Kapitel 43
Ann
Er fickte mich noch ein weiteres Mal in dieser Nacht und ich hasste es, dass er meinen Körper so viel Lust dabei schenken konnte, obwohl ich vor Zorn brodelte. Er hatte einfach beschlossen, dass ich ihn heiraten würde. Als wäre ich nichts, als hätte ich kein Mitspracherecht. Am liebsten hätte ich diesem arroganten Scheißkerl ein Kissen aufs Gesicht gedrückt und es genossen ihm beim Sterben zuzusehen. Das war nicht das, was ich mir als junges Mädchen immer ausgemalt hatte.
Ganz und gar nicht. Ich hätte nicht gedacht, ihn dermaßen hassen zu können, aber: Nun, hier war ich. Wie sehr sich mein Blickwinkel auf diesen Mann doch gedreht hatte.
Doch meine Mordwünsche waren natürlich lächerlich, insbesondere nachdem mein Körper so schlaff in die Kissen gesunken war, als wären alle seine Knochen weich gekocht worden. Von dem Feuer, das zwischen uns gelodert hatte, von der Hitze der Begierde.
Ich schlief, tief und traumlos an seiner Seite ein und war absolut nicht überrascht, als ich alleine wach wurde. Das durcheinandergeratene Laken neben mir war allerdings noch warm und ich hörte die Dusche im angrenzenden Badezimme.
Schmatzend strich ich mir die Haare aus dem Gesicht, streckte meine viel zu müden Glieder und blinzelte in die Sonne, die durch das Fenster fiel.
Ein Klopfen an der Tür ertönte und ich kramte in meinem Kopf. Das ist es. Dieses Klopfen hatte mich geweckt.
Ein erneutes Klopfen.
"Scheiße verdammt. Treibt ihr es unter der Dusche zusammen? Ann? Drake?" Castillas Stimme hallte durch das Zimmer und ich fühlte mich genötigt mich aufzusetzen und die Bettdecke gegen meinen nackten Körper.
"Er duscht", antwortete ich ihr durch die Tür hindurch und meine Stimme klang dabei so kratzig, als hätte ich die ganze Nacht über geschrien. Und ... naja ... das hatte ich. Auf die gute Art und Weise. Mein Körper summte noch wegen all der Endorphine, die mein Hirn in brei verwandelten, während ich mir die Decken um meinen Oberkörper schlang und mich erhob. Wie erwartet, gab sich Castilla hinter der Tür mit dieser Antwort nicht zufrieden.
"Hol ihn, es ist wichtig, dass er..." Ich riss die Tür auf und unterbrach sie damit. Starrte sie nieder und stellte dann Fest, das die Wohnung einmal mehr voll war. Maike und Laura standen im Wohnzimmer, Neel lehnte an einer Wand und hielt sich die Seite. Ich sah einen nach den anderen an. Wartete auf Verachtung in ihren Blicken, fand aber keine und als mein Blick an Laura hängen blieb ahnte ich auch warum.
Ihr Gesicht war grün und blau, ein Auge fast komplett zugeschwollen und ihre Lippen aufgeplatzt.
"Was st passiert?" fragte ich entsetzt, und huscht zu ihr, doch Castilla stellten ich mir in den Weg.
"Hol Drake. Es ist wichtig und du solltest dir etwas anziehen." Ihre Stimme klang Befehlsgewaltigung. Ein Ton, der mich noch vor wenigen Tagen gehorsam den Blick hätte senken lassen, doch ich war zu schockiert, um diese unterwürfige Maske noch einmal aufzusetzen. Das war ich nicht, war ich nie gewesen und ich sah es nicht ein mich wieder in dieses Mädchen zu verwandeln. Also starrte ich ihr aus schmalen Augen entgegen, kam aber nicht dazu sie anzufauchen, da hing sie schon ein "Bitte." hinten ran, dass mich besänftige.
