Kapitel 3

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Nachdem mich Lyrian am See aufgegabelt hatte und mich bei der verbotene Unterhaltung mit Jekon gestört hatte, war ich total durch den Wind. Jekon wusste mehr, als dass er zu gab, da war ich mir ganz sicher. Ich musste ihn unbedingt wieder sehen, ich wusste nur nicht wie und wo.

Irgendwann später wurde mir bewusst wie dämlich diese ganze Aktion eigentlich gewesen war. Ich hätte getötet werden können! Und ausserdem habe ich das ganze Schloss in Gefahr gebracht. Aber Jekon scheint gar keine Gefahr zu sein, meldete sich mein unterbewusst sein. Doch, natürlich ist er das! Ich darf mich nicht täuschen lassen. Wer weiss welche Pläne er hat! Meine innere Stimme hatte wieder einmal recht. Ich durfte mich nicht ablenken lassen.

Lyrian ging mit mir zum Krankentrakt und die befreiten mich dann, zum Glück vom heutigen Unterricht. Ehrleichtert, dass ich endlich alleine war, schloss ich meine Zimmertür nachdem sich Lyrian von mir verabschiedet hatte. Er war die ganze Zeit total süss und fürsorglich. Ich glaube er macht sich ernsthaft Sorgen um mich.

Ich setzte mich sofort an meinen Laptop und begann zu googeln. Ich fand fast nichts über Jekon, nur das Semjasa (ebenfalls ein Gefallener Engel der den Menschen Beschwörungen beibrachte) ihn verraten haben soll. In unseren Büchern stand, dass 200 Engel beschlossen sich auf der Erde Frauen zu suchen und sich mit ihnen zu vergnügen. Der Schöpfer war darüber so erbost, dass er alle Engel samt Semjasa, der versuchte sich zu retten indem er die anderen Engel verriet, verbannte.

Ein feiner Stich der Eifersucht durchfuhr mich. Er fiel, weil er was mit anderen Frauen hatte! Ich versuchte mich zu beruhigen. Wieso interessiert mich das auch?! Was habe ich denn gedacht? Er ist ein Gefallener, natürlich hatte er etwas schreckliches getan!  

Ein leises Klopfen lies mich zusammen zucken. "Herein" rief ich. Miondra steckte ihren Kopf durch die Tür. "Hi Süsse, darf ich reinkommen?" "klar komm rein!" Ich schloss sie in meine Arme und wir hielten uns eine gefühlte Ewigkeit. Als sie sich von mir löste fragte sie vorsichtig "Was war denn los heute Morgen? Du warst auf einmal nicht mehr da. Wir alle haben uns Sorgen um dich gemacht."

Ich liebte meine Freunde dafür, dass sie sich so um mich kümmerten. Nachdem ich ihr zu 100 Mal versicherte, dass alles in Ordnung war, liessen wir schliesslich das Thema bleiben, worüber ich heilfroh war. Wir unterhielten uns noch lange über verschiedenes, bis es langsam spät wurde und Miondra sich verabschiedete um noch rechtzeitig zum Abendessen zu kommen. Ich hatte keinen Hunger und liess es deshalb bleiben. Draussen dämmerte es bereits.

Ich sprang schnell unter die Dusche und zog mir danach kurz Trainerhosen und ein T-Shirt an, das mir über die einte Schulter fiel. Ich riskierte einen Blick in den Spiegel. Meine Haare wirkten dunkler wie sonst und meine braun-grünen Augen schienen wässrig. Ich seufzte mein Spielbild an und öffnete die Badezimmertür.

Vor Schreck fiel ich fast in Ohnmacht. Jekon lag auf meinem Bett mit einem Arm hinter dem Kopf geklemmt und las eins meiner Geschichtsbücher. "Sag mal spinnst du? Du kannst hier nicht einfach auftauchen! Was ist, wenn sie dich erwischen?!"

Ein Gefallener liegt auf deinem Bett und du machst dir Sorgen, dass sie ihn erwischen? Fragte mich mein Unterbewusstsein sarkastisch. Es hat recht, ich sollte mir eher Sorgen um meine Sicherheit und vor allem um mein Leben machen!

Ich starrte ihn völlig entgeistert an. Jekon sah kurz vom Buch auf betrachte mich und senkte den Blick wieder ins Buch. "Entspann dich. Die werden mich schon nicht finden." er klang wie die Ruhe selbst.  Normalerweise ist es nicht möglich sich vor unserem Sicherheitssystem zu verstecke. Auf jeden Fall habe ich noch nie gehört das sich ein Gefallener überhaupt nur in die Nähe eines Internates begeben konnte, ohne davon entdeckt zu werden.

"Wie bist du überhaupt in mein Zimmer gekommen?" fragte ich nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte. Er legte das Buch weg und setzte sich aufrecht hin. "Du hast das Fenster offen gelassen." erklärte er mir nüchtern. Er sah mich direkt an und wieder verspürte ich diese Anziehungskraft. Langsam begann ich zu verstehen warum sich die Frauen den Gefallenen hingaben. Sie waren tatsächlich überwältigend.

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