Ich wurde früh wach. Also ich mich streckte, fühlte ich ein Unwohlsein zwischen meinen Beinen.
"Scheiße!", fluchte ich und schlug meine Decken weg. Also ich aufstand, um nachzuschauen ob ich Recht hatte, durchfuhr mich ein kurzer Schub an Unterleibsschmerzen. Als ich dann nachschaute, war mir alles klar. Nach langer Zeit hatte ich mal wieder meine Menstruation bekommen. Hatte ich überhaupt etwas in den Satteltaschen? Nein, scheiße. Jetzt musste ich aber schnell ein paar Bandagen holen. Die würden es auch fürs erste tun. Schnell wickelte ich mich in eine Decke und rannte ungesehen los. Keiner war draußen, da es noch dunkel war. Ich holte ein paar Bandagen und zog mich dann in meinem Zelt wieder um. Jetzt musste ich nur noch meine Unterhose waschen. Zum Glück hatte ich ja noch meinen Eimer mit Kräutertee. Kräutertee half perfekt gegen Unfälle. Wenn ihr wisst, was ich meine.
Immer wieder musste ich mich krümmen wegen den Schüben an Schmerzen. Das wird gleich wieder vorbei sein. Es war immer so nach dem Aufstehen. Eigentlich konnte ich ja froh sein, dass meine Menstruation wieder zurückgekommen ist. Das heißt ja, dass es mir wieder besser geht und der Körper wieder vollkommen gestärkt ist. Trotzdem passte es mir gerade absolut nicht.
Meine gewaschene Unterhose hang ich über die Glut des Lagerfeuers und der nicht mehr trinkbare Kräutertee schüttete ich außerhalb des Zeltes in die Wiese. Ich würde jetzt alles geben für ein warmes Bad. Ich blieb kurz draußen stehen. Der Himmel wurde am Horizont schon etwas heller. Schlafen werde ich sowieso nicht mehr. Also machte ich einen Spaziergang. Bewegung tat gut gegen Schmerzen. Außerdem wollte ich mal ausprobieren wie weit ich gehen konnte, ohne Kopfschmerzen. Ich erreichte den Waldrand und blickte kurz auf das Zeltlager zurück. Dann verschwand ich im Schatten der Bäume. Einfach geradeaus gehen. Nach einer Weile spürte ich die Kopfschmerzen und blieb stehen. Ich starrte hoch in den Himmel. Es fing leicht an zu regnen. Aus der Ferne hörte ich näherkommende Flügelschläge. Dann sah ich Aroas Flügel durch die Bäume zu mir kommen. Sie landete neben mir.
"Guten Morgen, Aroa", sagte ich lächelnd. Aroa grummelte und ließ sich nieder. Ich setzte mich zu ihr und lehnte mich an ihren kräftigen Hals. Sie drehte ihren Kopf zu mir und beobachtete mich. Und so saß ich da und genoss Aroas Atmosphäre. Als die Sonne fast komplett aufgegangen war, machte ich mich auf den Rückweg. Aroa schwang sich in den Himmel zurück. Kurz schaute ich ihr noch nach, wie sie sich mit kräftigen Flügelschlägen in die Luft hob. Bald erreichte ich das Lager wieder. Nun war mehr los. Sir Kharlos Männer liefen zwischen den Zelten hin und her. Ich gesellte mich still zum "Frühstück". Cre mied ich, sowie auch Taran. Heute war mir nicht nach reden oder sonstigen sozialen Interaktionen. Lag das an meiner Menstruation? Eventuell.
Als ich fast aufgegessen hatte, kam Taran zu mir. Aber ich blickte nicht auf, auch als er meinte: "Komm mit."
Tarans Atmung wurde ein wenig lauter. Das machte er immer, wenn er seinen Willen nicht bekommt. Als nächstes kommt Kiefer mahlen. Ha, da war es!
"Ich esse noch", erwiderte ich mürrisch. Taran blieb dort stehen, wo er war. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er die Arme verschränkte.
"Wie war dein Ausflug heute morgen?", fragte er desinteressiert.
"Woher weißt du davon? Spionierst du mir nach? Weglaufen kann ich nicht. Zumindest nicht ohne Kopfschmerzen, die mich ohnmächtig werden lassen", antwortete ich.Taran
Wenn dieses dumme Mädchen nur wüsste. Sie brachte mich schon am frühen Morgen zur Weißglut. Warum muss sie denn heute so mürrisch sein?
Der Boss hatte seine Zauberei so eingerichtet, dass sobald Xenia Kopfschmerzen bekommt von ihrer "Leine", ich das gleiche bekam. Ihr würdet euch wundern, wie ich mich erschreckt hatte, als diese Schmerzen anfingen, als wir den Feuerdrachen eingefangen hatten. Wir waren somit aneinander gekettet. Die Aussage des Bosses war, dass ich somit direkt wüsste, wenn sie weg wäre. Ich sah das eher als Bestrafung, weil ich es mit Xenia verkackt hatte.
"Mach schneller. Wir müssen zum Boss", murrte ich. Xenias Nackenhaare stellten sich direkt auf. Mit einer finsteren Miene stand sie auf und folgte mir. Ihre Hände berührten immer wieder die Griffe ihrer Schwerter. Die würden ihr nicht viel helfen. Innerlich musste ich dennoch schmunzeln. Kriegerin bleibt Kriegerin.
Ich führte Xenia zu dem Zelt des Bosses. Sie folgte mir, als ich hineinging. Der Boss saß auf seinem Sessel vor dem Tisch, auf dem Landkarten lagen. Mit gerunzelter Stirn polierte er mit einem Tuch seinen Gehstock. "Guten Morgen Boss", grüßte ich ihn und stellte mich direkt neben den Eingang, durch den gerade Xenia kam.
Der Boss schaute auf. Sein Blick wurde heller als er Xenia erblickte. Auf seinem Gesicht erschien ein zufriedenens Grinsen.
"Guten Morgen Xenia", grüßte er Xenia. Xenia spannte sichtlich ihre Muskeln an. Ich sah wie sich Sir Kharlos Nase kurz runzelte. Als hätte er einen Geruch aufgenommen. Seine Nase war sehr fein. Man erzählte sich unter den Männern, dass er einige Gerüche wie Schweiß, Metall oder Blut aus einiger Entfernung riechen konnte. Wie ein Wolf. Deswegen hielt er sich aus der Krankenstation immer fern. Blut, egal wie viel, ließ ihn zum Raubtier werden.
Als sich seine Pupillen erweiterten und er mechanisch aufstand, spannte ich mich ebenfalls an.
"Ihr wolltet mich sprechen?", fragte Xenia kühl.
"Allerdings", erwiderte Sir Kharlo. Er umkreiste Xenia einmal langsam. Ihr war sichtlich unwohl. Besonders wie der Boss ihren Geruch einatmete. Das hatte er doch sonst nicht getan. Roch sie nach Sieg? Ich konnte nichts riechen, was ein Hinweis darauf sein könnte.
"Meine Liebe, folge mir doch nach draußen", sagte der Boss endlich zu ihr. Er ging voran, Xenia und ich hinterher.
Die zwei gingen nebeneinander, obwohl Xenia einen möglichst großen Abstand versuchte einzuhalten.
"Wir wollen ja mal sehen, wie gut du sie unter Kontrolle hast. Immerhin sind sie ein großer Teil meines Plans", meinte der Boss voller Vorfreude. Xenia schwieg. Wir blieben außerhalb des Zeltlagers stehen. Ein paar schaulustige Männer hatten sich hinter mir versammelt.
"Hol sie hier auf die Wiese", sagte Sir Kharlo. Ich hörte Xenia hörbar schnauben.
"Und warum sollte ich das tun?", fragte sie.
"Weil ich es dir sage."
Xenia schnaubte nochmal. Sir Kharlos bewegte sich nicht. Plötzlich fingen wieder diese Kopfschmerzen an. Der Schmerz war so plötzlich, dass ich ebenfalls zusammenzuckte. Der Schmerz wurde stärker, weshalb ich ein wenig meinen Nacken massierte und meine Kiefergelenke lockerte. Ich musste ihn unterdrücken. Als der Schmerz noch heftiger wurde, hob Xenia die Hand.
"Okay! Wenn es sonst nichts ist", keuchte sie. Der Schmerz hörte schlagartig auf. Sir Kharlo sagte immer noch nichts. Nach kurzer Zeit hörte ich Drachengekreische. Ein Drache aber nur. Der Feuerdrache landete mit einer Wucht vor Xenia. Ich spürte Xenias Stolz, aber auch ihre Angst.
"Der Feuerdrache", sagte der Boss und begutachtete den Drachen. Der Feuerdrache beäugte uns alle misstrauisch. Xenia strich ihm über die Nüstern.
"Der Rest?", fragte Sir Kharlo. Kurz darauf landeten der Wasserdrache, der Erdrache und der Winddrache hinter dem Feuerdrachen. Der Feuerdrache streckte seinen Hals in die Höhe, um sich zu strecken. Ich hörte ein paar der Männer hinter mir ehrfürchtig staunen.
"Halt mich nicht für dumm, Mädchen", zischte Sir Kharlo.
"Woher sollte ich denn wissen, dass Ihr auch die Drachenkönigin sehen wollt", antwortete Xenia. Spielte sie mit dem Feuer? Ja, allerdings. Sie spielte damit aber schon seit sie Drachenreiterin geworden ist.
Ein riesen schwarzer Drache kam aus den Wolken und umkreiste uns in der Luft. Ihr Schrei war genauso ohrenbetäubend wie in meiner Erinnerung. Kurz schloss ich die Augen, um die aufkommenden Erinnerungen zu bändigen. All die Schmerzen. Als ich sie wieder öffnete, landete die Drachenkönigin gerade zwischen den Elementdrachen. Sie kreischte nochmal. Sir Kharlo grinste.
"Sehr gut", sagte er. "Dann kann mein Plan ja beginnen", fügte er hinzu. Er drehte sich um und ging zurück zu seinem Zelt. Xenia schaute ihm nicht nach, sondern ging zu ihrer Drachenkönigin. Sie sagte etwas zu ihr, was ich nicht verstand, weil es nach einer völlig anderen Sprache klang. Xenias Vater hatte von einer besonderen Sprache erzählt. Drachisch. Die Drachen erhoben sich nacheinander wieder in die Luft und verschwanden in der Wolkendecke. Xenia blickte ihnen hinterher. Nun wurde es ernst.
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Die Drachenprinzessin
FantasíaDas ist der zweite Teil zu meinem Buch "Die Drachenkönigin". Ruhe war wieder in das Land eingekehrt. Die Einhornarmee wurde erfolgreich besiegt und die Hauptstadt wurde wieder aufgebaut. Das Schicksal scheint es gut mit Xenia zu meinen. Doch als s...