig, ich schwöre es."
Die beiden Männer schwiegen einen Moment lang, bevor Eduardo mit einem knurrenden Ton antwortete: "Du spielst ein gefährliches Spiel, Kleines."
"Bitte, ich möchte nur nach Hause gehen. Ich werde niemandem von euch erzählen, ich schwöre es. Lasst mich einfach gehen."
Ich hatte viele meiner Opfer die gleich ausreden sagen hören.
Erbärmlich.Der Schönling kniete sich plötzlich vor mir nieder und sprach mit sanfterer Stimme: "Hör zu, ich verstehe, dass das hier für dich beängstigend ist. Aber ich kann dir versichern, dass wir keine Absicht haben, dir Schaden zuzufügen. Ich werde dich jetzt duschen und auf die Toilette gehen lassen. Danach werden wir weitersehen, wie wir mit dieser Situation umgehen."
Seine Worte klangen beruhigend, aber ich wusste, dass ich ihm nicht vertrauen konnte. Dennoch beschloss ich, die Gelegenheit zu nutzen, um meine Situation zu verbessern. "Vielen Dank", sagte ich mit einem zittrigen Lächeln, "ich weiß das wirklich zu schätzen wissen."
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Diez de Bonilla
Action**Klappentext:** In einer Welt voller Dunkelheit und Verzweiflung, wo Familie zu Fremden wird und Rache die einzige Währung ist, stehen Xaviera und ihr Zwillingsbruder Xavier allein gegen die Abgründe der Menschheit. Getrieben von einem unstillbaren...