Auf den Grund - Wincent Weiss

Kapitel 4

Das Kapitel ist diesmal etwas kürzer geraten, da es im nächsten Kapitel eine kleine, aber sicherlich spannende Veränderung gibt. Ich bin gespannt, ob es nicht vielleicht sogar schon jemand erahnen kann...

Das Stöhnen und ein klirrendes Geräusch reißt mich unsanft aus dem Schlaf. Ich blinzle ein paar Mal, um mich an die vollkommene Dunkelheit zu gewöhnen. Kurz zucke ich zusammen, als ich erneut ein dumpfes Geräusch wahrnehme und kurz darauf eine leise wimmernde Stimme. Mühsam strample ich mich aus meiner Decke und schiebe den Vorhang ein wenig beiseite. Langsam lasse ich meinen Blick durch den schwach beleuchteten Gang wandern, bis ich ein paar Betten weiter hängen bleibe. Der Vorhang beginnt sich zu bewegen und kurz darauf höre ich es wieder leise Schluchzen. So leise wie möglich, um die anderen nicht zu wecken, krabble ich aus meinem Bett und bewege mich langsam auf die Schlafkabine von Nele zu.

Unsicher schiebe ich den Vorhang ein kleines Stück beiseite und lasse meinen Blick über den zierlichen Körper der Blondine gleiten. Unruhig wälzt sie sich in dem kleinen Bett hin und her, während sie immer wieder wild um sich schlägt und immer wieder beginnt sie zu schluchzen. Sanft beginne ich über ihren Oberarm zu streichen. ,,Nele." Flüstere ich leise. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen erkenne ich, wie sie langsam ruhiger wird.

Erschrocken reißt sie plötzlich die Augen auf und sieht mich überrascht an. ,,Was-Was machst du da?" Hektisch rutscht sie ein Stück nach hinten und entzieht sich somit meinen Berührungen. ,,Ich glaub, du hattest einen Alptraum." Zucke ich mit den Schultern und sehe sie entschuldigend an. ,,Ich wollte dir nicht zu nahe treten." Murmle ich, jedoch schüttelt sie den Kopf. ,,Danke." Säuselt sie und schiebt den Vorhang ein Stück weiter auf. Die Blondine schwingt die Beine aus dem Bett und schiebt sich an mir vorbei, auf den Weg in Richtung Treppe. Seufzend stehe ich auf und folge ihr barfuß nach unten.

,,Willst du drüber reden?" Sofort schüttelt sie den Kopf und wendet mir wieder den Rücken zu. Ein sanftes Lächeln legt sich auf meine Lippen, als mein Blick über ihren Körper gleitet. ,,Ich geh wieder schlafen." Höre ich sie irgendwann sagen. Stumm nicke ich und blicke ihr noch einen Moment hinterher, ehe ich tief durchatme und einen Blick aus dem kleinen Fenster werfe. Ich atme tief durch und lasse mich gegen die Küchenzeile sinken. Ich verweile noch einen Moment und hänge meinen Gedanken nach, ehe auch ich den Weg in Richtung Bett erneut einschlage.

Mitte August

Gedankenverloren starre ich auf die große Magnettafel gegenüber, wo sich bereits einige Notizen für das kommende Weihnachtsalbum angesammelt haben. In den letzten Monaten waren bereits einige Ideen entstanden, wie wir die Weihnachtszeit für die Crew gestalten können. ,,Wincent?" Überrascht sehe ich auf, während Amelie mich abwartend ansieht. ,,Hast du mir überhaupt zugehört?" Schnell schüttele ich den Kopf. ,,Tut mir leid."

,,Paul kann an den Terminen nicht, deswegen haben wir Nele angefragt für das Shooting nächste Woche." Seufzend sehe ich sie an, bis ich schwach nicke. ,,Bist du dir sicher?" Die Augenpaare der anderen sehen mich fragend an. ,,Naja, ihr Freund war schon bei der Tour nicht erfreut darüber und wenn sie jetzt wieder für uns arbeitet." Zucke ich mit den Schultern. ,,Sie hat sofort zugesagt." Lächelt meine Managerin aufmunternd.

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Eine knappe Woche später stelle ich an einem abgelegenen Gelände etwas außerhalb, den Motor meines Wagens ab und folge Amelie in das Innere des imposanten Gebäudes. Sofort lasse ich meinen Blick über das gemütliche Interieur gleiten und fühle mich direkt wohl. Mit wenigen Handgriffen und ein wenig Dekoration haben wir es in eine wunderschöne Weihnachtsstimmung getaucht.

Das Knarzen der schweren Eingangstür lässt mich aufschauen. ,,Tut mir leid, dass ich zu spät bin. Wir standen im Stau." Beginnt die Blondine sich zu entschuldigen, doch ich winke nur ab. ,,Kann ich dir etwas abnehmen?" Grinse ich und greife nach einer ihrer Taschen und deute ihr mir zu folgen. Freudestrahlend begrüßt sie Amelie und die anderen, ehe sie sich umsieht und ihre Augen beginnen zu strahlen. ,,Wow." Flüstert sie bedächtig, als ihr Blick auf die große Fensterfront fällt.

Langsam lasse ich meinen Blick über die hübsche Blondine gleiten und beginne zu Lächeln. ,,Du magst sie?" Erschrocken drehe ich mich zu Amelie, welche plötzlich neben mir steht. Schnell winke ich ab. ,,Sie ist unsere Fotografin, mehr nicht." ,,Du hast mir meine Frage nicht beantwortet." Erwidert die Rothaarige, jedoch zucke ich nur mit den Schultern. ,,Sie ist vergeben. Du weißt, dass das Tabu ist." ,,Aber du hast ihn doch selbst auf Tour erlebt, so wirklich glücklich wirkte sie nicht." Seufzend sehe ich sie an. ,,Es soll einfach nicht sein."

,,Mit was wollen wir starten?" Ich erstarre einen Moment, als Nele plötzlich vor uns steht und fragend zwischen uns hin und her sieht. ,,Wir wollten mit ein paar Momentaufnahmen für das Booklet starten und dann vielleicht noch die ein oder andere Aufnahme für das potentielle Albumcover." Schlägt Amelie vor und erhält direkt ein zustimmendes Nicken der Fotografin.