18. Ein Störenfried

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Die Schimpftirade ging noch einige Minuten lang, bis die dreiäugige sich lautstark räusperte und ihre Kollegen endlich schwiegen. Jay stand vor ihnen, gelassener als er es noch vor ein paar Minuten gewesen war.

"Du hast Informationen. Ich will sie hören, Jay.", die Dreiäugige blickte ihn ernst an. Das war seine Chance. Die Einzige die er kriegen würde. "Ich konnte sie nur dank Mina bekommen. Sie ist auf unserer Seite. Sie will helfen."

"Das steht nicht zur Debatte. Die Information, jetzt." "Zuerst brauche ich euer Versprechen, dass ihr nichts passiert. Sie wusste nichts von unseren Regeln. Der Fehler liegt bei mir. Die Strafe sollte ebenfalls bei mir liegen."

Die Führung der Stadt sah ihn mit unterschiedlichsten Mienen an. Von Wut und Unglaube, bis zu Verständnis war alles gegeben. "Sie ist eine Gefahr. Bereits jetzt hat sie zu viel gesehen.", zischte die Haarlose in die Stille. Niemand widersprach. Die Zahnräder drehten sich. Schließlich nickte die Dreiäugige.

"Maddie hat recht, sie ist eine Gefahr. Aber wenn Jay die Wahrheit sagt und sie uns mit diesen Informationen tatsächlich einen Freundschaftsdienst erwiesen hat, dann will ich das sie lebt. Ich möchte wissen, wer sie ist und wie sie dir geholfen hat. Falko hol sie zu uns. Sie soll uns Antworten geben."

"Teona, ich halte das für eine unsagbare Dummheit! Unsere Gesetze haben uns über Jahre beschützt. Jetzt kommt er und wirft alles über den Haufen. Vermutlich wollte er nur Oona Akello einen Gefallen tun."

Teonas drittes Auge blinzelte. "Oona. Was hat sie damit zu tun?" "Sie sind befreundet.", grunzte Falko und Maddie warf die Hände in die Luft. "Das erklärt doch alles. Wir müssen sie loswerden."

"Es ist nicht so wie es aussieht. Ohne sie hätte ich es niemals lebend aus Traiskirchen herausgeschafft." Eine qualvoll stille Sekunde verging. Schließlich nickte Teona langsam. "Falko, geh sie holen.", wiederholte sie und diesmal folgte Falko ihrem Befehl. Mit einem fiesen Grinsen im Gesicht verließ er das Zelt, sicher dass er ihm nun endgültig einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.

Seufzend ließ Jay die Schultern hängen. Das hätte er besser händeln können. "Was ist in Traiskirchen passiert? Womit hat sie sich deine Loyalität verdient?"

In Teonas Blick lag Neugierde und Skepsis. Er konnte sie ihr kaum verdenken. Sein Vertrauen zu Mina war gewachsen, stetig und beständig. Er hatte keine Sekunde darüber nachdenken müssen, ob er nun das Gesetzt für sie brach oder nicht.

"Ein Alleinreisender ist auffällig. Er wird öfter kontrolliert und ist generell eine Gefahr. Ich weiß, ihr seid lange hier unten. Viele von euch wissen gar nicht mehr, wie es da oben zugehen kann.", Maddie schnaubte verächtlich, doch Jay hob die Hände, "Das ist kein Vorwurf. Ich versuche nur zu erklären, wie ich zu meinen Entscheidungen gekommen bin."

"Weil Alleinreisende zu hervorstechend sind, hast du diese Frau mitgenommen?" "Ich habe sie gebeten mich zu begleiten. Die Agenten und Spione stehen einem verliebten Paar grundsätzlich milde gegenüber. Weniger Augenpaare, weniger Probleme. Mina und ich...wir haben dieses Theater schon einmal gespielt und es hat gut funktioniert. Wir kamen davon, obwohl es bereits nach Anfang der Ausgangssperre war."

Viktor trat näher. "Die Agenten sind derart nachlässig? Nur weil sie euch für ein Paar halten?", seine Frage stand in Teona und Maddies Gesicht. Jay zuckte die Schultern.

"Ja und nein. Wir sehen dadurch ungefährlich aus. Agenten sind auch nur Menschen und sie arbeiten auch ziemlich hart, wenn der Tag lang ist. Natürlich ist es trotzdem ein Glücksspiel. Wenn du Pech hast, erwischt du einen genaueren Polizisten und deine Tarnung ist am Arsch, aber das Risiko musste ich eingehen. Wir wollten wissen, was es mit Traiskirchen auf sich hat."

Diaspora- Erbsünde 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt