Wir verließen das Lager und umrundeten das Lager im guten Abstand. Mir kam hier alles verdächtig vor.
Plötzlich standen wir auf einer grasfreien Stelle. War die mir vorhin gar nicht aufgefallen? Was ich entdeckte, erschreckte mich. Schwarze Blitze auf dem Stein eingebrannt.
"Taran", sagte ich, griff seinen Arm und wir blieben stehen. Wortlos deutete ich auf die schwarzen Linien.
"Blitzartige schwarze Linien", stieß er aus.
"Ja, hier wurde schwarze Magie benutzt", antwortete ich und das schwache Mondlicht ließ die Blitze noch gespenstiger aussehen.
"Aber natürlich. Das ist das Gebiet der alten schwarzen Magier. Sie wurden alle getötet vor einer langen Zeit, aber das Gebiet auf dem sie ihre Versuche und Sprüche praktizierten, hat sich nie wieder verändert seitdem. Es gibt hier nur wenige Tiere und die Bäume wachsen auch nicht. Hier ist alles wie stehen geblieben. Dein Vater hatte davon erzählt", sagte Taran.
"Was will Sir Kharlo hier?"
"Wenn ich das wüsste. Könnte er seine Energie hier wieder aufladen? Oder besitzt er hier mehr Macht als woanders?"
Was mich am meisten interessierte. Wollten meine Drachen deshalb nicht landen? Wurden sie hier ihrem Zwang unterworfen? Wäre das hier dann nicht die beste Möglichkeit sie wieder zu befreien? Aber wie? Ich brauchte ein Liebespaar was ich töten musste, egal wie sehr es mich davor graute unschuldige Menschen zu töten, aber für die Freiheit der Drachen würde ich alles tun. Wie sollte ich hier aber Menschen finden? Außer die Männer und ich als einzige Frau. Na super.
"Oder die schwarze Magie schwächt ihn hier, weil er durch sie bereits gezeichnet ist", antwortete ich.
"Warum sollte er dann extra hier durch reiten? Und so wie es aussieht, steuert er den Palast an", gab Taran zu bedenken.
"Palast?"
"Ja, er soll der schönste je auf Erden sein. Aber die wenigsten wagen sich hier hin. Unteranderem wegen dieser Stille", erklärte Taran, als wir weiter gingen.
"Unteranderem?", wollte ich wissen.
"Ja. Angeblich leben hier Kreaturen, die von der schwarzen Magie gezeichnet wurden. Tiere mit Mutationen. Ich habe noch nie welche gesichtet. Aber dennoch sollten wir vorsichtig sein", erzählte Taran. Er schien es nicht glauben, weshalb er einen herablassenden Ton ausstieß. Dennoch, Tiere mit Mutationen? Na das wird ja lustig werden.
Wir schwiegen erneut.
Ich merkte das Taran grübelte. Doch ich wollte nicht fragen. Als wir fast unseren Rundgang beendet hatten, blieb Taran stehen. Er schien mit sich zu ringen. Was war denn mit ihm los?
"Xenia, ich muss dir was sagen", fing er an. Sein Blick war geradeaus gerichtet.
"Ja?" Kurz gingen mir alle Szenarios durch den Kopf.
"Es tut mir leid, was ich dir angetan habe. All dieses Leid, was ich dir zugefügt habe und das nur, weil ich durch Rache geleitet wurde. Dein Sieg über mich in der Schlacht, in der du mich begraben hast, hat mich verfolgt. Ich hatte noch nie einen Kampf verloren. Ich wollte dir alles nehmen, was ich dann auch getan hatte. Bis auf deine Drachen, denn die brauchte nunmal der Boss. Die weiße Folter, die dich entbunden hat von deinen Drachen sowie dich gebrochen hatte. Aber vorallem"- er sah mich an und nahm meine Hand-" dass ich deine Familie respektlos und unmoralisch ermordet habe. Es tut mir wirklich leid. Ich weiß, dass du mir nie vergeben wirst und das verstehe ich auch. Aber du sollst wissen, dass es mir im Nachhinein leid tut. Ich bin ein Bastard, ja. Aber selbst das war unter meiner Würde. Es..." Er stockte.
Ich starrte ihn an. Seit wann ist Taran Ryalon so? Seit wann entschuldigte er sich? Doch ich wusste er meinte es ernst. Ich hatte keine Zweifel.
"Du hast Recht. Ich werde dir nie vergeben. Aber warum jetzt? Warum entschuldigst du dich jetzt?", fragte ich ihn.
"Ich hätte es schon viel eher machen sollen. Zunächst war es mir egal, aber als die Wut abflachte, tat es mir leid. Und, es ist kaum zu glauben, mir fehlte der Mut. Jetzt müssen wir zusammen arbeiten und dafür braucht man Vertrauen. Und ich vertraue dir..."
"Bis zu einem gewissen Grad", vollendete ich seinen Satz und zwinkerte ihm zu. Das schien ihm Mut zu geben, denn ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht.
"Deswegen auch die Entschuldigung. Als Zeichen von meiner Demut, dass du auch mir vertrauen kannst, bis zu einem gewissen Grad", endete er seinen Vortrag.
Ich schaute ihn weiter an. Taran Ryalon hatte sich gerade ernsthaft bei mir entschuldigt.
Ich wusste, dass ich nie wieder die Xenia sein konnte wie früher. Ich war kaputt. Seelisch und körperlich. Mir konnte nichts mehr helfen. Meine einzigen Lebensziele war noch Sir Kharlo aus dem Weg zu schaffen, meine Drachen zu befreien und Taran in die Hölle zu schicken. Was danach kam, wusste ich nicht. Ob überhaupt was danach kam, wusste ich auch nicht.
"Ich glaube ich brauche jetzt erstmal etwas starkes", sagte ich und Taran war erleichtert, dass ich ihn nicht auf der Stelle köpfte. Wir waren an seinem Zelt angekommen. Er hielt mir den Vorhang auf und meinte: "Ich hätte Rum."
Kurz überlegte ich, doch ich hatte mich entschlossen Taran bis zu einem gewissen Grad zu vertrauen. Also nickte ich und ging in sein Zelt.
Die Feuerstelle brannte ein wenig, was sein Zelt in ein gedämpftes Licht tauchte. Ansonsten war seine Ausstattung exakt wie in meinem Zelt. Schlafmatte, eine leichte Holztruhe und seine Satteltaschen.
"Ähm, du kannst dich ruhig auf die Schlafmatte setzen", sagte Taran.
"Seit wann bist du ein Gentleman?", fragte ich misstrauisch und setzte mich aber.
Taran antwortete nicht, sondern holte zwei Becher aus der Truhe raus und eine Flasche Rum. Er schenkte in beide Becher etwas Rum, verschloss die Flasche, reichte mir den einen Becher und setzte sich dann gegenüber von mir ins Gras. Die Feuerstelle war zwischen uns.
"Dann auf die schwarze Magie", sagte Taran. Wir hoben die Becher und tranken einen Schluck. Der Rum brannte angenehm im Hals. Ich nahm noch ein Schluck.
Auch wenn wir beide viel Verantwortung trugen, war es uns auch mal gegönnt etwas frei zu sein.
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Die Drachenprinzessin
FantasiDas ist der zweite Teil zu meinem Buch "Die Drachenkönigin". Ruhe war wieder in das Land eingekehrt. Die Einhornarmee wurde erfolgreich besiegt und die Hauptstadt wurde wieder aufgebaut. Das Schicksal scheint es gut mit Xenia zu meinen. Doch als s...