Kapitel 3

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Noch immer total überwältigt von dem lieben Feedback, gibt es schon das nächste Kapitel. Wie immer würde ich mich auch heute über ein wenig Resonanz freuen :)

Ich habe ein paar Fragen erhalten, wann immer ein neuen Kapitel erscheint. Ich werde versuchen ab sofort immer Montags ein neuen Kapitel hochzuladen :) Aber jetzt viel Spaß beim Lesen


Das Lachen, welches dumpf zu mir durchdringt lässt mich blinzelnd die Augen öffnen. Verschlafen werfe ich einen Blick auf mein Handy und stelle fest, dass es bereist kurz nach halb elf ist. Ich quäle mich aus meiner Koje und schlüpfe in meine Jogginghose von gestern. Mein Shirt streife ich noch einmal glatt und tapse dann barfuß nach unten. Mit einem Blick aus den Fenstern stelle ich fest, dass wir bereits vor der Halle des heutigen Tourstopps stehen. Unten angekommen treffe ich auf meine Band, Amelie und auch Nele sitzt bei ihnen, jedoch verstummt ihr Lachen, als sie mich erblickt. Sofort habe ich auch die Aufmerksamkeit der anderen auf mich gezogen und hebe kurz die Hand zur Begrüßung. Ich schnappe mir eine Tasse aus einem der Schränke und genieße den Geruch von frischen Kaffee. ,,Setzt du dich zu uns?" Ich nippe an meinem Kaffee und nicke dann nur kurz. Ich werfe einen Blick in die Runde und lasse mich dann auf einen der Sitze gegenüber fallen. ,,Hast du schon die Bilder von Nele gesehen? Die sind der Hammer." Höre ich Benni schwärmen. ,,Lass das nicht Hütte hören." Grinse ich und genieße den Moment, ausgelassen mit meiner Band.

Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich Nele beobachte. Ein wenig frustriert darüber, dass sie scheinbar mit meiner Band schon wärmer geworden ist, wie sie es heute Nacht selbst bezeichnet hat, lässt mich seufzen. War ich ihr wirklich so unsympathisch gegenüber getreten bei unserem ersten Aufeinandertreffen? Sollte ich noch einmal das Gespräch mit ihr suchen? Ich entschied mich dafür, es einfach auf mich zukommen zu lassen. ,,Wincent, kann ich dich mal kurz sprechen?" Höre ich Amelie fragen und bekomme erst jetzt mit, dass sich unsere kleine Runde bereits aufgelöst hat. Ich nicke schnell und schon ist auch Benni, der letzte in der Runde, aus dem Bus verschwunden. ,,Ist zwischen Nele und dir irgendetwas, was ich wissen sollte?" Fällt sie direkt mit der Tür ins Haus und ich sehe sie überrascht an. ,,Da ist nichts." Winke ich ab und nehme einen weiteren Schluck, meines mittlerweile kalten Kaffees.

,,Ich weiß, dass du dir gewünscht hast, dass Paul die Tour begleitet, aber für krank sein kann man nichts. Nele ist ein super Ersatz, also versau es nicht. Die Bilder sind wirklich toll geworden." Schnell nicke ich. ,,Ich weiß. Ich hab mich auch schon bei ihr entschuldigt, aber trotzdem das Gefühl, dass noch etwas zwischen uns steht." Seufzend sieht sie mich an und ich zucke mit den Schultern. ,,Was soll ich denn noch machen, außer mich bei ihr entschuldigen?" Murmle ich genervt. ,,Gib ihr einfach Zeit." Seufzt die Rothaarige und ich nicke. ,,Sie hat mich gefragt, ob es okay ist, wenn ihr Freund in Berlin vorbeischaut." Überrascht sehe ich auf und sofort beginnt Amelie zu grinsen. ,,Ist doch kein Problem, oder?" Sofort schüttele ich den Kopf. ,,Klar, warum nicht." Zucke ich mit den Schultern, während mein Gegenüber nur schelmisch grinst. ,,Sie reizt dich." Höre ich es plötzlich sagen. ,,So ein Quatsch." Weiche ich schnell aus.

Berlin - Mercedes-Benz Arena

,,Wir sind durch." Grinse ich und lege das Mikrofon beiseite, als ich plötzlich ein mir unbekanntes Gesicht im Innenraum der Halle wahrnehme. Fragend werfe ich einen Blick zu meiner Band, jedoch schütteln die Jungs auch nur den Kopf. Aus dem Augenwinkel erkenne ich Nele, wie sie auf ihn zugeht und ihn schüchtern in die Arme zieht. Sofort zähle ich eins und eins zusammen. In den letzten Tagen war Nele mir gegenüber noch immer zurückgezogen und wirkte beinahe schüchtern, wenn wir uns abseits der Show über den Weg gelaufen sind. ,,Ist das ihr Freund?" Fragend sieht Manu mich an, jedoch zucke ich nur mit den Schultern. ,,Scheint so." säusle ich, als der Blonde ihr einen Kuss aufdrückt.

Erst am späten Nachmittag treffe ich wieder auf die Blondine, welche dicht gefolgt von ihrem Begleiter durch die Gänge der Arena streift. Freundlich lächelnd sehe ich die beiden an. ,,Wincent, das ist Moritz, mein Freund." Ich strecke ihm meine Hand entgegen, doch sein Blick ruht nur auf mir, während er kurz nickt. ,,Du wolltest mir noch deinen Arbeitsplatz zeigen." Knurrt er und schiebt Nele dann vor sich her. Sprachlos blicke ich den beiden einen Moment lang hinterher, während ich nur den Kopf schüttele und in meinem Backstage verschwinde.

Nach der Zugabe laufe ich hinter die Bühne und sofort blicke ich in die Kamera von Nele, welche mich entschuldigend ansieht. Ich umarme meine Band und sofort wird mir ein Bier in die Hand gedrückt. Ich stoße mit ihnen an, bis mir plötzlich jemand auf die Schulter tippt. ,,Hast du vielleicht einen Moment für mich?" Unsicher sieht die Blondine mich an, doch ich nicke schnell. Mit einem Blick in die Runde verabschiede ich mich von meiner Crew und folge Nele in Richtung meiner Garderobe. Vor meiner Garderobentür bleibt sie stehen und dreht sich zu mir.

,,Es tut mir leid, wie Moritz dich vorhin behandelt hat." Unsicher beginnt sie ihre Hände zu kneten, während sie meinem Blick ausweicht. ,,Er war nicht so begeistert davon, dass ich die restlichen Tourtermine für Paul übernehme und hat das fälschlicherweise an dir rausgelassen." Murmelt sie leise, doch ich schüttele schnell den Kopf. ,,Da kannst du ja nicht's für." Zucke ich mit den Schultern. ,,Er ist da manchmal etwas forsch." Murmelt sie leise. ,,Mehr wollte ich auch gar nicht." Kurz heben sich ihre Mundwinkel, genauso schnell hat sich ihre Mimik wieder neutralisiert.  ,,Ich kümmere mich dann mal um die Bilder von der heutigen Show." Stammelt sie und schon ist sie wieder verschwunden.

Ich sehe ihr noch einen Moment hinterher, während sich die Gedanken in meinem Kopf überschlagen. Immer wieder sehe ich die Blondine vor mir, wie sie in einer kurzen Stoffhose, sowie einem weißen Spitzen-Top vor mir steht und mich unsicher ansieht. Die Nervosität war ihr deutlich anzumerken. Aber warum? Ihre zurückhaltende, fast schüchterne Art war mir sofort aufgefallen. Sie wollte es allen Recht machen und war in ihre Arbeit wahnsinnig perfektionistisch, was mich in einer gewissen Art und Weise reizt. Schnell schüttele ich den Kopf über meine Gedanken und stehe nur wenigen Minuten später und der Dusche.

Zurück im Tourbus warten bereits die anderen, jedoch verabschiede ich mich direkt ins Bett. Den verwirrten Blicke der anderen ignoriere ich gekonnt. Mein Blick fällt noch einmal auf Nele, bevor ich die Treppen nach oben steige. Völlig vertieft in ihren Laptop und scheint den Trubel um sie herum, nur bedingt wahrzunehmen. 

Auf den Grund - Wincent WeissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt