Kapitel 2

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Sobald es zur Pause klingelte, sprang ich vom Stuhl und stürmte nach draussen an die frischen Luft. Es war ein sonniger und warmer Sommertag. Ich trat aus der grossen Schlosstür des Orion und überquerte den Schlossgarten, der einen Brunnen und viele bunte Blumen beherbergte. Instinktiv wusste ich wohin ich gehen musste um ihn zu finden. Mir war klar das es leichtsinnig war alleine loszurennen, doch ich brauchte Antworten, die scheinbar nur er mir geben konnte. Oder ich wollte ganz einfach niemanden in das ganze hinein ziehen, fall diese Aktion ins Auge gehen würde.

Nicht weit vom Orion lag ein kleiner abgeschiedener See, der Schlosssee. Er stand mit dem Rücke zu mir auf dem Steg. Das Wasser glitzerte im Sonnenlicht und ich bekam gleich Lust hinein zu springen. Er sah aus wie in meinen vielen Träumen, wie ein Gemälde. Wunderschön, makellos und mit zusammengefalteten Flügel stand er da. Zweifel begannen an mir zu nagen. Hätte ich trotzdem nicht herkommen sollen? War es zu gefährlich? Ich denke nicht, dass die Schule uns einfach so vor ihnen warnen und den Umgang aufs strengste verboten haben. Aber nun war es zu spät für solche Gedanken, denn ich war ja schon hier.

Ich blieb 10 Meter vor ihm stehen, unsicher ob ich was sagen sollte. Träume ich etwa wieder? Da erklang seine Stimmer wie eine Melodie zu mir hinüber.

"Cassidy, wie schön, du hast mich gefunden. Ich dachte schon du würdest es nie wieder tun." Er hatte sich zu mir umgedreht und ein Lächeln umspielt seine volle Lippen. Ich erzitterte unter seine intensiven blauen Blick.

"Ich habe ein paar Fragen." erwiderte ich mit trockenem Mund. Ich spürt die Macht die von ihm ausging als er ein paar Schritte auf mich zu ging. Ich unterdrückte den Impuls zurückzuweichen. Ich wollte nicht, dass er merkte wie sehr ich mich angezogen fühlte und gleichzeitig solche Angst hatte.

"Nun, was willst du den wissen?" Er grinste und schneeweisse perfekte Zähne kamen zum Vorschein. Noch nie hatte ich so ein umwerfendes Lachen gesehen.

"Wer bist du und wieso träume ich ständig von dir?" Er legte den Kopf schräg und musterte mich. So sah er nicht älter wie 18 aus und ich begann mich zu fragen wie alt dieser Gefallene wirklich war.

"Mein Name ist Jekon" Jekon, der Name sagt mir etwas. Hatte wir nicht etwas in Geschichte über ihn gelesen? Wir haben schon so viele Erzählungen über verschiedene Gefallenen gelesen, so das ich mich mehr an Jekons erinnern konnte. Fieberhaft dachte ich nach, aber ich konnte mich an den Grund für seine Fall einfach nicht mehr erinnern.

"Woher weisst du wer ich bin?" stellte ich ihm die nächste Frage.

"Wir treffen uns hier nicht zum ersten Mal, aber das weisst du. Damals vor ein paar Jahren sind wir uns in der Stadt begegnet. Du hast mich angestarrt weil ich der erste Gefallener war den du in diesem Leben gesehen hast." Ich hatte das Gefühl , dass es nicht die ganze Wahrheit war. Irgendwas an seinem Gesicht, seiner Sprache verriet mir, das er einen entscheidenden Teil wegliess. Ich wusste nur nicht was.

 "Kann es sein, dass du mir was verschweigst?" Er sah schuldbewusst aus entgegnete aber "Nichts" und lächelte ein Superstar lächeln. Wenn er versucht seine Gefühle vor mir zu verstecken, dann war er grottenschlecht darin. Sollten die Gefallenen nicht manipulativ sein? Oder war genau das seien Taktik? Verdammt, sogar wenn du denkst du könntest einen Gefallenen durchschauen verwirren sie dich nur.

Er steckte seine Hände in die Hosentaschen was ihn sehr menschlich und normal wirken lässt. So sah er kein bisschen gefährlich aus. Ich konnte aber immer noch deutlich die Anziehungskraft die von ihm ausging spüren. Ich betrachtet ihn etwas genauer. Er trug dunkle Jeans und ein weisses Shirt unter dem sich seine Muskeln abzeichneten. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie diese Wesen Menschen brutal abschlachteten.

"Komme ich dir nicht bekannt vor? " fragte er plötzlich nach einem Moment der Stille. "Nein" antwortete ich ehrlich und sah ihn verwirrt an. "Ich habe dich nur das eine Mal in der Stadt gesehen und das war's." ergänzte ich.

Er liess die Schultern sinken. Ich konnte seinen Blick nicht deuten, und diese Situation wurde mir ziemlich unangenehm.

Ich wurde nervös und begann mit Nachdruck nach einer Frage zu suchen, bis mir mit einem mulmigen Gefühl eine einfiel.

"Weisst du wer mein Vater ist? Diese Frage beschäftigte mich schon mein ganzes Leben lang." Am liebsten hätte ich mir die Hand auf den Mund geschlagen.

Viele der Halbblüter wissen nicht wer ihr Vater ist und glaubt mir das ist zum kotzen nicht zu wissen woher man stammt. Es fühlt sich an als ob ein Teil von dir fehlen würde. Die meisten Mütter sterben bei der Geburt der Halbblüter, dass liegt daran das wir viel stärker als normale Menschen Babys sind und der Mutter zu viel Kraft abverlangen. Die Erzengel bringen uns dann in eines der Internat für halb Unsterbliche, in denen wir von ihnen beschützt aufwachsen und ausgebildet werden.

Jekon sah mich lange an und ich hielt seinem Blick mit grosser Anstrengung stand. Ich hatte schon Angst er würde gar nicht mehr antworten. Er kam langsam auf mich zu und blieb 2 Schritte vor mir stehen. Die Magie, die er ausstrahlte überwältigte mich so, dass ich drauf und dran war die Lücke zwischen uns zu schliessen, hätte nicht mein Verstand mir zugeschrien, dass er genau das wollte.

"Sag es mir" konnte ich nur noch hauchen. Sein Gesicht war so perfekt und so nahe das ich beinahe den Verstand verlor.

"Ich kann nicht Cass." seine Worte waren leise und sein Blick liebevoll. Er schaute mir auf die Lippen und leckte danach kurz über seine. Es war das sexieste das ich je gesehen habe. Er hob langsam seine Hand an meine Wange, da zuckte ich zurück, als hätte er mich verbrannt.

"Lass das!" fauchte ich. "Weiss du's nicht oder willst du es mir schlicht und einfach nicht sagen?!" ich sah ihn böse an und machte 2 Schritte zurück um Abstand von seiner Verführung zu bekommen. Er liess seine Hand sinken und steckte sie wieder in die Hosentasche, dabei seufzte er genervt. Ich gebe zu ich war ein klein wenig stolz auf mich, dass ich nicht darauf reingefallen war.

Ich wollte ihn gerade anschnauzen, da hörte ich Lyrian hinter mir meinen Namen rufen. Ich zuckte heftig zusammen und wandte mich um. Lyrian kam auf mich zu gestürmt und umarmte mich, dabei überhäufte er mich mit Fragen. "Was tust du hier draussen? Ist alles okei? Erion hat gesagt dir ginge es nicht gut und du bist einfach abgehauen. Was ist passiert?" Ich wand mich aus seinen Armen während er mich mit einem besorgten Blick musterte. "Mir geht es gut. Ich brauchte nur schnell frische Luft." ich lächelte und sah mich vorsichtig nach Jekon um. Er war verschwunden. Na warte Jekon, dachte ich, wir sind noch nicht fertig miteinander.



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