Kapitel 18

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~ Olivia ~

- Hättest du mir gesagt, dass wir in ein schickes Restaurant gehen, hätte ich mich anders angezogen - warf ich Noah vor, als wir aus seinem Auto vor einem eleganten Restaurant ausstiegen.
Alle um mich herum hatten schöne Kleider und Anzüge an. Selbst Noah hatte ein weißes Hemd an. Eigentlich konnte ich schon daran erkennen, dass es irgendwohin hinging, wo es schick ist, denn ohne Grund hätte er das Hemd nicht angezogen.
- Dann wäre es ja keine Überraschung gewesen - lächelte mein bester Freund mir zu.
Wie könnte ich es ihm übel nehmen, wenn er gerade so glücklich aussah?
Ich piekste ihn scherzhaft mit meinem Finger gegen seinen Bauch, als er seinen Arm um mich legte.

Als wir kurz vor dem Eingang des Restaurants waren, blieb Noah stehen und tastete seine Hosentaschen ab.
- Mist, habe mein Geldbeutel im Auto vergessen. Ich bin gleich wieder da - teilte er mir mit.
Ich nickte und er eilte Richtung des Parkplatzes.
Währenddessen schaute ich mich um, betrachtete die Menschen, und...
Genau in diesem Moment bemerkte ich ihn.
Erstmal war ich mir nicht sicher, ob es wirklich er war, aber es brachte trotzdem mein Herz so heftig zum Schlagen, dass mein Puls locker höher war, als es normal sein sollte.
Er stand mit dem Rücken zu mir und es sah danach aus, als würde er gerade reingehen wollen.
- Ethan? - fragte ich unsicher, ob ich mir vielleicht das alles nicht eingebildet hatte und es doch jemand anderes, und nicht Ethan war.
Und als die Person vor mir sich umdrehte, spürte ich mein Herz bis zu meinem Hals schlagen.
- Olivia... - murmelte er leise vor sich hin, doch trotzdem hatte ich es gehört.
Obwohl ich Ethan nur seit 3 Tagen nicht gesehen hatte, fühlte es sich wie eine Ewigkeit an.
Er sah in dem Anzug komplett anders aus als in seinen normalen Tagesklamotten. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, denn dieser Anblick von ihm in diesem Anzug löste bei mir Schmetterlinge im Bauch. Er sah unbeschreiblich gut aus.

Wir starrten uns gegenseitig an, ohne ein Wort zu sagen, bis ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Schnell richtete ich mich auf.
Noah erschien hinter mir, und die Spannung zwischen ihm und Ethan war sofort greifbar.
- Können wir bitte, kurz alleine reden? - richtete Ethan seine Frage an mich.
Noahs Griff auf meiner Schulter wurde fester, als wollte er mich beschützen.
- Liv, lass uns einfach reingehen - erwiderte mein bester Freund, doch Ethans Gesichtsausdruck verriet, dass er nicht so leicht aufgeben würde.
- Wie wäre es damit, wenn du sie für sich alleine sprechen lässt? - zischte Ethan durch seine Zähne.
Ich stand zwischen den beiden wie in einem unsichtbaren Ringkampf gefangen, und wüsste, dass es gleich eskalieren würde.
- Wie wäre es damit, wenn du deine Fresse hältst? - konterte Noah, während er Ethan finster anstarrte.

Genervt von ihrem kindischen Verhalten, platzte es aus mir heraus:
- Könnt ihr beide bitte aufhören, euch wie kleine Kinder zu benehmen? Ich kann für mich selbst sprechen!
Ich spürte, wie Noahs Griff nachließ, und auch Ethan schien einen Moment überrascht von meiner Reaktion zu sein. Doch bevor einer von den beiden etwas erwidern konnte, sprach ich einfach weiter:
- Wir können reden, Ethan. Aber nicht hier, nicht jetzt.
Ich wandte mich abrupt ab, ohne was weiterhin zu sagen.
Ich betrat das Restaurant und ließ Noah und Ethan draußen alleine stehen.
Langsam war es mir egal, ob die sich vielleicht draußen verprügeln würden. Wenn die sich wie kleine Kinder benehmen wollten, sollten sie das machen.

~ Ethan ~

- Super gemacht - hörte ich Noahs genervte Stimme hinter mir, als ich gerade Olivia hinterher schaute, wie sie wütend in das Restaurant lief.
Ich drehte mich zu ihm und musterte ihn bedrohlich an. Dieser Typ ging mir mit seiner Anwesenheit schon unnormal auf die Nerven, aber vor allem jetzt, wie er sich als Olivias "Beschützer" aufspielte, brachte er mich zum Kochen. Am liebsten würde ich ihm seine Fresse polieren.
Ich würde mir allerdings nicht von ihm sagen lassen, ob, und wann ich mit Olivia sprechen könnte. Und obwohl sie selbst gesagt hatte, dass sie jetzt nicht mit mir reden möchte, würde ich es trotzdem tun.
Ich konnte keinen Tag mehr aushalten in dieser Ungewissheit, ob sie mir jemals verzeihen würde.

