Kapitel 9

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𝖂ährend sich die Weihnachtsstimmung in der Gemeinde Csejtes durch den Klang fröhlicher Musik, das warme Licht der Häuser und dem Duft gebackener Leckereien entfaltete, wurden die Schatten, die seine Burg umhüllten, immer länger. In diesem wehmütigen Nebel verlor auch ich mich und meine Gedanken wurden immerzu von trostlosen Gefühlen durchzogen.

Doch auch auf Burg Csejte schritten die Vorbereitungen für Heiligabend voran und alle waren damit beschäftigt gewesen, die Wünsche der grófnő gänzlich zu erfüllen. János und Gellért sorgte dafür, dass alle Bediensteten mit ihren Aufgaben vertraut wurden und empfingen die geladenen Gäste; Frau Semtész verwöhnte die Tochter der grófnő, die gestern eingetroffen war, mit ihren Diensten und Katarína ging fortwährend ihren Aufgaben als Wäscherin nach.

In den frühen Abendstunden, als sich die Sonne sanft zur Ruhe begeben hatte und ein letztes Mal die Welt in eine goldene Umarmung hüllte, saßen Natália und ich zusammen an der warmen Feuerstelle der Küche und bereiteten das Mahl für das Weihnachtsfest vor. War doch Weihnachten einst auch für mich ein Fest der Freude gewesen, so musste ich mir schweren Herzens eingestehen, dass nun der Klang von gesungenen Weihnachtsliedern in der Ferne und die festliche Stimmung die Traurigkeit in mir nährten und mich an jene geliebten Menschen erinnerten, die nicht mehr Teil dieses Festes sein konnten.

Natália bemerkte meinen Seinswandel und versuchte mich manches Mal aufzumuntern, doch der Verlust, den ich zu tragen hatte, saß tief in meiner Brust und ich verhöhnte mich selbst. Hatte ich nicht einst die Gefühle Alajos', die er seiner Trauer wegen empfand, mit meinen eigenen Worten beschönigt? Und nun, wo ich diejenige war, die die Trägerin dieser wurde, konnte ich diesen Worten keine Folge leisten. Ach, wie diskrepant ich doch war! Plötzlich durchzog mich ein stechender Schmerz und einige Blutstropfen fielen auf meine Schürze hinab.

»Evièka? Was hast du nur? Oh weh! Du hast dich geschnitten!«, rief Natália besorgt aus und nahm mir das Messer ab, mit dem ich den Fisch für das Weihnachtsmahl vorbereitet hatte.

»Wir haben schon so viel geschafft – überlass den Rest ruhig mir!«, versuchte sie mich vom Rest der Arbeit abzuhalten.

»Ich kann dich doch unmöglich mit alledem alleinlassen.«

»Die Suppe kocht, den Karpfen für das Halászlé hast du bereits zurechtgeschnitten, das Gebäck ist gefüllt und fast so gut wie fertig! Ich komme schon zurecht. Und hier, nimm dies für deine Wunde.« Behutsam legte sie mir einen Verband aus Baumwolle in die eine Hand und eine der fertigen Plätzchen in die andere. »Wenngleich ich den Grund deines Schwermutes nicht kenne, sollst du wissen, dass ich dir gern zuhören werde, wenn du sprechen möchtest«, sprach sie und sah mich an, als würde sie in mir ein bedauernswertes Reh sehen, das nach seiner verlorenen Familie suchte.

»Sobald ich etwas frische Luft geschöpft und mich aus meiner Gedankenverlorenheit geholt habe, werde ich dir mit dem Rest zur Hand gehen«, gab ich ihr zur Antwort und erwiderte ihr Lächeln, das mich zu trösten versuchte.

Ich schätzte ihr fürsorgliches Wesen sehr, doch wollte und konnte ich sie nicht über das, was mich schmerzte, aufklären, weil ich befürchtete, dass diese Neuigkeit auch sie sehr plagen würde. Gleichwohl fragte ich mich, ob Natália etwas über Vanessza oder den Grund ihres Daseins auf Burg Csejte wusste. Doch mein aufgewühltes Herz würde sich nicht durch allerlei unbeantwortete Fragen beschwichtigen lassen und so entschied ich, diesem wehmütigen Nebel zu entfliehen, legte mir meinen Umhang um und nahm etwas von dem Gebäck zu mir, dessen leichte Süße und Wärme auf meiner Zunge zergingen und mir fürwahr ein wenig Trost spenden konnten.

—~—

Ich lag bei jener Lichtung, an der ich einst mein zweites Leben erhalten hatte. Aus dem Himmel tanzten Schneeflocken herab und der Duft aus frischer Erde und kühlem Schnee erfüllte den Wald, der wie der Rest seiner Bewohner in einen Moment der Stille erstarrt war.

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