Kapitel 18

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Ihr Lieben,

Es hat lang genug gedauert, aber es gibt heute endlich ein neues Kapitel. Ich hoffe, dass ihr immer noch Interesse an der Geschichte habt und genauso fleißig am Lesen und Feedback geben seit, wie zuvor. 

Viel Spaß beim Lesen 



Es tut mir leid, wie der Abend verlaufen ist... Es liegt wirklich nicht an dir aber vielleicht brauche ich noch ein wenig mehr Zeit, als ich mir zu Beginn eingestehen wollte. Ich würde mich trotzdem freuen, wenn wir es schaffen, den Abend noch einmal zu wiederholen, denn ich fand ihn wirklich schön.

Schlaf gut

Xoxo Nele

Schnell habe ich die Worte ein weiteres Mal überflogen und seufze und werfe erneut einen Blick auf die Uhr. ,,Kurz nach zehn." Flüstere ich eher zu mir selbst und öffne die Anruferliste und habe recht schnell die gesuchte Person gefunden. Kurz schwebt mein Finger über dem Namen der Rothaarigen, bis ich letztendlich den grünen Hörer berühre und das Freizeichen ertönt. Es folgt ein kurzes Knacksen der Leitung, bis ich die vertraute Stimme von Amelie höre. ,,Hey." Begrüßt sie mich vorsichtig. ,,Ich hab einfach alles vermasselt." Seufze ich und spüre, wie mir die ersten Tränen aufsteigen. ,,Wincent will doch nie wieder etwas von mir hören. Ich hab nach unserem Telefonat das Date beendet. Ich war einfach so überfordert damit, wie viel Mühe er sich gegeben hat, um es mir so schön, wie möglich zu machen. Ich konnte das einfach noch nicht. Ich bin noch nicht soweit, um mich wieder auf jemanden einzulassen." Schluchze ich. ,,Ich denke, dass Wincent das auch so gesagt hast und er dir da mir Verständnis entgegen kommt. Ich weiß zwar, dass Wincent sich genau davor Gedanken gemacht hat, was ist, wenn dir das alles zu viel wird, aber er ist der letzte, der nichts mehr von dir wissen möchte. Er mag dich und du magst ihn. Das könnt ihr beide nicht leugnen, aber du darfst nicht vergessen, dass Vertrauen etwas ist, was man sich erarbeitet und bei euch dauert das vielleicht einfach ein bisschen länger, als bei anderen. Das ist aber bei deiner Vorgeschichte kein Wunder und Wincent hat die Geduld. Ich bin mir sicher, dass ihr das miteinander hinbekommt, aber du brauchst Zeit und das weiß er und er wird sie dir geben, weil er dich nicht verlieren will und um das, was ihr habt kämpft."

Nach Amelies Worten schluchze ich auf. ,,Ich will doch auch, dass wir das hinkriegen, aber mir geht das aktuell einfach alles zu schnell. Ich starte gerade nach meiner kleinen Auszeit wieder in mein Berufsleben und wir wissen beide, dass da nicht sonderlich viel Zeit für das Privatleben bleibt." Seufze ich. ,,Vielleicht hast du Recht und ich sollte mir einfach noch ein bisschen Zeit geben und nichts überstürzen wollen, auch, wenn ich ein schlechtes Gewissen habe, dass ich uns den Abend versaut habe." Murmle ich. ,,Ich hab ihm vorhin noch ein kurze Nachricht geschrieben, aber er hat sie noch nicht gelesen. Meinst du, ich kann mich die Tage nochmal bei ihm melden und mich entschuldigen. Ich hab irgendwie das Gefühl, dass ich es wieder gerade biegen muss. Vielleicht hilft es mir ja, wenn ich mit meinem Therapeuten das ganze noch einmal aufgreife " Schiebe ich noch hinterher. ,,Ihr schafft das."

Wenige Tage später sitze ich in der steril aussehenden Praxis. Jedes Teil der Dekoration steht an seinem Platz und das schon seit Wochen. Immer wieder zieht der aus Porzellan bestehende Hund meine Aufmerksamkeit auf sich und ich kann mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen, denn er war mein Ruhepool der Therapiestunde. Immer, wenn ich merke, dass meine Gefühle beginnen Achterbahn zu fahren, schweift mein Blick auf den beigen Hund und schenkt mir die nötige Ruhe. Ich erschrecke, als die Tür ins Schloss fällt und mein Therapeut mir gegenüber steht. ,,Entschuldigen Sie die Verspätung." Murmelt er schnell und nimmt auf dem Sessel gegenüber Platz. Schnell winke ich ab und beobachte ihn noch einen Moment, wie er eine Mappe mit Unterlagen aufschlägt und einen Kugelschreiber parallel dazu auf dem kleinen Tisch neben ihn ablegt. ,,Wie erging es Ihnen seit unserem letzten Termin?" Er mustert mich einen Moment lang, als ich ihm auf seine Frage nicht antworte.

,,Durchwachsen, wenn ich ehrlich bin." Murmle ich leise, erhasche jedoch sofort den neugierigen Blick des Mittvierzigers. ,,Wie darf ich das verstehen?" Seufzend lehne ich mich ein wenig nach vorn und stütze meine Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab. ,,Ich hab ihn von dem Freund erzählt, der mir in den letzten Wochen geholfen hat." Ich riskiere einen Blick zu meinem Gegenüber, welcher langsam nickt und mich aufmunternd ansieht. Ich kenne diesen Blick mittlerweile besser, als ich vielleicht sollte. Immer wieder habe ich in den letzten Sitzungen versucht noch ein wenig für mich zu behalten und somit noch immer einen privaten Raum für mich zu schaffen, jedoch habe ich schnell bemerkt, dass dies nicht zielführend ist und er dafür eine viel zu feinfühlige Menschenkenntnis besitzt.

,,Wir haben uns kennengelernt, weil ich für ihn gearbeitet habe beziehungsweise es immer noch tue, aber bei ihm war irgendetwas anders. Mir fällt es immer noch schwer jemanden zu vertrauen und körperliche Nähe zuzulassen, aber bei Wincent ist gefühlt alles anders. Ich hab das Gefühl, dass ich mich bei ihm wieder ein wenig fallen lassen kann und ich ihm vertrauen kann. Er war für mich da, nachdem ich aus der gemeinsam Wohnung ausgezogen bin. Ich hab mich zu ihm hingezogen gefühlt und fühle es auch immer noch, kann es ihm aber nicht so zeigen, wie ich es gerne würde." Ich versuche dem Blick von Dr. Bergner auszuweichen. ,,Weil sie Gefühle entwickelt haben, aber Angst vor Ihren eigenen Emotionen haben:" Sofort nicke ich, als er genau das ausdrückt, was in meinem Kopf umher schwirrt. ,,Wovor haben Sie Angst, wenn er Ihnen aber ein gutes Gefühl gibt und Sie sich bei ihm geborgen fühlen?" Ich schließe die Augen für einen kurzen Moment und atme tief durch. ,,Das ich mich wieder auf jemanden einlasse und plötzlich blind vor Liebe bin. Ich dachte bei Moritz immer, dass ist der Mann mit dem ich alt werde, aber habe mich so in ihm getäuscht. Was ist, wenn ich wieder enttäuscht werde und mein Vertrauen, was ich ihm entgegen bringe, ausgenutzt wird." Seufzend sehe ich endlich wieder auf und schaue in das vorsichtig lächelnde Gesicht des Psychologen. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 25 ⏰

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Auf den Grund - Wincent WeissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt