Tod

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Kapitel 55

Ann

Ich wehrte mich mit aller Kraft gegen die Hand, die mein Haar gepackt hatte und mich erbarmungslos unter Wasser drückte. Das laute surren der Düsen in meinen Ohren, sorgte dafür, dass ich schnell die Orientierung verlor und ich hatte bereits jetzt Wasser im Hals, das ich unbedingt aushusten wollte. Der Drang war übermenschlich, doch ich konnte nicht. Ich würde ertrinken, wenn ich es tat. Meine Muskeln brauchten viele wertvolle Sekunden um sich angesichts der Gefahrensituationen wieder zu reaktivieren. Dan hatte Castilla ihre Zweite Hand bereit zur Hilfe genommen, um mich unter Wasser zu halten.
Würde es so enden? Ertränkt wie ein Hund ein der Badewanne? An meinem Hochzeitstag? Nein niemals! So verwirrt wie ich die ganze Zeit war, so durcheinander meine Gefühle auch gewesen sein mochten. Nun hatte ich ein genaues Ziel vor Augen.
Ich wollte leben, ich wollte Drakes Frau sein und ich wollte eine Zukunft mit ihm. Schon immer. Nichts hatte sich geändert. Vielleicht war diese naive Vorstellung ein Überbleibsel dem einsamen Mädchen von damals, das sich auf den einzigen Jungen fokussiert hatte, der sie gut behandelt hatte, aber dieses Mädchen hatte auch Überlebenswillen bewiesen.
Meine Hände schlugen unkontrolliert nach der Frau, die mich ermorden wollte. Castilla wehrte sie ab und meine Füße fanden in den großen Jacuzzi keinen Halt, um mich gegen sie zu drücken. Ich bekam nichts zu fassen mit dem ich mich wehren konnte und alles, was ich an mir trug, war...
Ich setzte den Ehering von Drake. Die Fassung, in der der hübsche Stein sich befand, war beim Ausziehen kurz an meinen Pullover hängen geblieben. Ohne weiter darüber nachzudenken, setze ich ihn ein. Ich wollte nach Castilla schlagen oder das was ich durch das aufgewühlte Wasser hindurch überhaupt sehen konnte. Doch ich traf lediglich ihren Arm. Um genauer zu sein die dünne Haut auf der Innenseite ihrer Handgelenke und wieder blieb die Fassung des Steines durch den schlag hängen und... Zerfetze sie. Ich spürte wie das gespannte Fleisch nachgab als wäre es nichts weiter als wäre es ein Baumwolltuch, dass man auseinander riss, dann lag das innere frei und der Ring glitt weiter hinein. So tief, dass das Blut innerhalb mit Gewalt aus ihrem Unterarm schoss und in wenigen Sekunden das Wasser rot färbte. Edelsteine konnten messerscharfe Waffen sein und dieser Ring an meinen Finger war es definitiv.
Ich hörte Castilla schreien, tauchte auf, schnappte nach Luft und musste die schwarzen Punkte vor meinen Augen hinwegblinzeln musste.
"DU VERDAMMTE BITCH!", schrie ich sie an, hustete mir dann aber fast die Lunge aus dem Leib, während Castilla weiter schrie verzweifelt ihre Finger um ihr Handgelenk legte, doch das Blut sickerte hindurch wie Schnee, der langsam taute. Ich beugte mich über die Wanne, hustete immer noch panisch, zog mich aus dem Jacuzzi und schlug dabei hart auf den Boden auf. Der Wannenrand war voller Blut und Wasser und seife. Es war unmöglich mich irgendwo festzuhalten und so rutschte ich immerwieder über den Boden, ohne halt zu finden. Hustend, erschöpft und komplett erschöpft von meinem Todeskampf. Castilla schrie, fluchte und begann irgendwann zu weinen, als sie bis in die hinterste ecke des Badezimmers neben der Toilette zusammen sank und aufgelöst dabei zusah wie das Blut aus ihrer offenen Arterie tropfte.
Die ganze Szenarien war unwirklich. Uberall war heißer Dampf, der Boden voller Blut. Ich würgte Wasser heraus und hustete weiter, empfand aber keine Sekunde Mitleid mit Castilla. Ihre Wunde war groß und hässlich. Noch immer schoss Blut daraus und fragte mich wie lange sie das ohne Hilfe überleben würde. Dann ging die Tür auf und Drake stürmte herein, hinter ihm Neel, der mich nicht beachtete und nachdem er die Szenarien gesehen hatte zu Castilla lief. Oder besser schwankte. Er wurde blass wie eine Leiche, zwang sich aber weiter in das Badezimmer hinein.
