Taran
Im Dorf angekommen, schwang ich mich vom Pferd und hob dann Xenia hinunter. Sie murrte zwar, aber wehrte sich nicht.
Das Dorf hatte eine kleine Bar. Ich ging voraus und Xenia folgte mir wortlos. Sie wird wohl nicht erkannt werden, so wie sie sich verändert hat. Aber immerhin hatte sich ihre Augenfarbe wieder normalisiert. In der Bar waren für meinen Geschmack zu viele Menschen. Also klappte ich meinen Speer aus und ließ ihn auf den Boden klacken. Jeder schaute mich an und die Gespräche verstummten.
"Alle raus. Und bringt uns was zu essen und zu trinken. Aber etwas gescheites", sagte ich laut. Keiner bewegte sich. Der Barmann putzte angespannt ein Glas.
"Hatte ich mich nicht deutlich ausgedrückt?", fragte ich genervt und schwang kurz meinen Speer im Handgelenk. Endlich standen die ersten Männer auf und verschwanden. Die anderen folgten ihnen. Murrend, aber immerhin waren sie weg.
Ich setzte mich mit Xenia an einen Tisch und der Barmann brachte uns Tee zum Trinken. Xenia trank gierig. Und aß genauso gierig den Eintopf, der uns gebracht wurde. Innerlich ließ es mich schmunzeln. Ich schüttelte leicht den Kopf. Es ließ mich schmunzeln? Taran, du wirst weich.Xenia
Dieser Eintopf schmeckte extrem lecker. Wesentlich besser als Brot und getrocknetes Fleisch. Doch ich konnte nicht viel essen. Nur die Hälfte des Tellers, weswegen Taran dann den Rest aß.
Ich musste wieder aufbauen und vorallem Zeit schinden.
"Was ist der Plan jetzt?", wollte ich wissen.
"Zurück zum Boss", antwortete Taran knapp.
"Ich habe mich nur mit einem Drachen wieder verbunden. Die anderen vier Drachen fehlen noch. Die müssen wir als erstes finden. Dein Boss wäre nicht so begeistert, wenn wir nur einen Drachen mitbringen", antwortete ich. Taran blickte von seinem Teller auf.
"Ach tatsächlich", sagte er mit einem Unterton.
"Gut, dann sind wir uns ja mal einig. Und ich brauche ein eigenes Pferd. Ich kann nicht ganze Zeit bei dir mitreiten. Dann stinke ich irgendwann genauso wie du", forderte ich. Ich glaubte zu sehen, wie Taran das Schmunzeln unterdrückte. Doch er schwieg.
Als wir fertig waren, verließen wir die Bar und Taran steuerte den Stall an. Er schaute kurz die Pferde an, bevor er einen fuchsfarbenen Hengst sattelte und herausführte.
"Hey! Dafür müsst Ihr bezahlen!", rief plötzlich ein Mann.
Taran drehte sich in seine Richtung und antwortete: "Bezahlung ist, dass ich euch alle am Leben lasse. Also sei leise."
Der Mann zog ein Messer. Taran verdrehte die Augen und warf seinen Speer in seine Richtung. Der Mann hatte keine Zeit auszuweichen und der Speer streifte seinen Oberarm. Der Mann brüllte.
"Ich habe dich nur gestrichen. Sei ruhig. Nächstes Mal treffe ich dich mitten ins Herz", zischte Taran und holten seinen Speer aus der Holzwand. Ich stieg auf mein neues Pferd. Taran stieg auf seinen Hengst.
Mein Pferd schnappte nach ihm.
"Sind wir schon zu zweit, die ihn nicht mögen", sagte ich und trieb ihn hinter Taran her. Er war wohl lange nicht mehr geritten worden, denn ich spürte seine Energie unter mir. Also ließ ich ihn antraben und überholte Taran. Mein Hengst schlug wieder nach ihm aus, was mich zum Grinsen brachte. Taran überholte mich kurzdarauf wieder. Also ließ ich ihn vorweg reiten und folgte ihm in den Wald.
Als die Sonne unterging, machten wir uns ein Nachtlager. Ich fühlte mich durch den Ritt gestärkt und beschloss wieder anzufangen mit dem Training. Also entfernte ich mich von Taran und begann mit den ersten Übungen, um mich zu lockern und wieder flexibel zu machen.
Langsamer Xenia, wir wollen es ja nicht übertreiben, redete ich mir ein. Doch es tat gut wieder zu trainieren. Ich wollte und musste ihn töten. Aber das konnte ich nur, wenn ich trainiere und wieder stark werde.
Nach dem Training setzte ich mich wieder gegenüber von Taran ans Lagerfeuer und deckte mich mit einer Decke zu.
"Für was trainierst du?", fragte Taran während er an einem Holzstück schnitzte.
"Um dich zu töten", antwortete ich kühl ohne den Blick vom Feuer zu nehmen.
"Freue mich drauf", antwortete Taran.
"Du kannst Freude empfinden?", erwiderte ich skeptisch.
"Vielleicht nicht die Freude, die du kennst."
Ich schwieg und legte mich dann schlafen.
Relativ schnell fiel ich in einen unruhigen Schlaf.
Vor meinem inneren Auge spielten sich wieder die Kriegszenen ab. Wie jeder einzelne Drachenreiter vor meinen Augen vom Himmel geholt wurde. Die herzbrechenden Schreie der Elementdrachen als sie ihre Reiter verloren.Ich wachte ruckartig und verschwitzt auf. Schnell setzte ich mich auf und schaute mich um. Mein Atem war schnell und mein Herz schien mir aus der Brust zu springen. Ich befand mich immer noch im Wald neben dem ausgegangenen Lagerfeuer. Bescheuerte Alpträume. Erschöpft rieb ich mir meine Schläfen. Zwischen den Bäumen blitzte bereits die erste Morgenröte durch. Taran schien noch zu schlafen.
Also streckte ich mich und merkte, dass ich Muskelkater hatte. Hat wohl das Training was gebracht.
Ich musste die anderen Elementdrachen finden. Der Erddrache und der Wasserdrache waren die zwei ruhigsten und weniger temperamentvollen Drachen. Die zwei muss ich als erstes finden. Danach kamen der Winddrache und der Feuerdrache.
Also schloss ich die Augen und konzentrierte mich auf die Drachen. Aroa spürte ich klar und deutlich. Sie folgte mir, aber immer auf sicheren Abstand. Ich musste lächeln, als mich ihre Wärme erreichte. Aber ich musste mich auf die blaue Energie konzentrieren. Eine kleine blaue Welle schlängelte sich in meine Gedanken. Da ist er. Nicht weit weg von hier. Ein Ritt von paar Stunden circa. In die kleine blaue Welle mischte sich ein brauner Bereich. Der Erddrache! Sie sind zusammen unterwegs. Ich öffnete wieder die Augen und stand auf. Meine Beine waren schwach, aber ich schaffte es meine Sachen zusammenzuräumen und auf meinen fuchsfarbenen Hengst zu verpacken. Ich sattelte ihn und näherte mich dann dem Friesenhengst. Er war so ein schönes Tier. Er spitzte aufmerksam die Ohren.
"Hey, ich tue dir nichts. Ich möchte dich nur satteln. Dein Herr schläft noch", flüsterte ich und streichelte seine Nüstern. Meine Hand glitt über seinen kräftigen Hals bis zum Rücken. Seine Ohren folgten mir. Ich nahm seinen Sattel von einem Baumstamm. Oh ist der schwer. Heilige Scheiße. Ich schaffte es jedoch den Sattel zum Hengst zu tragen. Bloß er war zwei Meter groß. Wie soll ich ihn da hoch bekommen?
Plötzlich scharrte der Hengst mit dem Vorderhuf, bevor er ihn einknickte und sich darauf stützte. Es sah aus, als würde er ein Kunststück machen und sich verbeugen. Verwundert legte ich den Sattel auf seinen Rücken, wo ich nun gut hin kam. Als ich mich wieder ein wenig von ihm entfernte, stand der Friese wieder auf. Ich sattelte ihn fertig und meinte: "Du bist ja richtig gut erzogen entgegengesetzt zu deinem Herrn."
Ich nahm einen großen Schluck Wasser aus dem Trinkbeutel.
Aus dem Augenwinkel nahm ich Tarans Bewegung war. Er war auch mal wach.
"Pack deine Sachen. Wir müssen los", forderte ich ihn auf.
Taran schaute mich verwirrt an.
"Ich weiß wo zwei Elementdrachen sind", antwortete ich und schwang mich in den Sattel meines Pferdes.
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Die Drachenprinzessin
FantasiDas ist der zweite Teil zu meinem Buch "Die Drachenkönigin". Ruhe war wieder in das Land eingekehrt. Die Einhornarmee wurde erfolgreich besiegt und die Hauptstadt wurde wieder aufgebaut. Das Schicksal scheint es gut mit Xenia zu meinen. Doch als s...