Gefangen?

2.2K 201 9
                                    

Kapitel 12

Ann

Ich war enttäuscht, als er sich von mir erhob, das Messer weg steckte und mich grob auf meine wackeligen Beine zog. Ich sollte froh über jeden dieser Punkte sein. Eigentlich. Stattdessen spürte ich, wie ich ohne seine Hitze auf mir, begann zu frösteln und musste mich innerlich schütteln, um wieder klar denken zu können.

Ich hatte tatsächlich das Gefühl, in seiner unmittelbaren Nähe einige Intelligenzpunkte eingebüßt zu haben, denn anders war es nicht zu erklären, warum ich ihm gegenüber nicht nur frech geworden war, sondern ihn auch offen herausgefordert hatte. 

Ihn. Den Kerl, der abgedrückt hatte.

Als Drake mich an meinem Oberarm grob über den Rasen scheuchte und mich ins Haus zurückbrachte, aber ging jeder diese Gedanken in mir verloren, wie ein Vogel, der plötzlich ein offenes Fenster gefunden hatte.

Die Gewalt, die sich mir hier offenbarte, traf mich unerwartet hart. Leichen wurden in den Flur geschoben und ich entdeckte ein relativ junges Mädchen auf einer Couch, die gerade dabei war, eine Flasche Alkohol zu Exen.

Ihr Gesicht kam mir bekannt vor. Ich versuchte mich an ihren Namen zu erinnern. Ich kannte nur wenige von diesen Leuten, hatte nie etwas mit ihnen zu tun gehabt und es hatte mich auch noch nie interessiert. Doch die Gesichter waren dieselben wie auf Drakes Partys waren.

Etwa die hübsche dunkelhaarige, der ich im Badezimmer mit Neel begegnet war und ein dermaßen giftiges Lächeln versprühte, dass es mich an eine Schlange erinnerte.

Sie hockte auf dem Boden und betrachtete einen der schwerverletzten Angreifer so eingehend, dass es mir eiskalt den Rücken herunterlief.

Und ihm auch.

Ich hörte nicht, was sie ihm erzählte, aber ich sah deutlich, wie seine Hose zwischen seinen Beinen dunkler wurde. Er pisste sich ein. Ihretwegen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

"Setz dich!", befahl Drake mir und warf mich fast auf die Couch, wobei ich Mühe hatte schnell genug meine nackten Füße ebenfalls auf das Polster zu ziehen, weil hier überall Glas herumlag. Ihm war das natürlich egal, ob ich mir meine nackten Fußsohlen aufschnitt.

Natürlich. Er hatte abgedrückt.

Hatte tatsächlich abgedrückt.

Ich hatte keine Ahnung, warum mich das so sehr verletzte, warum ich mich verraten fühlte. Aber so war es, dabei stand Drake nie auf meiner Seite.

Aber dennoch hatte ich immer irgendwo ganz tief in meinem Inneren gedacht...ach keine Ahnung. Es war lächerlich, sich auch nur vorzustellen, dass er mich verschonte. Die Art und Weise, wie er mich ansah, hatte nie etwas zu bedeuten gehabt. Dennoch...Das junge Mädchen mit dem Alkohol betrachtete mich von oben bis unten, bevor sie wortlos die Flasche in meine Richtung hielt.

Ich sah mit Sicherheit so aus, als könnte ich einen Schluck vertragen, um meine Nerven zu beruhigen. Ich starrte sie dennoch lediglich an, als wäre sie ein Geist und noch bevor sie die Schultern zucken und ihr stummes Angebot wieder zurücknehmen konnte, riss Drake ihr den Alkohol aus den Fingern.

"Das reicht, Laura. Du wirst nicht mit einer Alkoholvergiftung enden!", beschloss der älteste Russo Bruder und ich war erstaunt, dass ihn das überhaupt kümmerte, aber er sah dabei ziemlich entschlossen aus. Er sorgte sich um das Mädchen

.Als die Dunkelhaarige sich wieder aufrichtete und meinem Anblick begegnete, wurde mir fast sofort flau im Magen.

"Warum lebt sie noch? War sie nicht die Erste, die sterben sollte, wenn dein Alter tot ist?" fragte sie Drake offen und ich zuckte zusammen.

Keeping Ann - Ich lasse dich nicht gehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt