23. Schuldspruch

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"Wo hast du denn den gefunden?", Alexa sah gelangweilt zu Albert. Dieser zuckte mit den Schultern. "Ist eine lange Geschichte."

"Ist es bei dir immer. Aber egal. Ich kann euch nicht helfen. Ihr könnt gehen." Sie versuchte die beiden Männer aus ihrer chaotischen Wohnung zu scheuchen und in diesem Moment wurde Jay wütend. Amanda war nicht tot und selbst wenn sie verloren wäre, dann gab es in Traiskirchen immer noch genügend Seelen, die es zu retten galt.

"So leicht machen wir es dir nicht. Wir wollen nach Traiskirchen." "Wir?!", entfuhr es ihr verdattert. Ihr Blick glitt zu Albert.

"Du willst dort auch hin?" "Nein, ich helfe ihm einen Weg zu finden. Alles andere überlasse ich ihm."

"Was kriegst du dafür?", wissend hob sie die Augenbrauen. Natürlich gab es einen Preis. Albert legte den Kopf schief. Für einige Sekunden schien er über seine Antwort nachzudenken. Würde er lügen? Oder würde er Alexa die Wahrheit sagen. Seine Antwort würde das Vertrauensverhältnis in dem die beiden sich befanden offensichtlich machen. Schließlich trat Albert vor und sah der älteren Frau tief in die Augen.

"Es wird Zeit zu gehen." Ihre Augen verengten sich zu misstrauischen schlitzen. "Das kannst du nicht. Nicht so einfach. Was ist mit Mina?" "Sie kommt mit." Alexa schnaubte ungläubig.

"Jahrelang hast du mir erzählt, dass du hierbleiben musst. Und jetzt plötzlich kannst du abhauen?"

"Hier geht es nicht um mich Alexa. Irgendwann werde ich dir alles erzählen, aber jetzt brauche ich deine Hilfe." "Wir brauchen eine Möglichkeit Leute hinein und die Gefangenen hinauszuschmuggeln. Am besten unerkannt und ohne einen direkten Konflikt."

Hastig wanderten ihre Augen zu Jay. Um eine neutrale Miene bemüht starrte er ihr entgegen und wartete auf eine Antwort. "Du willst ein Einhorn von mir. Leider existieren sie nicht.", säuerlich verschränkte sie die Arme.

"Bitte denk nach, es muss einen Weg geben. Ich habe Freunde, die viele verschiedene Fähigkeiten besitzen. Wir brauchen nur eine Idee von ihren Sicherheitsmaßnahmen und wie wir sie umgehen können."

"Gar nicht. Dafür müsstet ihr so aussehen wie die Mitarbeiter und das bezweifle ich stark." Aussehen wie Mitarbeiter. Vielleicht sah er momentan nicht so aus, aber das ließe sich ändern. Es gab eine alte Dame in der Unterstadt, die Gesichter verändern konnte. Sie tat es nur sehr ungern, weil die Schmerzen gewaltig waren, aber sie konnte eine Person wie jemand völlig anderes aussehen lassen. Das wäre ein Weg.

"Welche Mitarbeiter wären am einfachsten zu entführen.", sprudelte es aus ihm heraus, bevor er sich stoppen konnte. Alexa riss die Augen auf. "Kidnappen. Wow. So weit sind wir schon. Nein, diese Information ist kostbar und ich bin kein großzügiger Mensch."

Das glaubte er ihr sogar, dennoch musste auch sie einen Preis haben. Statt zu handeln griff Albert nach ihrer Hand. "Alex bitte, für Beth." Als hätte er sie gebissen, zuckte sie zurück.

"Für Beth? Das du sowas sagen kannst. Du hättest sie da rausholen müssen, stattdessen hattest du andere Prioritäten und was ist passiert? Sie ist tot und es ist deine schuld!" "Ich bin kein Zauberer. Ich habe getan was ich tun konnte.", die Schuldgefühle lasteten schwer auf Alberts Schultern. Und irgendwie glaubte Jay ihm das. Egal was damals passiert war, es hatte einen Riss in ihre Freundschaft gerissen. Tief genug für giftige Worte.

"Aber deine Tochter konntest du retten. Beth war dir nicht wichtig genug. Kein eigen Fleisch und Blut, oder?" Vehement schüttelte Albert den Kopf. "Ich habe sie genauso geliebt wie du."

"Unmöglich. Ich habe keine Tochter mit der ich sie ersetzen kann, wann immer es mir beliebt. Ich habe sie verloren, Matt. Für immer." Tränen glitzerten in Alexas Augen während eine Gänsehaut ihrer Arme entlang kroch. Nein aus Nächstenliebe würde diese Frau ihnen nicht helfen. Niemals. Dafür war die von Albert beigebrachte Wunde zu groß.

Diaspora- Erbsünde 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt