~18. Kapitel~

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Kristin

Als ich am nächsten Tag meine Augen aufschlug und zur Seite guckte, um die Uhrzeit zu erfahren, erwartete ich eigentlich, dass es erstens nur ein Traum war, das sie nach London geflogen waren und zweitens dass ich zu spät zu meinem Kurs heute kommen würde. Doch ich hatte Glück: es war kein Traum und ich lag in einem riesigem King-Size-Bett mit weißer, seidiger Bettwäsche und diesen großen Kissen, die es in Hotels immer gab und die keiner richtig mochte, die aber auch nicht soo schlimm waren, dass man sie nicht aushielt.

Ich schüttelte den Kopf über meine Gedanken und setzte mich auf. Tris schlief noch selig (also ehrlich, wer schläft so tief und fest wie sie?????) und das, obwohl es bereits weit nach zwölf Uhr mittags war. Ich wedelte mit meiner Hand vor Tris' herum, doch sie reagierte kein bisschen, was mich wiederum zum Grinsen brachte. Ich stand leise auf, um sie nicht zu wecken und sah mich im Zimmer um. Wie schon erwähnt, darin befand sich ein King-Size-Bett, doch ich hatte noch nicht gesagt, dass sich auch noch eine Mini-Bar, ein aufschiebbarer Kleiderschrank, der fast die gesamte gegenüber liegende Wand einnahm, eine weitere Tür, vermutlich für das Badezimmer, eine riesige Fensterwand, welche zu einem Balkon führte und ziemlich viele Kleinigkeiten, die es normalerweise nicht in Hotels gab in diesem Raum auffinden ließen. Wow, echt ein Hammerzimmer!

Als erstes begann ich meine Koffer auszuräumen und zwar in den Kleiderschrank, der von außen stinknormal aussah. Doch sobald ich ihn geöffnet hatte, blieb mir die Luft weg. Oh mein Gott! Innen drin befand sich ein begehbarer Kleiderschrank und das, obwohl er von außen stinknormal aussah. Krass! Ich arbeitete schnell, da ich noch laufen gehen wollte, bevor Tris aufwachte und als ich fertig war mit Einräumen, zog ich aus dem Schrank mein Laufzeug. Ich zog mich um und schnappte mein Handy, von welchem aus ich Tris eine Nachricht schickte, dass ich Laufen war. Ich verließ den Raum ohne den Schlüssel, da meine Freundin sowieso da sein würde. Mit fröhlichen und langen Schritten trabte ich zur Treppe und diese hinunter. Der coole Kerl von gestern stand frisch und munter hinter dem Tresen und als er mich erblickte grinste er. "Guten Tag, Mylady! Wohin des Weges?", scherzte er. Ich lachte und antwortete bloß: "Ich habe vor das schöne Wetter zu genießen und Laufen zu gehen, Sir! Wo wir gerade dabei sind, wo gebe es hier eine angenehme Strecke!" Das sagte ich in einem so perfektem, formellen Ton, dass der Tresen-Typ in ein Lachen ausbrach, das so ansteckend war, dass ich mit einfiel. Ich deutete mit der Hand in einer übertriebenen Geste zur Tür und dem Fenster hinaus, denn das Wetter war nun nicht gerade rosig. "Nun, wenn es die Dame beliebt, nun das warme Hause zu verlassen, dann solle sie es tun, doch ich weiß nicht, ob es von Vorteil wäre. Aber wie gesagt, wenn sie dies wünschen zu tun! Eine herausragende Strecke wäre zum Beispiel entlang des nahe gelegenen Park zu laufen. Es gibt dort einen Weg und man kann den Park einmal umrunden und würde 12, 35 km laufen! Wenn dies sie beliebt, Mylady!" Ich musste noch mehr über seine geschwollene Ausdrucksweise lachen und brachte schließlich hervor: "Jep, diese Strecke klingt toll. Ich glaube, ich werde dort laufen und wissen Sie was? Sie sollten als Comedy-Star anfangen mit dieser gehobenen, englischen Gentleman-Sprache!" Er lachte: "Vielen Dank, Sie sind aber auch nicht schlecht!" Ich grinste und erwiderte: "Ich danke Ihnen vielmals, Mylord!" Mit einem Winken verabschiedete ich mich und trat durch die Türen ins Freie. Wer hätte gedacht, das dieser von wegen London sei immer regnerisch wahr war? Naja, okay, ich war zwar erst seit gestern hier, aber das, was London bisher von sich gezeigt hatte, war schon ziemlich regnerisch!

