In den Reben

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Kapitel 8

Drake

Es war reine Glückssache gewesen, dass ich meine nächsten Vertrauten und auch besten Kämpfer von der Party mitgenommen hatte, um Denis zu verhören. Wer wusste schon wie alles gelaufen wäre, wenn es uns alle so kalt erwischt hätte, wie es mit dem Rest der Gäste passiert war. Wie viel Blut wäre noch geflossen? Der Angriff war plötzlich gekommen, aber irgendwie nicht unüberraschend angesichts der Nachricht, dass mein Vater seine Reise zu diesen Herzspezialisten nicht überlebt hatte.

Natürlich hatte meine Stiefmutter mich nicht als einziges angerufen und die Tatsache, dass mein Vater so unerwartet plötzlich doch verstorben war, hatte meine Gegner schnell und vielleicht ein bisschen übereilt handeln lassen. Zu unserem Glück. Wir waren zwar im Großen und Ganzen darauf vorbereitet gewesen, dennoch hatte es uns kalt erwischt.

Es hatte viele Tote gegeben, besonders weil die Partygäste sich gewehrt hatten, niemand war je wirklich unbewaffnet, dafür lebten wir alle schon viel zu lange in dieser Welt voller Gewalt und Tod.

Das Massaker, das die Angreifer verübt hatten, war allerdings wahr so groß, dass ich mich fragte, ob tatsächlich nur meine engsten Vertrauten mit auf der Abschussliste gestanden hatte oder man sich kurzerhand einfach dazu entschlossen hatte, eine ganze Generation auszulöschen, um selbst an der Macht zu bleiben.

Ich wollte mir das nicht vorstellen, doch das Ausmaß der Kollateralschäden, die man bei diesem Angriff in Kauf genommen hatte, entsetzte selbst mich - und das sollte schon etwas heißen.

Viel genützt hatte es den Angreifern nicht. Der Widerstand war verheerend gewesen und so hatten die Soldaten, die von den Angreifern dazu abgestellt worden waren, das Gelände von außen zu sichern, damit ihnen nicht in den Rücken schoss, beschlossen, im Haus mit auszuhelfen. Und jeder nachrückende Hilfe, damit ein offenes Schussfeld geliefert.

Amateure.

Wir waren schlechter ausgerüstet gewesen als diese Bastarde und hatten sie dennoch relativ schnell erledigen können.

Ich lud meine Waffe nach und verpasste einem vermummten Mann einen gezielten Kopfschuss, der in wenigen Minuten sowieso an Blutverlust gestorben wäre, verschonte aber den zweiten, der nur ein paar Kugeln ins Bein abbekommen hatte. Irgendwen musste ich schließlich befragen können, wenn die Scheiße hier vorbei ist.

Im Haus verstummten die Schüsse allmählich und alles, was die Luft erfüllte, war das Klagen der Verletzten und das Stöhnen einiger Männer, die sich unter Schmerzen versuchten aufzurichten.

Mike half einer jungen Frau damit, ihr Bein abzubinden, nachdem das Erdgeschoss Gesichter war. Sie hatte zwar keine Kugel abbekommen, war aber in eine Glasscheibe gefallen und hatte hässliche Schnittwunden abbekommen.

In ihrer Hand hielt sie ein Messer, mit dem sie einem der Angreifer einen gezielten Schoß in die Achseln versetzt hatte, wo keine Schutzweste der Welt ihn hatte schützen können.

"Julia ist oben! Ich hab sie schreien hören, sie sollte die Jüngsten verteidigen!", meinte die Frau und ich erkannte Irene, eine entfernte Verwandte von Mike.

Sie war in meinem Alter und hatte schon einiges erlebt, dennoch wirkte sie entsetzt über das Blutbad.

Als sie sich aufgerappelt hatte, ließ sie sich kurz von Neel ablenken, der neben mir auf die Veranda flüchtete, um sich zu übergeben.

Schlimmer als der Anblick von Blut war der Geruch, hatte Neel mir einmal gestanden und zu meiner Überraschung folgte Castilla ihm umgehend, um ihm eine Hand auf den Rücken zu legen.

Sie versuchte, ihre Fürsorge zu überspielen, indem sie mich direkt ansah und mit Bericht erstattete. Man konnte von ihr halten, was man wollte, aber sie war eine fähige Soldatin.

Keeping Ann - Ich lasse dich nicht gehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt