Fürsorglich- teil 2

1.5K 148 7
                                    

Kapitel 46

Ann

Als er mich wieder ansah, waren meine Wangen rot und ich bemerkte deutlich, wie ein Wagenmuskeln in seinen Mundwinkel zuckte. Er fand es witzig.
Fein, subtil, aber er war da. Dieses Grinsen, dass ihn aussehen ließ wie einen gefallenen Engel und mich wie ein Tritt in die Magengrube daran erinnerte, wie es eigentlich erst dazu hatte kommen können. Auch wenn ich es nie gesehen hatte, wenn er mir nicht so nahe gewesen wäre. Hätte ich mich just in diesem Moment wieder in ihn verknallt. Ich war wirklich ein hoffnungsloser Fall. Und er fand es witzig. Dieser Mistkerl....
Als wäre es nicht absolut verwirrend, dass er mich an den Hüften packte und auf den Waschtisch setzte. Doch er überging, die tiefe röte in meinen Wangen und griff nach den kleinen Socken mir.
"Kann ich dir vertrauen, Ann?", fragte er und brachte mich damit zurück zu unserer Unterhaltung. Ich schnaubte. Was für eine dämliche Frage.
"Ich kann dir doch sowieso nichts anhaben, was hättest du schon vor mir zu befürchten, wenn es nicht so wäre?"
"Du bist als Pfand in meine Familie gekommen, bist zwar nicht schlecht aber auch nie besonders gut behandelt worden. Du hast versucht zu fliehen und ich habe dich wieder eingefangen. Dich behalten. Ich bin dein Entführer und du mein Opfer. Es wäre dumm zu glauben, dass du nicht die erste Gelegenheit ergreifen würdest zu fliehen oder mir ein Messer in den Rücken zu jagen. Niemand würde dir das verübeln."
Ich legte den Kopf schief und dachte darüber nach. Er hatte mir alldem recht.
Drake sank erneut aufs Knie, griff nach meinen ersten Fuß und streifte mir die Socken und Turnschuhe über. Er zog mich an wie eine Puppe. Aber ... das war ich nicht.
"Das alles ist dir erst jetzt klar geworden?" In meinen Worten lag kein Vorwurf, ich war nur neugierig, weil nicht einmal ich es, nach den Minuten in diesem Badezimmer, so deutlich in meinen Verstand hatte boxen können.
Er schnürte mir die Schnürsenkel zu und machte sich an meinen zweiten Fuß zu schaffen.
"Du bist nicht die Einzige, die sich mit unserer Situation beschäftigt."
"Unsere?"
Drake kam wieder auf die Füße und sah mich durchdringend an.
"Der Antrag steht noch." Ich musste ein Auflachen unterdrücken.
"Das war ein Befehl, kein Antrag" Jetzt war es ein Vorwurf. Doch ich musste mich an meine Empörung festkrallen, als ich daran dachte, wie er mir diesen Befehl gegeben hatte. Was ich getan hatte.
"Ich bin nicht gut darin, überflüssige Fragen zu stellen. Du hättest sowieso ja gesagt. Ich bin dein Entführer und du ein schwerer Fall des Stockholm Syndroms"
Mir fiel die Kinnlade herunter und meine Augen wurden riesig, als er mir die Wahrheit so ungefiltert ins Gesicht knallte. Was fällt ihm ein, meinen psychischen Zustand zu beurteilen? Was dachte er sich dabei, so fürsorglich zu tun und im nächsten Moment so ein Arschloch zu sein?
"Bist du jetzt Psychologe, oder was?" Wieder ein Zucken in seinen Wangenmuskeln.
War das normal, dass es so oft passierte? Hatte ich es nur nie bemerkt oder lag es an der Situation? Er lehnte sich nach vorne, stellte seine Hände links und rechts neben meiner Hüfte am Waschbecken ab. Schob sich zwischen meine Beine und kam mir so nahe, dass mein verräterisches Herz begann zu flattern.
Wie ein eingesperrter panischer Vogel flatterte es gegen meine Rippen, während mein Mund trocken wurde, meine Wangen sich röteten und...
"Nein, aber ich merke es, wenn eine Frau in mich verliebt ist. Sie sieht dann aus wie du jetzt. Deine Pupillen sind riesig ihre Wangen rot und wenn ich meine Hand genau jetzt zwischen ihre Schenkel schiebe, wärst du nass, Ann."
Ich öffnete den Mund, um ihm zu widersprechen. Nicht weil es nicht stimmte, sondern einfach nur, weil ich ihm diese Genugtuung nicht gönnen wollte. Doch schloss ihn dann schnell wieder. Wenn meine Stimme jetzt zittrig das Gegenteil behauptete, würde ich mich nur noch lächerlicher machen. Zudem setzte meine Fähigkeit zu sprechen aus, denn sein Gesicht schob sich an meinen vorbei, bis seine Lippen mein Ohr streiften.
"Du willst mich und du begehrst mich. Leugne es nicht. Erspar dir und auch mir diese Lüge, das wird es einfacher machen meine Frau zu sein." Ich konnte mich kaum auf seine Worte konzentrieren, weil sein Atem gegen meine Ohrmuschel schlug und sein Geruch mich einhüllte, wie eine vertraute Decke. Ich hatte längst den Verstand verloren, wenn es um Drake ging und aus dieser Misere würde ich so schnell nicht wieder hinauskommen.
Dann schoben sich seine Hände plötzlich in meine Kniekehlen, zogen meinen Hintern von der kalten Armatur.
Ich wusste, dass er mich auf die Beine hatten stellen wollen, doch ich weigerte mich auf seine Nähe zu verzichten. Also schlang ich die Beine um seine Hüfte und hielt mich an seinen Schultern fest, sodass er keine Wahl hatte, als mich zu halten.
Ich wollte ihn küssen, aber viel dringlicher als der Wunsch meine Lippen auf den seinen zu spüren war es einfach seine Nähe zu genießen. Also ließ ich meine Stirn gegen seien Schultern sinken und schlang meine Arme um seinen Hals. Wie ein Kind, das sich an einen geliebten Menschen klammerte, bei dem es sich sicher fühlte.
"Ann" Seine Stimme klang sanft, fast verständnisvoll und obwohl ich damit rechnete, dass er die Umarmung unterbrechen würde, spürte ich nur, wie er mich erneut auf die Armatur setzte und seine Arme um mich schlang.
Ich war fassungslos. Doch ließ es geschehen. Genoss diesen Moment. Hielt ihn fest, denn er würde vorbei sein, sobald wir das Bad verlassen hatten. Dann schob ich einen meiner Arme unter seinen Achseln hindurch, um meine Nase nun komplett gegen seine Haut zu drücken und er erhob dagegen keinen Einwand. Er roch so gut.
Wer wen hielt, war nach wenigen Sekunden gleichgültig. Alles, was zählte war die Wärme und die Geborgenheit, die wir uns gegenseitig schenkten. Und noch etwas wurde mir klar: Auch er trauerte.
Er hatte seinen Vater verloren, musste diesen Verrat durchstehen und sah sich damit konfrontiert, dass seine Welt dabei war unterzugehen.
"Werden meine Cousins mit dieser Ehe einverstanden sein?" fragte ich dann und Drake hob den Kopf, um mich anzusehen, doch er blieb mir nahe. So nahe, dass ich seinen Atem auf meiner Zunge schmecken konnte.
"Sie werden vor vollendete Tatsachen gestellt, deswegen solltest du dich auch fertig machen. Heute ist dein Hochzeitstag,Ann"

...........&...........................&.............

Werbung in eigener Sache: ^^

Werbung in eigener Sache: ^^

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Keeping Ann - Ich lasse dich nicht gehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt