Conceal - Oikawa x OC/Reader

SECHSUNDZWANZIG

„Ich höre", ungeduldig wipptest du mit dem Fuß. Ein Zeichen deiner eigenen Nervosität, auch wenn du nach außen hin kalt wirktest, brodelte dein Inneres vor Anspannung. Seine gesamte Erscheinung ließ dein Herz erzittern und rebellieren, gegen das was du versuchtest aufzubauen. Und zwar die Mauer, die du vergeblich nach oben zogst. Doch allein sein Blick und die dunklen Schatten unter seinen sonst so strahlend braunen Seelenspiegeln, versetzten deinem Herzen einen Stich.

„Ich wollte nicht, dass du es so erfährst.. bitte du musst mir glauben", seine bebende Hand versuchte nach deiner zu greifen, doch du wichst zurück. Dein jetziger Blick wirkte nicht nur verletzt, sondern leer. Er vermisste deine Nähe, deine Wärme.. all das, wurde ihm nun verwehrt.

„Wolltest du.. dass ich es überhaupt erfahre?", zögerlich sahst du ihn an. Suchtest seinen Blick, den er beschämt gen Boden richtete.

„Ja.. ich wollte es dir sagen.."

Skeptisch hobst du die Braue an. Du wusstest nicht, ob du ihm Glauben schenken solltest.

„Wirklich!", betonte er hinterher, als er deinen Argwohn erkannte.

„Wieso hast du mich überhaupt angelogen, Tōru? Hattest du Angst, ich würde dich ausnutzen? Wäre nur an deinem Geld interessiert.. hast du wirklich so wenig von mir gehalten, dass du mir all diese Dinge zutrauen würdest..", Tränen bildeten sich in deinen Augen, die du schnell versuchtest wegzublinzeln, bevor er es erkennen könnte. Definitiv würdest du keine Schwäche vor ihm zeigen.

„Nein.. so ist es wirklich nicht. Miyu.. glaub mir.. ich hab dir so etwas nie zugetraut und auch niemals von dir erwartet.. schon vom ersten Moment an nicht. Du warst die erste Frau, seit Jahren.. die mich nicht mit diesem Blick angesehen hat.. du hast mich ganz normal behandelt.. sogar schlechter als normal", lachte er rau, doch Bitterkeit blitzte hervor.

„Wie meinst du das..", wolltest du wissen, deine Stimme war nur ein zarter Hauch, doch Oikawa war glücklich darüber, dass du fragtest.

„Schon in der Oberschule, hatte man mich nur belagert. Mit Geschenken und Liebensbriefen. Sie sagten mir, sie mögen mich, dabei kannten sie mich nicht einmal. In Argentinien ging es gerade so weiter.. als ich neu in der V-Leage angefangen hatte, traf ich mich mit einigen Frauen, die nur an meiner wachsenden Karriere interessiert waren. Sobald ich dann noch in der Nationalmannschaft war, war es schier unmöglich jemanden zu finden, der mich meinetwegen wollte.."

„Bis ich auf dich traf!", sein Blick war ernst und ließ dir einen warmen, angenehmen Schauer über den Rücken jagen.

„Du warst so anders. So distanziert. Du hattest keinerlei Interesse an mir, wodurch mein eigenes Interesse ins Unermessliche stieg. Ich wollte dich um jeden Preis kennenlernen.. weil du die erste Frau warst, die mich mit einem anderen Blick angesehen hat. Ich wusste bis zu dem Tag nicht einmal, dass ich den herablassenden Blick einer Frau zu schätzen wissen würde.. bis es dein Blick war.."

„Das erklärt unser kennenlernen.. aber nicht.. nicht wieso du weitergemacht hast", eigentlich sollte dich seine Rede rühren, doch dein Inneres zog sich schmerzhaft zusammen, wenn du an die Heuchelei dachtest.

Oikawa biss sich auf die Unterlippe. Er hatte es kommen sehen, doch nahm es auf die leichte Schulter. Seine Freunde hatten ihn oft genug gewarnt.. dieses Szenario schon vor Augen gesehen. Doch er wollte es nicht wahrhaben.

„I-Ich.. Ich wollte nicht dass du-"

„Dass ich was? Dachtest du ich mache Schluss, wenn du ehrlich zu mir bist? Oder vor was hattest du solche Angst, Tōru?", deine Stimme klang scharf wie eine Klinge, sodass dein Gegenüber hart schlucken musste.

Er hatte vor so vielem Angst. Doch wie sollte er es dir sagen. Sein falscher Stolz ließ es nicht einmal zu, sich seine Angst einzugestehen. Die Hände zu Fäusten geballt, sah er dich an. Seine größte Angst war es dich zu verlieren und das ist bereits passiert. Also vor was sollte er sich denn noch fürchten?

„Du hast mich angelogen.. und das die ganze Zeit.. was davon war überhaupt echt?", deine Stimme brach.

„Alles.. Miyu, verdammt! Alles war echt!", er rüttelte an deinen Schultern und ließ dich erschrocken die Augen weiten.

„Fass mich nicht an.. nie wieder!"

Die Hände die er auf deinen Schultern hatte, fielen langsam an seine Seiten und sein Blick richtete sich gen Boden. Erschrocken, verletzt und ungläubig zugleich.

„Miyu..", er wagte noch einen Versuch, indem er seine Hand an deine Wange legen wollte, doch du schlugst sie weg.

„Fass. Mich. Nicht. An!"

„Miyu.. bitte", seine Verzweiflung brachte dich beinahe um. Aber du konntest nicht. Du wusstest nicht was in seinem Kopf vor sich ging. Weswegen man so lange eine unnötige Lüge aufrechterhalten musste.. für nichts. Er hatte alles kaputt gemacht, alles zerstört. Wie könntest du so jemanden denn wieder vertrauen..

„B-Bitte Miyu.. bitte..", er fiel auf die Knie, umfasste deine Hand. Sein Griff war so feste, dass du sie ihm nicht einmal entziehen konntest.

„I-Ich.. Ich liebe-"

„NEIN!", prompt entrisst du ihm deine Hand und das mit aller Kraft.

„Wage es ja nicht es auszusprechen, Oikawa!"

Distanziert und kalt.

„Du hast vielleicht die Illusion geliebt, die du erschaffen hast und hinter deinen Lügenmärchen vergraben hattest. Doch wahre Liebe baut man nicht auf Lügen auf.. dann ist die Liebe selbst, die größte Lüge.. merk dir das!"

Du drehtest dich um. Die Tränen fuhren ihre Bahnen über deine erhitzten Wangen und brannten sich in diese. Er sollte dich nicht so aufgelöst sehen. Das durfte er nicht. Er sollte sich keine Hoffnung machen.

„Wir sind fertig!"

Somit schlugst du die Türe hinter dir zu und ließt einen gebrochenen Oikawa zurück.