Kapitel 8

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Leszete des Königlichen Ungarns, Dezember 1599

𝖅wei Monate war es bereits her seit Vater fortging. Seither hatte auch Mutter ihr Lächeln verloren. Mutter sagte, dass Vater uns gegen die bösen Osmanen verteidigen und zu Weihnachten wieder heimkehren würde. Manchmal, wenn wir zur Kirche gingen, hörte ich die anderen über diese Osmanen sprechen; dass der Norden und Süden zum Osmanenland geworden waren. Mutter wollte nicht, dass ich diesen Erzählungen zuhörte, also kehrten wir nach der Messe geschwind heim. Wenn ich doch neugierig wurde und nachfragte, stieß ich nur auf Schweigen. Ich verstand nicht, wer diese Osmanen waren und weshalb mein Vater mich für sie verließ. Und ich verstand nicht, warum meine Mutter nicht mehr lächelte und ihre Blumen verwelken ließ.

Wenn ich traurig war, pflegte ich zur Heiligen Mutter zu sprechen. Ihr Schweigen war nicht so beklemmend wie Mutters. Auch heute war ich in der frühen Abendstunde hinausgeschlichen und zur Georgskirche gegangen. Die Lichter der anderen Häuser zeigten mir, dass andere Familien beisammensaßen und das abendliche Mahl zu sich nahmen. In ihren Häusern hauste noch die Liebe, die in denen, die in der Dunkelheit lagen, erloschen war. Und wenn die Männer des fekete báró wiederkommen würden, würden auch ihre Lichter erlöschen – so wie das unsere.

Langsam öffnete ich die schwere, hölzerne Tür und war von der so vertrauten Melodie demütiger Stille, die von dem leisen Flüstern anderer Betender begleitet wurde, umgeben. Ich kniete mich nieder, machte das Zeichen des Kreuzes, so wie es Vater mir beigebracht hatte, und begann mein Gebet: »Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.«

Es war der vertraute Duft von Weihrauch, die Gemälde der Heiligen und das gedämpfte Licht der bunten Glasfenster und zarten Kerzenflammen, die diesen Ort für mich zu einem Hafen des Trostes und der Hoffnung machten. Der Schatten meiner Kerze flackerte vor Marias Gesicht und enthüllte ihre gänzliche Schönheit.

»Heilige Maria, ich hoffe, du kannst mich hören. Ich bin es, Evièka, die auch heute mit dir sprechen wollte. Mutter geht es immer schlechter und ich habe Angst, dass sie mich auch bald verlassen wird. Ich habe mich stets bemüht, ein gutes Mädchen zu sein, aber selbst wenn ich meine Aufgaben fleißig erfülle, scheint es Mutter nicht zu trösten. Bitte, Heilige Maria, hilf meiner Mutter, ihr Lächeln wiederzufinden und beschütze meinen Vater. Ich werde ein noch besseres Kind sein und stets für das Wohlergehen meiner Eltern und unseres Landes beten. Ich danke dir, dass du immer für mich da bist und mir zuhörst. Amen.«

»Ich wusste, dass ich dich hier finden würde.«

Als ich schreckhaft die Augen öffnete und mich umdrehte, erblickte ich meine spitzzüngige Freundin Vanessza.

»Was machst du denn hier?«, gab ich zur Antwort. Vanessza, die anders als Zsófia und ich nur ungern in die Kirche ging, weil ihr offenbar die düstere und gedrückte Stimmung zusetzten, war die letzte, die ich hier anzutreffen erwartete.

»Mutter hat schon wieder mit mir geschimpft, weil ich mit den anderen den Schmied mit Schneebällen beworfen habe. Dabei macht das so viel mehr Spaß als die ganze Zeit mit den alten Frauen zu spinnen!«

Ich spürte, wie plötzlich die Augen der anderen auf uns ruhten und versuchte, sie beschämt zu unterrichten, dass dies kein Ort für lärmende Klagen war. Mit bedrücktem Gesicht kniete sie sich neben mich und begann, ihre Hände zu einem Gebet zu falten.

»O, heilige Mutter Gottes, bitte sei so gütig und befreie mich von der Striktheit meiner gnadenlosen Frau Mutter! Amen.«

»Vanessza, du kannst doch nicht die Heilige Mutter mit solch höhnischen Wünschen behelligen. Wie sehr wünschte ich mir, dass meine Mutter mit mir schimpfte oder doch irgendetwas zu mir sagte... Doch zuhause treffe ich stets auf ihr betrübtes Gesicht und immerzu währendes Schweigen.«

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