Chapter 10*

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Eduardo

Als ich mir die Augen rieb, konnte ich nicht mehr auf den Bildschirm starren. Sie saß einfach da, regungslos, und ein Ausdruck der Genervtheit machte sich auf meinem Gesicht breit. Trotz ihrer gefesselten Lage zeigte sie keine Anstrengung, sich zu befreien, und dieser Mangel an Initiative irritierte mich zunehmend.

Ich rollte mit den Augen und seufzte laut, während ich ihre scheinbare Passivität beobachtete. Es schien, als ob sie keine Geduld für unsere Versuche hatte, sie zu brechen.
Ihre scheinbare Hoffnungslosigkeit ärgerte mich, weil sie unsere Erwartungen nicht erfüllte, weil sie uns das Gefühl gab, es wäre ihr ein Scheiß Vergnügen hier zu sein.

Vielleicht sah ich in ihr nicht den resignierten Gefangenen, den ich erwartet hatte, sondern eine widerständige Seele, die sich weigerte, sich unserem Willen zu beugen.

Wie auch immer meine Gründe waren, meine Genervtheit war offensichtlich, und ich konnte spüren, wie sie die Atmosphäre um uns herum vergiftete.

Mittlerweile hatte mich Diego sehr verunsichert, er war für das ganze IT zuständig und konnte kaum was über sie rausfinden.
Es machte mich verrückt, die komplette situation machte mich fertig.

Madre und Padre
- auch wenn sie nicht meine Leiblichen Eltern waren hatten sie mich immer wie ihr eigenes Kind behandelt-
sind zum Glück momentan nicht im Hauptsitz, sie würden vermutlich uns den kopf abreisen.
Wir wussten zwar alle das es einen Grund hatte das sie schwiegen, aber Alejandro sollte irgendwann das Geschäft übernehmen, wir alle sollte in alles eingeweiht sein.
In Jeder verschissene Angelegenheit!

Als mein Fokus erneut auf den verdammten Bildschirm wechselte, bemerkte ich mit wachsender Frustration, dass sie sich immer noch nicht einmal bewegte, nicht einmal ihre Wimpern zuckten. Ein Gefühl der Unzufriedenheit breitete sich in mir aus, während ich sie weiterhin regungslos betrachtete.

Ich stand abrupt auf, der Stuhl rutschte quietschend über den Boden, und ich spürte den plötzlichen Drang, aus diesem nicht dekorierten Raum zu fliehen. Der Raum mit den Kameras für die Zellen war nicht weit entfernt, aber geschützt. Ich stürmte hinaus und in Richtung von Diego, in der Hoffnung, dass er irgendwelche Informationen hatte. Ich konnte es einfach nicht ertragen, nichts über sie zu wissen. Es machte mich und die anderen krank vor Unwissenheit.

Aber wir musste uns beherrschen. Wir durften nicht nachlassen, durfte nicht in Versuchung geraten, sie körperlich zu quälen, auch wenn es gegen all unsere Prinzipien ging. Ich zwang mich, ruhig zu bleiben, die aufkommenden Emotionen zu unterdrücken. Ich musste einen klaren Kopf behalten, um herauszufinden, was sie wusste, ohne unsere moralischen Grenzen zu überschreiten.

Durch das Hängen an meinen Gedanken hatte ich den Weg zu unserem Abteil von selbst gefunden und stand nun vor ihrem Flügel des Anwesens. Jeder - also Die Zwillinge, Madre und Padre, Álvaro und Sofía, die Jungs und ich, und die Angestellten - haben jedes ein eigenes Abteil: große, beeindruckende Flügel, die verschiedene Räume und Bereiche für unterschiedliche Zwecke beherbergten.

Das der Angestellten war eher die komplette "Keller Etage", die Zellen lagen mehrere hundert meter vom Anwesen weg - dort wo auch unsere Haupt Garage war.

Ich klopfte nicht an, Diego wusste bestimmt schon das ich kam — er wusste es immer.

Vertieft mit meinen Gedanken bemerkte ich kaum wie ich vor den abwarteten Diego stand.
"Was habt ihr über sie rausgefunden?" Fragte ich als ich merkte das auch Javier bei Diego war.
"Naja sie ist eine ganz normale Frau-"
"-Sie hat eine weiße Weste und sonst keinen scheiß in ihrem leben."
!que maldita mierda! - verdammt!
"Ich will alles wissen! Lebenslauf, ihre Eltern, wo verdammt nochmal sie ihren Kaffe holt!"
Die Wut in mir stieg ins unermessliche. Sie war die frau auf den Überwachungsbändern, sie war es!
Und doch brachte sie uns keinen Zentimeter näher an unser Ziel!

Nach einer Halben Stunde weiter auf den Bildschirm starren durchschnitten die Stimmen von Javier und Diego meinen aufbrausenden Gedanken Fluss.
"Sie ist 25 und lebt in der Stadtmitte nähe der Universität Sie studiert Psychologie, Schwerpunkt darauf angelegt Kriminalpsychologin zu werden."
Kam es von Javier
"Ihre Eltern starben als sie klein war, erschossen weil sie in eine Straßen Schießerei geraten sind."
Setzt Diego direkt nach.
"Alles in allem ist alles normal bei ihr, es deutet nichts darauf hin das sie irgendwas mit der Sache zutuen hat."

Ich schüttelte den Kopf, das kann doch nicht alles sein?!

"Wie heißt sie, welche Beziehungen hat sie, was macht sie auf der gleichen Veranstaltung wie Madre und Padre, jedoch warum konntet ihr mir das erst jetzt sagen?! Warum habt ihr das nicht mit dem Video Material gekonnt?"
versuchte ich alle Lücken zu füllen die in mir aufkamen.
"Sie ist nicht leicht zu finden Ihre Akte hat die Polizei verschlossen." kam es bedauerlich von dem sonst so durchblickenden Javier.
"Wir haben sie zwar aber sie ist so belanglos wie es nur geht Auf die Feier kam sie nur weil einer der Gäste ihr das Studium finanziert, Stipendium und sowas mit dem sie fast fertig ist, sie hat in zwei Wochen eigentlich ihre Prüfung und ihren Kaffe holt sie am liebsten in einem kleinen Bistro das was man ihr lassen muss echt schön ist, 4,9/5 Sterne Bewertung es sind eben nur 100 Bewertungen, es ist eher ein Insider."

Ich hatte weiterhin kein Gutes Gefühl bei ihr, sie war zu perfekt.

Es macht Trotz allem einfach kein sinn, sie ergibt keinen Sinn.

"Und der Mann der bei ihr war?" versuchte ich meine letzte Rettung.
"Man erkennt ihn kaum auf den Bildern vergleichbar ist er trotzdem mit tausenden auf ihrem Campus also nichts verwertbares."

"Dann muss sie es selbst sagen." Meinte ich und ging so schnell ich gekommen war wieder.

Sie war zu durchschnittlich laut ihrem Leben aus der Akte, für diese Situation in der sie war ist sie viel zu Entspannt.

Sie müsste doch um ihr Leben flehen, Tränen vergießen, vor Angst zurückweichen, wenn wir näherkamen. Doch stattdessen saß sie da, ruhig und entspannt, als ob sie sich keiner Gefahr bewusst wäre. Ihr gelassenes Verhalten verwirrte mich zutiefst. Für mich war sie wie ein Buch mit sieben Siegeln, dessen Geheimnisse ich verzweifelt zu entschlüsseln versuchte.

Sie schien unantastbar, als ob sie eine undurchdringliche Mauer um sich herum errichtet hätte, die mich von ihr fernhielt. Ihre Fassade der Gelassenheit machte es mir unmöglich, das sie nur ein gewöhnliches studierendes Mädchen war.

Während meiner Zeit als Soldat habe ich oft miterlebt, wie meine Kameraden und Kameradinnen in weniger bedrohlichen Situationen umgedreht sind.
Und sie sitzt da als ob sie Urlaub hätte.
Warum? War sie auch eine Soldatin?

Während ich den Weg nach unten weiterging, hielt ich kurz inne und ließ meine Gedanken in die Tiefe des Abgrunds meiner Verwirrung hinabgleiten. Was verbarg sie hinter dieser Maske der Gleichgültigkeit? War es Mut, Stolz, Verzweiflung oder etwas ganz Anderes?

Ich nahm nun wieder die gezielte Strecke auf und machte mich auf dem weg zu unseren kleinen Besucherin.
Ich lief zielstrebig in Richtung ihrer Zelle, sie war etwas weiter weg von den anderen, auf einem anderen Stockwerk. Sie war besonders.

Als ich vor ihrer Zelle stand, bemerkte ich, dass sie immer noch regungslos auf den Boden starrte. Es schien, als ob sie sich in ihrer eigenen Welt verloren hatte, unbeeindruckt von meiner Anwesenheit. Doch ich ließ mich nicht davon abschrecken. Ich wusste, dass hinter ihrer scheinbaren Gleichgültigkeit ein Ozean von Gedanken und Gefühlen verborgen war, und ich war fest entschlossen, ihn zu erkunden.

"Also jetzt reden wir mal, findest du nicht auch es wird zeit was zu sagen?" Fragte ich sie, so neutral als würden wir über belanglose Themen reden. Nur war dieses Thema alles andere als belanglos....
Ihr kopf bewegte sich langsam hoch zu mir und blickte mir tief in die Augen.
Sie waren Grün.

Diez de BonillaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt