SIEBENUNDZWANZIG

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„Oikawa!", wütend schnauzte ihn sein Trainer an. Seit Wochen war er nicht bei der Sache.

Das Getuschel um ihn herum erinnerte ihn an die Weiber seiner Oberschulzeit. Wie alt waren seine Teammitglieder noch mal?

Natürlich hatte sich schnell im Team herumgesprochen, dass es etwas mit seiner vermeintlichen Freundin zu tun hatte. Mit der er offensichtlich nicht mehr zusammen war.

Mittlerweile waren mehrere Wochen vergangen, seitdem Oikawa wieder in Argentinien war. Immerhin hatte er Verpflichtungen und einen Vertrag an den er sich gebunden hatte.

„Geh raus. Eine Runde laufen!", schrie sein Coach. Er begriff schnell, dass der Setter eine Pause brauchte. Seine Gedanken ordnen müsste. So sehr er auch Verständnis dafür hatte, hoffte er dass dieser Zustand sich langsam bessert. Immerhin sind es ganze 6 Wochen, seitdem Oikawa aus Japan zurückgekehrt war und nicht mehr dieselbe Euphorie und Leidenschaft mitbrachte, wie als er ging.

Er stieß den Atem aus und kickte einen Stein vor sich her. Er könnte ausrasten. Sich die Haare raufen.

Langsam sollte er sich der Realität stellen.

Er war hier in Argentinien. Ein Profi-Sportler der V-Leage. Während du in Japan warst und dort dein Leben verbrachtest. Weit weg von ihm und wahrscheinlich glücklicher denn je.

Es war schon spät und er blickte in den klaren Sternenhimmel, der ihn mit einer vorbei düsenden Sternschnuppe verspotten wollte. Als nach und nach einige Spieler herauskamen, bemerkte er erst wie lange er eigentlich hier draußen stand und Löcher in die Luft starrte.

„Zeit dass du mal wieder unter die Menschen kommst!", José legte ihm einen Arm um die Schulter und nahm ihn in den Schwitzkasten. Von der fröhlichen Fassade war nichts mehr übrig, als Oikawas Blick nach unten gedrängt wurde. Seine Freunde sorgten sich um ihn. Sie wussten, dass seine Situation eskalieren würde. Sie alle wussten es. Dennoch war es nicht üblich, so jemanden wie Oikawa Trübsal blasen zu sehen. Und das auch noch wegen einer Frau. Das klang zu lächerlich um wahr zu sein.

„Wir gehen heute Party machen!", bestimmte sein Kumpel und brachte die Mannschaft zum Jubeln.

Schlecht gelaunt, aber dennoch passend gekleidet, stand Oikawa nun an der Bar, während seine Freunde sich in die Meute stürzten und das Tanzbein schwangen.

Gebannt blickte er auf sein Glas und ließ sich von der Frau, die sich neben ihn setzte nicht beeindrucken.

Ihre penetranten Blicke brannten sich in seine Haut, dennoch verzog er nicht einmal die Miene.

„Was ist denn dir über die Leber gelaufen?", ihr spanisch war hinreißend und ihre Figur wie man sie von einer heißen Latina kannte. Dennoch würdigte er sie keines Blickes. Sie wickelte eine Strähne um ihren Finger, die sie löste und erneut umwickelte.

„Geht dich nichts an", brummte er.

Doch sie ließ nicht locker. Oikawa war attraktiv, sexy und vieles mehr. Sie wollte ihn. Und außerdem wusste sie ganz genau, um wen es sich hierbei handelte.

„Komm schon. Ich kann dich bestimmt auf andere Gedanken bringen", langsam fuhr sie mit ihrer Hand seinen Oberschenkel ab, bis sie kurz vor seinem Schritt halt machte.

„Lass uns gehen Hana.. ich bin echt nicht in Stimmung!"

Diese Stimme. Dieser Klang.

Oikawas Puls rauschte ihm in den Ohren. Sein Herz hämmerte bedrohlich gegen seinen Brustkorb und nur ganz langsam drehte er den Kopf in die Richtung aus der diese Stimme kam. Er wusste nicht ob er es wirklich wissen wollte. Was wäre denn, wenn er sich täuschte. Es nur eine Illusion seiner tiefsten Wünsche war und wenn er erst einmal erkannte, dass diese Stimme nicht deine war, dann würde er wohl heute noch zusammenbrechen.

„Nein, wir bleiben. Du hast genug geschmollt, Mizo-chan!"

Und nun war er sich sicher. Es gab zwar Zufälle, doch niemals in diesem Ausmaß.

Ruckartig drehte er sich in deine Richtung und konnte gar nicht aufhören zu starren.

Als hättest du seinen Blick gespürt, hobst du deinen und konntest ihm direkt in die braunen Iriden sehen, die dich einst zum Schmelzen bringen konnten.

„Hallooo.. ich bin auch noch da", beschwerte sich jemand lauthals auf spanisch, doch du verstandest es nicht. Dennoch fiel dein Blick automatisch auf die braungebrannte Frau zu seiner Rechten. Enttäuschung machte sich in deinem Inneren breit. Angewidert sahst du weg und wandtest dich an Hana.

„Ich werde gehen. Du kannst bleiben!"

Sie folgte deinem letzten Blick, bevor du aus dem Lokal stürmtest und erkannte Oikawa.

Wütend stampfte sie in seine Richtung und funkelte ihn finster an. Dass ein so kleines Mädchen, so viel Zorn in sich lodern ließ, hätte Anerkennung verdient, doch er blieb still.

Viel zu sehr schämte er sich für das Bild, welches sich bot.

„Hast wohl nichts anbrennen lassen", angeekelt verzog sie das Gesicht und sah in die mit Botox gespritzte Visage seiner vermeintlichen Begleitung.

„Kein Wunder, dass Mizo-chan nichts mehr von dir wissen möchte!"

Mit diesem Satz drehte auch Hana sich um und folgte dir nach draußen.

Perplex sah Oikawa ihr nach und hätte am liebsten frustriert aufgeschrien. Die beschissene Hand lag immer noch auf seinem Schenkel und am liebsten hätte er sie gepackt und gebrochen. Doch so jemand war er nicht. Dennoch schlug er sie unsanft von seinem Bein weg und hätte sie am liebsten mit seinem Blick erstochen.

Als hätte sie seinen Blick deuten können, verzog sie sich ziemlich schnell.

„Hey, wo willst du hin?", José kam angejoggt und musterte Oikawa besorgt.

„Ich geh heim, viel Spaß!"

Conceal - Oikawa x OC/ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt