13. Ein guter Deal

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Jay schluckte hart und versuchte die Wahrheit hinter einer gefühllosen Maske zu verbergen. "Oona Akello? Nein, ich weiß nicht-" "Spar dir das. Du bist ein grauenvoller Lügner und ich habe meine Informationen. Du hast sie kennengelernt."

Jay nahm abstand und überlegte sich seine Worte gut. Er konnte vielleicht nicht lügen, aber er konnte es Gökmen schwierig machen die Wahrheit aus ihm herauszuholen. "Und wenn es so ist? Was hat das mit Ihnen zu tun." Sein Gegenüber lehnte sich zurück.

"Wie war dein Eindruck von ihr?" "Inwiefern?" "Lass das, Jay, ich habe für deine Spielchen keine Geduld. Die Regierung beobachtet sie seit Wochen. Du wurdest in ihrer Nähe gesehen. Was ist so besonders an ihr?" Wusste der Regierungsbeamte das wirklich nicht, oder wollte er ihn testen? Er verengte die Augen zu schlitzen.

"Sie ist eine junge Frau. Mehr weiß ich nicht. Ich habe sie nur einmal an ihrer Arbeitsstelle gesehen und zufällig ein Gespräch geführt. Hundert andere haben dasselbe gemacht."

"Nur einer von ihnen bist du. Anscheinend verstehst du nicht, was hier auf dem Spiel steht." "Dann sagen Sie es mir." Gökmen schnaubte und begann im Raum herumzugehen. "Das ist über deiner Gehaltsklasse."

"Dann sollten Sie vielleicht nicht mit mir sprechen, Herr Regierungsbeamter Gökmen." Sein Gegenüber schüttelte langsam den Kopf. "Sie sagte mir das du interessanter Charakter bist."

"Wer?" "Ist nicht wichtig. Ich werde dir sagen, was ich kann." Das war viel Vertrauen für eine Bekanntschaft, besonders in einem sich stark zur Diktatur hinneigenden Land. Er war neugierig. Einen solchen Schritt wählte man nicht ohne triftigen Grund. Welcher war wohl Gökmens? "Die Regierung will dieses Mädchen."

"Wieso?" "Weil sie eine Saki ist, und das weißt du auch. Du gehörst zur Taube." "Das ist nicht wahr!", warf er ein, doch Gökmen winkte bloß ab.

"Ich will nicht mit dir über Tatsachen diskutieren. Du kennst meine Cousine, sie hat für dich gebürgt." Cousine? Wen meinte er? "Aus diesem Grund rede ich mit dir und nicht mit irgendeinem von diesen anderen Marionetten in der Taube. Gestern Nacht ist Oona Akello vom Radar der Regierung verschwunden. Ich nehme an du hast etwas damit zu tun. Nein, du musst nicht darauf antworten. Ich verstehe schon, allerdings hat diese Handlung andere in Bewegung versetzt."

Das Projekt. Die Deadline. "Deshalb herrscht hier ein Chaos." Gökmen nickte angestrengt. "Ich bin mir nicht sicher welche Rolle Oona Akello in den Plänen der Regierung und vor allem in Isabella Nakamuras Interessen hat, aber sie ist offensichtlich wichtig genug, um alle Register aufzufahren. Sie wollen die App in vier Wochen auf die Beine stellen."

"Das ist unmöglich. So funktioniert programmieren nicht." "Dein Freund Herr Liberté hat bereits versucht diese Tatsache klarzumachen, aber Morosan und Wagner haben keine Einsicht. Ich muss wissen, warum sie wichtig ist." Jay verschränkte die Arme, Gökmens Verzweiflung schien echt zu sein.

"Wie ist der Name Ihrer Cousine?" Gökmen lächelte leicht und seufzte. "Du kannst vielleicht nicht lügen, aber einfach bist du nicht. Ihr Name ist Defne. Eine kühle junge Frau, fast schon reptilienartig."

Der Name allein hätte Jay nicht dazu bewegt Informationen preiszugeben, aber die kleine Bemerkung danach..., wenn Defne ihn zu Jay geschickt hatte würde er ihm einen kleinen Vertrauens Bonus geben, aber nicht ohne einen Preis. "Wo werden die inhaftierten Sakis gefangen gehalten?"

Niemand wusste wohin einmal straffällige Sakis untergebracht wurden. Viele davon waren nur aufgrund ihrer Gabe eingesperrt. Seit geraumer Zeit versuchte die Taube sie zu befreien. Vielleicht war dies die Gelegenheit, um einen Unterschied zu machen. Gökmen lachte leise.

"Du willst ein Geschäft, okay. Ja. Damit kann ich arbeiten. Oonas Gabe für die Lokation des Gefängnisses." "Sind Sie dazu bereit?"

"Ich habe keine Wahl. Wenn ich die Drahtzieher verstehen will, brauche ich dieses Puzzleteil. Festgenommene Sakis werden in einem Camp in Traiskirchen festgehalten. Dort lebt kaum noch jemand und niemand würde Fragen stellen, wenn mal ein Gefangener verschwindet."

Diaspora- Erbsünde 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt