Sir Kharlo ließ uns in den Besprechungsraum bringen. Dort lag eine große Karte von Marland. Kharlo stand am Ende des Tisches und schaute uns an, als wir das Zimmer betraten.
"So, nach den Aussätzen gestern, hoffe ich, dass ihr euch wieder beruhigt habt", sagte er kühl.
"Ja Boss", antwortete Taran und neigte den Kopf. Sir Kharlo schaute zu mir.
Ich hielt seinem Blick stand.
"Ich bin die neue Herrscherin des Landes. Ich entschuldige mich für gar nichts", antwortete ich. Es schmerzte mich unglaublich sowas zu sagen. Aber damit Sir Kharlo kein Verdacht schöpfte, musste ich ihm weiterhin die Stirn bieten. Sir Kharlo griff über den Tisch, um ein paar Figuren zu nehmen. Dabei rutschte sein Ärmel hoch. Zu sehen waren schwarze Flecken auf der Haut. Ich starrte darauf und dann ihn an. Das war schwarzer Krebs. So musste es sein. Sir Kharlo tat so als wäre nichts geschehen und stellte ein paar Figuren auf die Karte.
"Xenia, du darfst gehen. Ich muss mit Taran die Pläne besprechen. Du kannst deinen Pflichten als neue Herrscherin nachgehen", sagte er ohne aufzublicken. Ich verließ mit einem letzten Blick auf Taran das Zimmer.Taran
Kurz schaute ich Xenia hinterher, bevor mich Sir Kharlo zu sich winkte.
Den ganzen Tag besprachen wir seine nächsten Pläne. Er wollte in den Norden marschieren, um ihn zu erobern, da der Norden immer etwas unabhängig war. Dies sei jetzt vorbei. Vorallem wollte er die Barbaren auf seine Seite bringen. Da würde ihm Xenia nützlich sein, wegen Khal Sverrir. Das war dieser Barbaren Häuptling.Am Abend aßen wir im Speisesaal alle zusammen. Es war ruhig. Nur ein verängstigter Musiker spielte eine einsame Geige in einer Ecke. Xenia hing ihren Gedanken nach und Sir Kharlo schien kaum was zu essen. Ich zerbrach mir meinen Kopf über die Pläne von Sir Kharlo. Wir mussten ihn auf dem Weg in den Norden umbringen. Eine andere Wahl hatten wir nicht.
Nach dem Essen gingen wir alle auf unser Zimmer. Beziehungsweise wurden Xenia und ich immer noch in eins gesteckt. Sir Kharlos Worte waren: "Normalerweise beschwerst du dich nicht, wenn du mit einer Frau im Zimmer schläfst."
Wahrscheinlich dachte er, dass wir die Nacht durchmachen würden. Dabei schlief ich auf der Couch und Xenia im Bett.
Als ich die Tür hinter Xenia und mir geschlossen hatte, erzählte sie gleich: "Ich habe einen Plan, wie wir ihn umbringen."
Ich zog eine Augenbraue hoch und setzte mich aufs Sofa.
"Also, er ist Meister der schwarzen Magie, richtig?"- Ich nickte. -"Und wie wir heute morgen sehen konnten, wird er bereits zerfressen von schwarzen Krebs. Zumindest sind die Anfänge da. Das heißt, die schwarze Magie tut ihm auf Dauer nicht gut. Wenn wir ihn reizen, dann muss er mehr schwarze Magie verwenden. Und dann wird er weiter zerfressen, bis er stirbt. Wir müssen nur zuschauen", erklärte sie, während sie im Zimmer auf und ab lief.
"Und woher weißt du das? Bist du auch Meisterin der schwarzen Magie?", wollte ich wissen.
"Nein, aber das habe ich gelesen. Schwarze Magie frisst einen auf. Stell dir vor, du hast am Anfang deines Lebens eine komplett weiße Seele. Immer wenn du schwarze Magie benutzt, wird ein Teil davon mit schwarz übermalt. Bis die Seele ganz schwarz ist, dann stirbst du. Und das müssen wir erreichen", erzählte sie. Das leuchtete ein.
"Aber wie lange dauert das? Er will in den Norden marschieren, um ihn zu erobern. Und er will, dass sich die Barbaren ihm anschließen", erwiderte ich. Xenias Lächeln fiel in sich zusammen.
"Er weiß von Khal Sverrir", fügte ich hinzu. Xenias Blick wurde besorgt.
"Scheiße", murmelte sie.
"Also müssen wir ihn umbringen, bevor wir den Norden erreichen", sagte ich, als sie weiterhin schwieg.
Sie ließ sich auf die Bettkante nieder.
"Wir müssen schneller sein als er. Vielleicht kann uns die schwarze Magie helfen ihn zu schwächen. Vielleicht kann ich noch mehr darüber lesen", hörte ich sie leise sagen.
"Wo willst du darüber lesen? Alte Bibliotheken wurden vor knapp 200 Jahren verbrannt, damit ja keiner an die Geheimnisse kommt", erklärte ich ihr.
"Ich hab da eine Idee. Aber das ist meine Aufgabe. Deine wird es sein, so viel aus Sir Kharlo herauszubekommen wie möglich. Plane seinen Weg nach Norden mit, damit wir bestens darüber Bescheid wissen", beschloss Xenia. Ihre Augen leuchteten. Auf eine komische Art und Weise war diese junge Frau faszinierend. Sie stand auf.
"Wo willst du hin?", fragte ich sie, als sie Richtung Tür ging.
"Meine Aufgabe erledigen. Keine Angst, ich kann nicht wegrennen", lächelte Xenia und verschwand. Nun war es ungewöhnlich leise im Zimmer. Also legte ich mich hin und versuchte einzuschlafen. Entfernt hörte ich immer noch den Geigenspieler spielen und fand mich dann im Land der endlosen Stille wieder.
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Die Drachenprinzessin
FantasiDas ist der zweite Teil zu meinem Buch "Die Drachenkönigin". Ruhe war wieder in das Land eingekehrt. Die Einhornarmee wurde erfolgreich besiegt und die Hauptstadt wurde wieder aufgebaut. Das Schicksal scheint es gut mit Xenia zu meinen. Doch als s...