Ich ging nun mit langen Schritten in Richtung Tür und trat in die nebelige, kühle Luft Londons. Brrrrr! Gott sei Dank hatte ich meine lange Laufhose und einen warmen Kapuzen-Pulli zum Laufen angezogen. Ich zog mein Handy aus der Tasche seitlich des Pullovers und schaltete die App ein, die ich zum Joggen verwendete, nämlich Runtastic Pro. Sobald mein Handy den Countdown vor dem Start heruntergezählt hatte, begann ich zu Jogge. Meine Atemzüge passten sich meinen gleichmäßigen Schritten an und schon nach nur wenigen Minuten konnte ich mich entspannen. Mein Gehirn schaltete auf Durchzug und ich vergaß alles. Die Europareise, Tobie, meine Eltern, einfach alles. Das einzige, was ich durch meinen Kopf gehen ließ, war die Umgebung. Der Portier vom Hotel hatte Recht behalten, die Strecke war tatsächlich herausragend. So langsam genoss ich sogar die Kühle!

Als ich so circa sechs Kilometer zurückgelegt hatte, begann es zu tröpfeln. Der Regen wurde stärker und prasselte unaufhaltsam und gleichmäßig auf den Boden. Ich wurde vollständig durchnässt, aber es war trotz allem nicht unangenehm. Es kühlte eher mein seit wenigen Tagen ständig erhitztes Gemüt ab und ich konnte mich wieder konzentrieren. Ich ließ den Gedanken in meinem Kopf wieder freien Lauf und dieses Mal dachte ich an die Dinge, die momentan im Vordergrund waren, also am wichtigsten. Nämlich, das wir in London waren! Das hieß, wir sollten uns auch ein wenig umsehen und Gebäude oder andere besondere Sehenswürdigkeiten von London besuchen.

Dieser Gedanke kreiste nun schon seit einer Viertelstunde in mir herum und ich kam einfach zu keinem Schluss. Ich nahm an, wir würden wenige Tage hier bleiben und danach weiterfliegen oder reisen. Aber es gab soooooo viel zu sehen und es würde ewig dauern, alles zu bestaunen. Gut, das hieß dann wohl, ich und Tris mussten uns eine Liste machen. Also, ich wollte unbedingt den Big Ben sehen, ansonsten flipp ich aus. Ich meine, hallo? Wenn man schon in England, London war, dann sollte man sich wenigstens das ansehen. Gut, der Tower kam auf meine Liste.

Verdammt, es gab so viel, was man gesehen haben musste! Wo soll man denn da anfangen? Es gab ja auch noch den Tower of London, das London Eye, dieses eine Riesenrad, den Buckingham Palace, den Palace of Westminster, das Natural History Museum, das British Museum, Madame Tussauds, die Tower Bridge, die National Gallery, und, und, und. Diese Liste hörte ja nie auf! Das, was da aufgezählt war, war erst ein mini-kleiner Teil von dem, was es in London gab! Was sollte man da nur machen!?

Ich schüttelte den Kopf und da sah ich das Hotel vor mir aufragen. Dieser alte Bau gefiel mir immer mehr. Ich legte noch einen kurzen Sprint ein, ehe ich auch schon die Tür aufstieß und ins Innere trat. Mein Plan war, jetzt erst einmal gründlich duschen und dann diesen geilen Portier fragen, was er am wichtigsten hielt, das ich gesehen haben musste, ansonsten würde ich mich mindestens eine Woche damit abquälen, was ich sehen wollte! Ich stieg in den Lift und sprintete noch schnell zurück ins Zimmer. So, mein Plan konnte beginnen!

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