Ich seufzte, nickte und lief zu einem Stuhl, auf dem ein Shirt lag. Ich strich es mir über ohne mich darum zu scheren das Castilla damit einen Blick auf meine nackte Kehrseite erhaschte, dann riss ich genau mit derselben Attitüde wie zuvor die Badezimmertür auf.
Für einen Moment erstarrte ich, spürte wir mir das Wasser im Mund zusammen lief und konnte mich an gar nichts mehr erinnern. Nicht einmal mein Name wollte mir einfallen, als Drake just in diesen Moment aus der Dusche stieg.
Nackt, tätowiert und absolut so, als wäre ihm sein Anblick ebenso egal wie mir zu vor bei Castilla. Als er mir entgegenblickte, hatte er wieder diese steinerne Maske aufgesetzt. Unbeteiligt und etwas gelangweilt, wie ein König, der durch einen Saal voller Untertanen schritt. Er griff nach einem Handtuch und rieb sich damit die Haare ab bevor er auffordernd seine linke Augenbraue anhob.
"Castilla will, dass du kommst. Laura sieht übel aus" Zu mehr Worten war ich nach einem kurzen Schütteln nicht in der Lage und mehr brauchte es auch nicht. Er schlüpfte in eine lange Jogginghose und schob sich an mir vorbei in Richtung deiner Wohnküche.
Ich stand immer noch da wie eine Kuh vor einem Tor und brauchte sicherlich eine weitere Minute, um Drakes Anblick zu verarbeiten und meinen Körper zur Ordnung zu rufen, denn ... O mein Gott... das war der Mann, den ich heiraten würde -sofern das nicht nur eine leere Drohung gewesen war - der mich wie ein wahnsinniger gevögelt hatte und der ganz, ganz sicher auch mein Tod sein würde. Auf die eine oder andere Art und Weise.
Ich mochte ihn aktuell hassen, aber scharf war er trotzdem und ich konnte es wesentlich schlimmer erwischen. Ihn zu heiraten wäre toll und beschissen zugleich.
Ich schüttelte jeden Gedanken ab, kratzte meine IQ-Punkte wieder zusammen und huschte in die Küche.
Maike drückte einen Eisbeutel auf Lauras Gesicht und ich hörte Julien Namen ein paar Mal fallen.
"Wir hätten ihn umbringen sollen", fluchte Castilla und half Neel dabei, sich auf die Couch fallen zu lassen. Dieser verkniff sich ein schmerzhaftes Seufzen und schüttelte energisch den Kopf, als sie ihm etwas zuflüsterte.
"Das übernehme ich, sobald wir ihn haben", erwiderte Maike und kassierte dafür ein Schlag von Laura direkt in den Bauch. Man hätte denken können, dass dieser nur leicht gewesen war, weil er nur zusammen zuckte, aber ich vermutete, dass gerade das dafür sprach, wie hart er gewesen sein musste. Diese Männer waren einigen gewohnt.
"Ich brauche keinen Rächer, ich schneide dem Kerl die Eier ab und stopfe sie ihm ins Maul"
Ich hielt inne. Julien hatte ihr das angetan?
"Er ist sicher nicht zu seiner Mutter, wenn das hier tatsächlich von Anns Bruder kommt", hechelte Maik und ließ Lauras Schlag unkommentiert.
Ein Schock ging durch meinen Körper, als mein Bruder ins Spiel gebracht wurde und erst jetzt bemerkte ich das Päckchen auf dem Küchentisch. Mit einem roten Stift waren die Worte "Eine Hure, für die Hure" geschrieben und ich wusste, dass das durchgeweichte, rötlich braune Packpapier drumherum bedeutete, dass da etwas drinnen war, was ich ganz und gar nicht sehen wollte.
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Keeping Ann - Ich lasse dich nicht gehen
RomansaDark Romance (jeden dienstag) Seit über zehn Jahren ist Ann bereits der Sicherheitspfand für die mächtige Mafia-Familie Russo und lebt zwischen ihnen, wie eine unerwünschte Tochter. Alles, was sie in der Zeit gelernt hat, war, sich so unauffällig wi...