- Ich gehe jetzt rein und werde mit ihr reden. Wenn sie dir wichtig ist, dann lässt du es zu, denn du weißt genau, dass sie etwas für mich empfindet - räusperte ich mich.
Noah stand da und schaute mich leer an, sodass ich nicht wirklich entziffern konnte, ob er wütend, traurig oder beides zugleich war.
Ich wartete auf irgendeine Reaktion von ihm, selbst wenn es ein Schlag ins Gesicht wäre. Aber er zeigte keinerlei Emotion. Es war so, als hätte er jetzt realisiert, dass meine Worte wahr waren.
Egal was er auch tun würde, Olivia würde trotzdem Gefühle für mich empfinden... Obwohl ich mir nach meiner Aktion nicht mehr sicher war, ob überhaupt noch etwas von dem, was sie für mich empfunden hatte, übrig war. Außer Enttäuschung und Wut.
- Sie ist zu gut für dich - ein schwerer Seufzer entwich Noah, während er den Blick abwandte, als könnte er den Schmerz nicht ertragen, der sich in seinen Augen zeigte.
Er drehte weg und ging Richtung seines Autos, mich alleine lassend.

Verdammt, er hatte schon recht.
Sie war wirklich zu gut für mich.
Die Angst, sie noch mehr zu zerstören, als ich es bereits getan hatte, ließ mein Herz schwer werden. Doch ich wusste, dass ich es mir niemals verzeihen könnte, wenn ich sie einfach so gehen lassen würde.
Es war das erste Mal in meinen 18 Jahren auf dieser Welt, dass ich mich wirklich um jemanden scherte.
Ich wollte es nicht zugeben. Ich wollte nicht, dass meine Fassade bröckelte, aber ich sehnte mich nach diesem Mädchen. Und jetzt hoffte ich nur, dass es nicht zu spät war, all das, was ich vermasselt hatte wieder gutzumachen.

Mit einem letzten tiefen Atemzug und einem Entschluss, der in mir aufkeimte, trat ich wieder ins Restaurant ein.
Die Nervosität in mir wuchs. Nicht vor der Angst, von ihr abgewiesen zu werden, sondern vor der Angst, sie für immer zu verlieren.
Während ich zwischen den Tischen hindurchging, konnte ich bereits den zornigen Blick meines Vaters spüren. Er war offensichtlich wütend auf mich, weil ich länger weggeblieben war, als ich ursprünglich geplant hatte.
Ich verharrte kurz an dem Tisch, an dem wir zuvor zu dritt gesessen hatten, während ich mich suchend nach Olivia umschaute.
Mein Vater beugte sich in meine Richtung und versuchte, ein falsches Lächeln aufzusetzen, um seine Wut zu verbergen.
- Wo zum Teufel warst du? - fragte er mit zusammengepressten Zähnen.
- Ich muss mit jemandem sprechen, ich bin gleich bei euch - versuchte ich, ihn zu beruhigen.
Klar, ich hätte meinem Vater erklären können, warum ich so spät zurückgekommen bin und dass ich ein wichtiges Gespräch mit Olivia führen musste. Aber ich entschied mich dagegen. Er würde sowieso kein Verständnis dafür aufbringen, denn für ihn zählten nur die Geschäfte, und eventuell noch ein wenig meine Mutter. Aber das war's dann auch schon.
Ich verschwendete keine Sekunde darauf, auf eine Antwort von ihm zu warten. Stattdessen lief ich direkt zu dem Tisch am Ende des Restaurants, an dem Olivia alleine saß.
Mir war egal, wie wütend mein Vater auf mich sein würde. In diesem Moment zählte nur noch sie.

Ich setzte mich still zur ihrem Tisch dazu.
Ihr Blick traf direkt auf meinen, und ich spürte, wie mein Hals trocken wurde.
Sie machte mich unglaublich nervös. Aber auf eine seltsame Art und Weise gefiel es mir.
- Bevor du überhaupt irgendwas sagst... - brachte ich hervor, und atmete tief durch, bevor ich fortfuhr:
- Ich war ein Idiot, und ich weiß selber nicht, wem ich etwas beweisen wollte auf dieser Party, aber der einzige Mensch, dem ich jetzt überhaupt noch etwas beweisen möchte, bist du. Und zwar wie sehr ich dich mag, kleiner Zwerg.
Die Spannung in der Luft war so dick, dass ich das Gefühl hatte, jederzeit ohnmächtig werden zu können. Es fühlte sich an, wie in einer Telenovela, wo der Hauptcharakter auf die Antwort wartete, ob die Liebe seines Lebens ihm verzeihen würde.
Nicht dass Olivia die Liebe meines Lebens wäre, das würde ich nicht behaupten... aber das Warten auf ihre Antwort machte mich extrem nervös.

Als ich schon langsam anfing zu denken, daraus könnte nichts werden und sie würde mir auf gar keinen Fall verzeihen, bemerkte ich, wie sich ihre Mundwinkel zu einem leichten Lächeln hoben.
- Also magst du mich? - schmunzelte sie leicht.
Oh Gott, wenn sie nur wüsste, wie sehr...

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Heute ein längeres Kapitel als Belohnung, weil ihr so geduldig warten müsstet haha ❤️
Fortsetzung kommt am Samstag oder Sonntag, und bis dahin... stay tuned :)

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