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Dana
Erneut war ich bei ihm. Wie ist das nur wieder passiert? Und warum hilft er mir eigentlich in letzter Zeit immer aus der Patsche? „Hast du eigentlich schon etwas zu Abend gegessen?" und wie auf Kommando grummelte mein Magen. Wie peinlich. ,,Das heißt dann wohl nein. Ich bestelle Pizza, irgendwelche Wünsche?" ich zögere. Kann ich immer wieder seine Hilfe annehmen ohne ihm etwas im Gegenzug zu geben? ,,Dana mich wird die Pizza nicht arm machen, also irgendwelche Wünsche?" musste er so mit seinem Vermögen angeben? ,,Pilze und Tunfisch, danke." Er lehnte an der Kücheninsel und tippte auf sein Handy umher. „Keine Oliven?" ich setzte einen angeekelten Blick auf und er lachte. Er sieht irgendwie süß aus wenn er lacht. „Wie kann man Oliven mögen? Die schmecken doch viel zu... nein einfach nein!" „Die frage ist eher wie kann man Oliven nicht mögen? Oliven sind ja wohl mal richtig lecker." ich setzte mich zu ihm an die Kücheninsel. „Du hättest auch einfach sagen können, dass du als Kind auf den Kopf gefallen bist und jetzt Geschmacks Verirrung hast." er lacht wieder.
„Du solltest aufpassen was du sagst, nicht dass ich es noch zu persönlich nehme und ich dich vielleicht feuer." Stimmt, warum vergesse ich so schnell, dass er doch eigentlich nur mein Boss ist? Ich sollte eigentlich gar nicht hier sein.

„Oh man, du solltest mal dein Gesicht sehen. Das war ein Witz, Dana. Machen wir es so, solange wir nicht auf der Arbeit sind, behandle mich doch einfach bitte nur wie Ares, nicht Mr. Kale, nicht dein Boss, sondern einfach nur Ares. Ares der lustige und schamante, okay?" ich konnte mein lachen nicht mehr zurückhalten. „Oh man, du bist so selbst verliebt, Ares." „Ich weiß." er lächelte. „Rot oder Weiß? Welchen Wein bevorzugst du?" Ich überlege kurz, ob ich einfach frei heraus mit ihm sprechen sollte, oder ich lieber aufpassen sollte, da Ares irgendetwas was ich sage ja vielleicht doch in den falschen Hals bekommen könnte und ich am ende wieder ohne Job da stehe. Doch obwohl er mein Boss ist, sitzt ich hier und fühle mich in seiner Anwesenheit wohl. Was macht er bloß mit mir?
,,Bist du nicht der reiche Schnösel von uns beiden? Du müsstest dich doch mit Wein auskennten, also was für einen Wein würden Sie vorschlagen, Mr. Kale?" Ein wenig provokant, aber dass sollte in Ordnung gehen. Er grinst. Ein gutes Zeichen, oder?
,,Aber natürlich Ms. Brown. Zu unserer Pizza würde ich Ihnen ein trockenen Rotwein empfehlen, wie zum Beispiel den Nero d'Avola." Ich konnte mein lachen nicht zurück halten. Mit was für einer Ernsthaftigkeit er das gesagt hat. ,,Ich bin mir sicher du hättest auch als Wein Verkäufern arbeiten können." ,,Ich denke eher weniger. Aber wenn einem etwas schmeckt, kann es nicht schaden mehr darüber zu wissen, oder nicht?" Er schenkt uns beiden ein Glas Wein ein. Zusammen gingen wir wieder zur Couch und ich achtete besonders gut darauf, nichts von dem Wein auf die Couch zu kleckern.
Bevor eine Stille auftritt, frage ich: ,,Darf ich dich etwas persönliche fragen?" ,,Mmh. Aber nur wenn du mir im gegenzug auch eine frage beantwortest. Eine Antwort für eine Antwort." ,,Na schön. Zuerst ich. Du wolltest die Firma eigentlich nicht übernehmen, warum? Und warum hängst du dich jetzt auf einmal so rein?" Er grinst ,,Na na, liebe Dana immer nur eine Frage zur Zeit. Ich wollte die Firma nicht übernehmen weil ich einfach kein bock auf diesen ganzen Stress hatte, denn es ist alles andere als leicht eine Firma zu leiten, musst du wissen. Jetzt du, warum warst du mit so einem Arschloch zusammen?" Er nannte zwar nicht seinen nahmen, aber dennoch zuckte mein inneres zusammen. Warum wollte er so etwas wissen? ,,Wir waren verliebt." Er schüttelt den Kopf. ,,Das ist mir zu wenig." Ich atmete hörbar aus. ,,Ist liebe nicht Grund genug, um mit jemanden zusammen zu sein?" Er antwortet nicht. Warte könnte es sein? Nein das wäre absurd. ,,Du warst noch nie verliebt." Keine frage, eine Feststellung. Er wich meinem Blick aus und zu seinem Glück wurde ich von der Türklingel unterbrochen bevor ich noch etwas sagen konnte.

Ich beobachtete ihn, wie er aufstieg, zur Tür ging, die Pizza entgegen nahm und wieder zurück kam. Warum fand ich es so ungewöhnlich, dass Ares noch nie verliebt war? Klar hatte ich erwartet, dass er kein großer Romantiker ist, da es öffentlich bekannt ist, dass er nur one night stands hat, aber nicht einmal verliebt? ,,Warum schaust du mich so an? Hast du Mitleid? Das brauch ich nicht. Ich war noch nie verliebt, weil ich es so wollte. Liebe mach alles so schrecklich kompliziert." Er sagte das in so einem abschätzigen Ton, dass sich plötzlich ein wenig sauer wurde. ,,Liebe sucht man sich doch nicht aus, man kann auch nicht entscheiden wann man sich verliebt und wann es grade nicht passt! Es liegt wahrscheinlich daran das alle liebeswerten Frauen vor dir und deiner Arrogants geflohen sind." Oh shit. Das kam so schnell aus meinem Mund, dass ich nicht einmal die Zeit hatte darüber nachzudenken. Warum war ich auf einmal so wütend? Dieser Mann schafft es irgendwie immer mich zu Weißglut zu bringen. ,,Wow, nur weil du so dumm warst dich in ein Arschloch wie diesen Leo zu verlieben brauchst du deinen Frust nicht an mir raus lassen. Ich bin glücklich so wie ich lebe, ganz ohne liebe." Autsch. Klar wusste ich, dass es irgendwie meine Schuld war, dass ich nicht gesehen habe was für ein Arsch Leo war, aber musste er noch Salz in die Wunde streuen? Und noch bevor ich eine Sekunde darüber nachgedacht hatte war es schon über meine Lippen gekommen. ,,Vielleicht liegt es ja daran, dass du nicht einmal von deiner Mutter richtige liebe erfahren hast. Vielleicht bist du deswegen jetzt so ein Arsch!" Sofort hasste ich mich dafür, dass mir diese Wörter von den Lippen gekommen sind. Ich wusste doch ganz genau, dass seine Mutter tot ist. Scheiße!

Stille. Ich hätte schwören können, das Stunden vergangen sind in dieser Stille.

Er schaute nach oben an die Decke und fängt an zu sprechen. Ich machte mich auf alles gefasst.

,,Du hast gefragt warum ich die Firma nicht übernehmen wollte?" Ich erschrak fast als er anfing zu sprechen. Ich nicke, behalte meinen Blick aber gesengt, da ich ihm nicht in die Augen schauen konnte. ,,Meine Mutter liebte die Firma über alles. Sie hatte sie gemeinsam mit meinem Vater geführt und sie behandelte die Firma und deren Mitarbeiter wie eine große Familie, doch es kam Zuhause immer wieder zu Streitigkeiten wegen der Firma. Meine Eltern distanzierten sich, obwohl sie immer noch zusammen arbeiteten und lebten. Als meine Mutter starb konnte mein Vater sich nicht verzeihen. Alles in der Firma erinnert mich an sie und ich hasste es. Deshalb wollte ich die Firma nicht übernehmen." Er pausierte und schaute mich an. Immer noch beschämt über das was ich zu ihm gesagt habe, schaue ich ihn jetzt auch an. Meine Augen wurden ein wenig glasig. Er lächelte mich knapp an. ,,Mein Vater hatte mir von dir erzählt. Noch bevor wir uns kennengelernt hatten." Ich erstarre ,,Warum?" Mehr bekam ich nicht heraus. ,,Er schwärmte fast schon von der Jungen Assistentin, die ihn so an seine Frau erinnerte, weil sie genau so offen und warmherzig ist." Ich erinnerte ihn an seine Frau? ,,Mochtest du mich deshalb nicht? Weil ich dich auch an deine Mutter erinnert habe?" Er lachte auf ,,Ja vielleicht. Du hast es mir aber auch nicht leicht gemacht. Andauernd hast du mir gesagt, dass ich dies falsch mache und ich das besser machen sollte. Du treibst einen manchmal in den Wahnsinn."

Ich war fassungslos. Die Ehrlichkeit die Ares mir gegenüber brachte, hatte ich nicht erwartet. Natürlich hatte ich schon eine Weile nicht mehr dieses falsche Bild von Ares, der der nichts tut, sich um nichts kümmert und Partys feiert. Ich hatte Ares in den letzten Wochen ganz anders gesehen und dennoch hatte ich jetzt das Gefühl, ich würde einer neuen Person gegenüber sitzen.

,,Was hat dich umgestimmt? Ich meine, was hat dich dazu gebracht dich und deine Trauer zu überwinden?" Er überlegte und ich nahm mir ein Stück Pizza, damit sie nicht kalt werden würd. ,,Ich schätze, dass ich meine Mutter und meinen Vater nicht mehr enttäuschen wollte." Ich dachte das währe alles aber er sprach kurz danach weiter. ,,Und ich wollte dich kennenlernen." Er lächelte mich an. ,,Mein Vater hatte mir öfter von dir erzählt und als ich dich dann das erste Mal bei ihm im Zimmer gesehen habe, wusste ich sofort was Vater meinte. Du hast mir ohne Rücksicht die Stirn geboten und dabei habe ich kein Hauch von angst gespürt." Ich war verblüfft. ,,Glaub mir, ich habe jedes Wort mit bedacht gewählt. Alleine dein Blick hat mir Angst gemacht." Jetzt nahm auch er ein Stück von seiner Pizza.

My Boss and MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt