~ Olivia ~
Wir waren bereits seit 15 Minuten unterwegs, und die Stille im Auto blieb unangenehm bestehen. Ehrlich gesagt hatte ich auch keine Lust zu reden. Nicht nach dem ganzen Theater, das ich gerade erlebt hatte.
Während der gesamten Autofahrt starrte ich aus dem Fenster und beobachtete, wie die Lichter schneller an uns vorbeizogen, als der Wind. Vermutlich, weil Ethan mit guten 140 km/h durch die Gegend fuhr. Aber es störte mich nicht. Ich hatte auch keine Angst.
Ich öffnete das Fenster ein Stück und genoss die frische Luft, die mir sanft ins Gesicht wehte.
Ich summte leise zu dem Lied "Tumblr Girls" von G-Eazy, das gerade im Radio lief. Das Ganze fühlte sich an wie eine Szene aus einem Musikvideo. Einfach so unreal, aber so lebendig.Nach einer kurzen Weile blieben wir schließlich stehen. Es war bereits sehr dunkel, und ich konnte somit kaum etwas erkennen. Lediglich das Licht der Autoscheinwerfer enthüllte ein großes, etwas heruntergekommenes und verlassenes Gebäude.
Es wirkte ziemlich gruselig.
- Sieht creepy aus, ich weiß - bemerkte Ethan, als ob er meine Gedanken lesen konnte.
- Ich komme immer hierher, wenn ich alleine sein will. Es ist ruhig hier - fügte er hinzu.
Wie süß.
Er hat mich zu seinem Safespace mitgenommen.
Ich fragte mich, ob er bereits andere Mädchen hierher gebracht hat oder ob ich etwas Besonderes war...
- Scheiße... Du hast mir dein Safespace gezeigt. Es ist soweit, jetzt müssen wir heiraten - erwiderte ich scherzhaft.
- Tja, ist jetzt nun mal so - lachte Ethan.Mein Blick blieb die ganze Zeit auf ihm haften. Und sein Blick auf mir.
In diesem Moment fand ich ihn unglaublich attraktiv. Seine lockigen Haare waren etwas zerzaust und seine braunen Augen hatten diesen verführerischen Glanz, der mich jedesmal aufs neue verzauberte. Allein seine Anwesenheit löste Schmetterlinge in meinem Bauch aus.
Auch wenn ich wusste, dass der Alkohol eine bestimmte Rolle spielte, wollte ich einfach nur, dass er mich küsst. So wie damals, am Pool.
Verdammt... Was war bloß mit mir los? Lag es wirklich nur am Alkohol, oder versuchte mein Unterbewusstsein mir damit klarzumachen, dass ich Ethan wirklich mochte, vielleicht sogar mehr, als ich zugeben wollte?
Ich wusste nicht, ob ich es mir einbildete, aber ich hatte das Gefühl, dass die Spannung zwischen uns mit jeder Minute intensiver wurde.
Ich konnte nicht anders, als daran zu denken, wie sich seine Lippen auf meinen angefühlt haben. Wie schön warm sie waren. Und wie gerne ich ihn wieder küssen würde.
Scheiße.
In diesem Moment verfluchte ich mich dafür, so viel getrunken zu haben, denn Alkohol machte mich immer so unnormal horny, dass ich mich am liebsten auf ihn stürzen würde.Ich biss mir unabsichtlich leicht auf die Lippen.
Ich bemerkte, dass ich es getan hatte, erst nachdem Ethan seine Augen auf meine Lippen gerichtet und tief durchgeatmet hatte.
Sein Mundwinkel hob sich ein wenig zu einem leichten Grinsen.
Er wusste es.
Er wusste ganz genau, wie sehr mich die Situation anmachte.
- Warum küsst du mich einfach nicht? - fragte ich selbstbewusst.
Ethan schmunzelte. Es schien ihm zu gefallen, wie selbstbewusst ich das gefragt hatte, obwohl das eigentlich nicht meine übliche Art war. Aber in diesem Moment war mir alles egal.
Ethan brauchte wohl keine Bestätigung und interpretierte meine Frage als Aufforderung.
Leicht beugte er sich in meine Richtung und legte seine Hand auf meine Wange. Sein Daumen strich sanft darüber, während er mit einem Grinsen immernoch auf meine Lippen starrte.
In meinem Bauch zog sich alles zusammen.
Er machte mich so nervös, aber gleichzeitig fühlte sich seine Berührung so verdammt gut an.Gerade als ich dachte, der Moment wäre gekommen und unsere Lippen würden sich endlich berühren, spürte ich ein Vibrieren in meiner Hosentasche. Ohne weiter darüber nachzudenken, zog ich sofort mein Handy heraus.
Es war Noah.
Zuerst wollte ich den Anruf ablehnen, aber dann überlegte ich, dass es etwas Ernstes sein könnte. Also nahm ich den Anruf entgegen.
- Hey Noah, ich bin grade ein bisschen beschäftigt, wenn du... - bevor ich meinen Satz beenden konnte, unterbrach mich Noah:
- Liv, ich brauche dich. Ich komme alleine nicht klar. Ich habe Angst, dass ich wieder Drogen nehme, wenn ich nicht sofort mit jemandem rede - seine Stimme klang komplett verzweifelt.
Ich wusste, dass er mich nicht ohne Grund anrief. Es musste also wirklich schlimm sein.
Ethan musterte mich mit einem finsteren Blick. Seine Augen verdunkelten sich, und ich konnte Wut darin erkennen. Ich hatte Ethan nicht erzählt, dass ich mich mit Noah vertragen hatte. Wozu auch?
Wahrscheinlich gefiel es ihm nicht, aber Noah war mein bester Freund, und er brauchte mich dringend. Ich würde ihm helfen, unabhängig davon, was Ethan davon hielt.
- Ich bin in höchstens 15 Minuten bei dir, warte auf mich - sagte ich zu Noah, bevor ich den Anruf beendete.Nicht so hatte ich mir das Ende dieses Abends vorgestellt, aber so war nun mal das Leben - voller Überraschungen und unerwarteter Hindernisse.
Ich hätte gedacht, dass Ethan das verstehen würde, aber so schien es nicht zu sein.
- Es tut mir leid, aber es ist sehr wichtig - versuchte ich mich zu entschuldigen.
Ethan sagte nichts.
In kompletter Stille drehte er den Schlüssel im Zündschloss und startete den Motor. Dann legte er den ersten Gang ein und fuhr direkt los.~ Ethan ~
Kleiner Wixxer. Warum musste er ausgerechnet jetzt anrufen? Und vor allem - war es echt so wichtig, dass sie mich für diesen Noah sitzen gelassen hat? Für einen verdammten Junkie, der sie fast verprügelt hätte?
Meine Finger umklammerten das Lenkrad so fest, dass sie fast schon schmerzten. Meine Wut brodelte in mir, aber ich kämpfte darum, es vor Olivia zu verbergen.
- Wo soll ich dich absetzen? - ich zwang mich, so neutral wie möglich zu klingen, doch der genervte Ton in meiner Stimme war unüberhörbar.
- Juliet St. 5. Da wohnt Noah - erwiderte sie.
Ich presste meinen Kiefer zusammen.
Schon selbst bei diesem Namen bekam ich Agressionen.
Ich spürte den Drang, etwas zu sagen, einfach nur meine Wut und Enttäuschung herauszulassen.
Doch ich biß mir auf die Zunge, bevor unüberlegte Worte aus meinem Mund herausplatzten würden. Denn ich wollte Olivia wirklich nicht wehtun.Nach kurzer Zeit erreichten wir bereits die angegebene Adresse. Olivia löste ihren Sicherheitsgurt und griff nach ihrer Tasche.
Bevor sie noch die Autotür öffnete, richtete sie ihren Blick kurz in meine Richtung.
- Sei mir bitte nicht böse - sagte sie leise. Ihre Stimme klang zärtlich und irgendwie verletzlich. Doch selbst ihre Bitte konnte meine Wut nicht vertreiben. Ich nickte nur stumm mit dem Kopf.
In dem Moment dachte ich, sie würde sich vielleicht anders entscheiden, auf den verdammten Noah scheißen und bei mir im Auto sitzen bleiben. Aber das geschah nicht.
Sie schloss die Autotür und eilte zur der Eingangstür des Hauses.
Jetzt wünsche ich mir nur eins - so schnell wie möglich zu verschwinden, bevor Noah die Tür öffnete. Sonst würde ich noch ausrasten, und das ordentlich.Ich fuhr los.
Doch meine Gedanken kreisten eigentlich nur um Olivia.
Was wäre passiert, wenn ich mich doch auf den Kuss mit Olivia eingelassen hätte? Hätte das zu etwas Ernstem geführt? Wollte ich überhaupt was Ernsteres mit jemandem haben, der mich einfach so, für einen anderen hängenlässt?
Eigentlich nicht wirklich.
Ich wollte mir nicht den Kopf über solche Dinge zerbrechen. Ich war schließlich Ethan Sánchez. Der Eiskalte Playboy. Und das sollte sich nicht ändern. Ich blickte auf die Uhr.
22.37 Uhr.
Die Nacht war noch jung, also beschloss ich, zur Party zurückzukehren und die Zeit zu genießen. Olivia konnte tun, was sie wollte, was juckte mich denn das?
Ich konnte auch ohne sie Spaß haben.________________________________
Ich bin nicht wirklich zufrieden mit diesem Kapitel, aber wollte euch nicht mehr länger so hängenlassen, also here we goooo 🙈
Hoffe es gefällt euch trotzdem :)Wie ich bereits mitgeteilt habe, ist bei mir zurzeit sehr viel los und ich muss meine persönliche Dinge klären, somit habe ich wenig Zeit überhaupt zu schreiben.
Ich versuche allerdings immer neue Kapitel an Wochenenden hochzuladen!
Stay tuned loves 🤍
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Measure of time
RomanceOlivia, die in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, hatte es nie leicht. Im Gegensatz zum Ethan - der alles, was er sich je gewünscht hatte, immer bekam. Auf den ersten Blick schien es, als hätten die beiden nichts Gemeinsames - außer der Tatsache, das...