"Sie..." ich würgte wieder, klammerte mich an Drake als er vor mir in die Knie ging um mich an sich zu ziehen. "Sie hat versucht mich zu ertränken!", erklärte ich und sah zu Castilla. Sie war still geworden. Von ihr war nur noch ein Wimmern zu hören, als sie sich an Neel klammerte.
Es war herzzerreißend wie zärtlich er sie in die Arme nahm, wie er versuchte sie mit sanften Berührungen zu beruhigen. Es sollte mich wütend machen aber...er unternahm keinen versuch ihr zu helfen, er hielt sie lediglich, nahm ihre Unverletzte Hand sogar von ihrer Wunde weg und ich sah noch einmal wie tief das Loch war, das ich mit meinem Ring dort hineingerissen hatte. Genau dort wo ihre Schlagader verlief. Das Blut schoss noch immer heraus, als hätte man irgendwo ein Hahn geöffnet.
Und ich wusste: Es würde bald vorbei sein. Neel unternahm keinen Versuch ihr zu helfen, beschleunigte die Sache sogar. Castilla würde verbluten.
Es endete in Blut. Natürlich. Wie hatte ich je annehmen können, es wäre anders.
"Ich liebe dich wirklich", hauchte sie Neel zu und dieser nickte nur unter Tränen. Er konnte kein Blut sehen aber er konnte Castilla ansehen. Drake legte mir ein Handtuch um die Schultern während ich die beiden weiter beobachtete. Eine Mischung aus Mitleid und Befriedigung erfasste mich. Mitleid für Neel und Befriedigung angesichts von Castillas tot. Noch immer brannte es in meinen Lungen und ich wusste das dieses Miststück mir mit ihrem Mordversuch weitere Alpträume beschert hatte, die länger überdauern würden als sie, aber dennoch...ihre gebrochene Stimme, ihr kläglicher Anblick...es stellte etwas in mir an.
"Sht, ich weiß. Es ist bald vorbei, Cas. Es ist alles in Ordnung..."
"Mein Vater..."
"Ich weiß. Lass einfach los", unterbrach er sie und umfasste ihr Gesicht hielt ihre andere Hand damit sie es nicht herauszögern konnte. Es war so viel Blut. So viel und als ich auf den Ring sah, der ihn verursacht, hatte klemmte dort zwischen dem Stein und seiner Fassung sogar etwas Fleisch. Ich würgte und übergab mich direkt neben Drake und wünschte mir für einen Moment jetzt selbst einfach die Augen schließen zu können, um dem allem hier zu entkommen. Drake zuckte nicht einmal mit der Wimper. Hielt mich lediglich, ließ mich kotzen und husten und auf Castilla fluchen. Und das tat ich. Ausgelassen. Diese wiederum wurde immer ruhiger. Ich wusste nicht wie lange wir da saßen, wie lange ich zwischen Wut und trauer gefangen war, aber .. es reichte.
Es genügte, um Castilla beim Sterben zuzusehen, unter Neels Trauer selbst zerrissen zu werden und Zeugin von Drakes absoluter Eiseskälte zu werden.
Ich hatte mein Zeitgefühl verloren, aber als meine Lungen sich beruhigten, zog Drake mich auf, wickelte mich in einem Handtuch ein und hob mich in seine Arme. Neel ließ er zurück und ich spürte wie mir die Tränen kamen.
Nicht, weil ich Mitleid mit Castilla hatte. Ich war verwirrt aber ich akzeptierte ihren Verrat, ihren Versuch mich umzubringen und ihre Liebe zu neel. Ich hatte das zittern in ihrer immer feiner werdenden Stimme gehört. Wie sie Neel um Vergebung gebeten hatte, ihm seine liebe beteuerte und ihn dennoch verraten hatte. Ich weinte, weil der Irrsinn dieser Welt, die Liebende zu Verrätern machte, mich anwiderte, ich heulte, weil ich selbst ein Teil dieser Welt war. Ich weinte um mich selbst. Aus Angst, dass ich und Drake auch so enden würden. Eines Tages.

 Eines Tages

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Keeping Ann - Ich lasse dich nicht gehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt