Kapitel 7

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Es geht weiter und es wird spannend!

Wie findet ihr das Weihnachtsalbum?


Amelie zieht mich in die Arme, bevor sie sich ein wenig von mir löst und mich fragend ansieht. ,,Wenn du nicht für aufsehen bei Wincent sorgen möchtest, solltest du vielleicht dein Make-Up auffrischen." Besorgt sieht sie mich an, während ich nur schnell nicke und mich nach dem WC erkundige. Mit einem dankbaren Lächeln auf den Lippen sehe ich sie an und folge der Wegbeschreibung.

Ich werfe seufzend einen Blick in den großen Spiegel und spüre wie mir heiße Tränen aufsteigen. Das Spiegelbild, was sich mir bietet, lässt mich schlucken. Meine Wange ziert, wie so oft in den letzten Wochen, eine gerötete Stelle, die sich über die gesamte Wange erstreckt. Langsam streiche ich darüber und verharre in meiner Position, als ich ebenfalls einen Abdruck an meinem Handgelenk erkenne, wo es bereis beginnt sich bläulich zu verfärben. Vorsichtig streiche ich darüber und schließe die Augen, um vor meinem eigenen Spiegelbild für einen Moment zu flüchten.

Ich zucke zusammen und reiße die Augen auf, als ich die Tür höre und kurz darauf die Rothaarige im Spiegel erkenne. Unsicher kommt sie auf mich zu und ihre Fragen kann ich förmlich in der Luft spüren. ,,Ist es das, was ich denke?" Das Zittern in ihrer Stimme lässt mich erschaudern, während ich nur langsam nicke und die Tränen nicht mehr zurückhalten kann. Vorsichtig überbrückt sie den geringen Abstand zwischen uns und zieht mich in ihre Arme. Sofort beginnt mein Körper zu beben und ich spüre das erste Mal seit Wochen ein Gefühl von Sicherheit. Unter den Tränen gehe ich in die Knie und bin dankbar dafür, dass Amelie ohne Fragen zu stellen mich hält.

Es dauert mehrere Minuten, bis ich mich ein wenig beruhigt habe. Sanft streicht sie mir die Haare aus dem Gesicht und legt somit die Sicht auf meine Wange frei. Beschämt weiche ich ihrem Blick aus und schlinge die Arme um meine Knie. ,,Es hat angefangen, als er unglücklich in seinem Studium geworden ist. Ich hab gedacht, dass es nur eine Phase ist, dass wir uns häufiger streiten und er mir gegenüber laut wird. Irgendwann hat er mich dann immer wieder angefasst und als ich ihm gesagt habe, dass es mir wehtut, hat es ihn nicht interessiert, bis ihm irgendwann das erste Mal die Hand ausgerutscht ist. Das ist jetzt vier Monate her und seitdem waren es nicht nur Ohrfeigen." Die letzten Worte verschlucke ich beinahe.

Aus Angst vor ihrer Reaktion lasse ich den Kopf in meine Hände gleiten und schluchze. Bisher konnte ich mich noch niemanden gegenüber öffnen. Vor meinen Eltern konnte ich blaue Flecke und gerötete Stellen immer verbergen oder abdecken. Verabredungen mit Freunden habe ich in den letzten Wochen immer wieder kurzfristig absagen müssen, wenn das Make-Up nicht ausgereicht hat.

,,Das muss ein Ende haben." Sofort nicke ich. ,,Ich weiß, ich möchte mich ja auch trennen, aber ich hab einfach Angst. Wo soll ich denn hin? Es weiß doch keiner davon und ich stoße sicherlich nicht auf Verständnis, wenn ich erzähle, dass ich es nicht geschafft habe mich von jemanden zu trennen, der seine Freundin schlägt." Mich durchfährt ein kalter Schauer, als ich über meine Wort nachdenke.

,,Wenn du nicht bei einer Freundin oder deinen Eltern unterkommen möchtest, kannst du jederzeit bei mir schlafen. Einen Platz habe ich immer für dich frei. Wir kennen uns erst ein paar Wochen, aber ich hab dich in mein Herz geschlossen und jetzt kann ich mir auch dein Verhalten erklären. Trotzdem müssen wir einen Weg finden, wie du schnellstmöglich von ihm loskommst und ihn vor allem auch anzeigen." Aufmunternd sieht Amelie mich an, während ich nur schlucke und nicke.

Das Klopfen an der Tür lässt mich zusammenzucken. Sie schiebt sich einen Spalt auf und Wincent steckt seinen Kopf hindurch. ,,Ist alles okay?" Fragend sieht er zwischen uns hin und her, während ich hilfesuchend zu seiner Tourmanagerin blicke. ,,Wir brauchen noch einen Moment." So schnell wie er gekommen war, ist er auch schon wieder verschwunden. ,,Oh Gott, ist das peinlich." Hektisch versuche ich mir die Tränen aus dem Gesicht zu wischen, werde aber von Amelie wieder gestoppt.

,,Dir muss das nicht peinlich sein und ich hoffe du weißt, dass ich darüber kein Wort verlieren werde. Ich bin für dich da und mein Angebot steht. Wir sagen das Shooting für heute ab und verschieben es auf ein andermal." Energisch schüttele ich den Kopf. ,,Es sind doch nur Wincent und du da, oder?" Sofort beginnt sie zu nicken. ,,Ich glaube, ich kann ein wenig Ablenkung gebrauchen und-" Ich breche ab und suche nach den passenden Worten.

,,Begleitest du mich morgen zur Polizei und vielleicht zu meinen Eltern. Ich hab ihnen in den letzten Wochen genug Sorgen bereitet und würde ihnen gern die Wahrheit erzählen, schaffe das aber nicht allein." ,,Natürlich. Ich bin für dich da und lass dich jetzt nicht allein, versprochen!" Dankbar sehe ich sie und ziehe sie in meine Arme. ,,Danke!" Flüstere ich leise, ehe ich mich wieder von ihr löse. ,,Gibst du mir noch ein paar Minuten, um mich frisch zu machen und dann können wir anfangen." Ich erhebe mich wieder, gefolgt von Amelie, welche mir noch einmal bestärkend über den Rücken streicht.

,,Ich sorge dafür das Wincent keine Fragen stellt und wir hier schnell durch sind. Wir können jederzeit abbrechen, wenn dir nicht danach ist." Ich nicke und stehe nur wenige Augenblick später allein in dem kleinem Badezimmer. Ich frische mit wenigen Handgriffen mein Make-Up auf und atme ein letztes Mal tief durch, ehe ich die Tür öffne und die Stimmen der beiden wahrnehme. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch öffne ich die angelehnte Tür und richte somit die Aufmerksamkeit von Wincent einen Moment lang auf mich.


Nele hat sich geöffnet... Ich habe den Kommentaren entnommen, dass ihr Moritz genauso wenig leiden könnt, wie ich. 

Ich hoffe euch hat das Kapitel trotzdem gefallen und wie immer würde ich mich über ein wenig Feedback freuen :)

Auf den Grund - Wincent WeissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt