22.Kapitel

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Vor langer Zeit, als noch Fabelwesen die Erde regierten, Einhörner, Zentauren, Greife, Hippogryphe und vorallem Drachen, entschied der damalige Kaiser Georgios Lazaros Aristides die Macht der Erde zu übernehmen. Die Menschen sollten die Macht haben und nicht die Fabelwesen. Jagd auf Fabelwesen wurde schon vorher im großen Stil betrieben. Doch sein Feldzug gegen sie war weitaus größer. Seine Streitmacht war größer als jede zuvor. Zentauren, Greife und Hippogryphe waren schon selten, weshalb die Ausrottung schnell ging. Die Drachen und Einhörner waren das größere Problem. Fliegende magische beziehungsweise feuerspeiende Wesen waren schwerer zu jagen. Sein Bruder Linos Zenon beendete den Feldzug seines Bruders mit einer List. Er fand einen Weg die Einhörner zu zähmen und nahm sie mit auf eine Insel nahe des Festlandes. Dort trainierte er mit ihnen und kümmerte sich um sie, da er niemals die Aussicht auf den Thron hatte. Als Aristides dies jedoch heraus fand, war er erzürnt über das Tun seines Bruders. Er fühlte sich bedroht und beschloss einen Weg zu finden das letzte verbleibende Fabelwesen zu bändigen, die Drachen. Er befürchtete dass Zenon ihn vom Thron stoßen wollte. Doch Drachen sind stur, aggressiv, temperamentvoll und vorallem feurig. Aristides schaffte es fünf von den Drachen gefangen zu nehmen. Da jeder Versuch sie zu bändigen fehl schlug, wendete sich der Kaiser an andere Gestalten. Hexen und Magier praktizierten schwarze Magie und lebten oft einsam in einem Wald, da sie nicht willkommen waren bei der Gesellschaft. Aristides suchte sie dennoch auf um einen Weg zu finden, dass die Drachen sich ihm unterwarfen. Und er fand einen Weg.
Das Blut zweier Liebenden vermischt, aufgetragen auf die Drachen und der anschließende Tod dieser zwei Liebenden brachte die Drachen dazu Geister zu werden.
"Valar Morghulis" dazu gesagt und sie waren an ihre Reiter gebunden.
Aristides war zunächst erzürnt, doch die Hexen und Magier wiesen darauf hin, dass die Drachen ihre Reiter erwählen, um wieder sichtbar zu werden. Somit wurden diese fünf  Drachen unsterblich und die Drachenreiter geboren. Jedes Mal wenn einer dieser Drachen starb, wurde ein Neuer geboren mit dem Geiste des Verstorbenen.
Aristides benutzte seine neuen Soldaten, um die restlichen Drachen für immer zu vernichten. Zenon erfuhr von Aristides Machenschaften und baute sich eine eigene Armee auf der Insel auf. Somit war die Einhörnerarmee geboren. Das Festland und die Insel spalteten sich in zwei Länder, zwei Rivalen.
Doch wer sich mit schwarzer Magie anlegte, würde in Zukunft immer bezahlen. Schon ein Jahr nach dem Sieg über die Drachen erkrankte Aristides schwer und wurde innerlich zerfressen vom schwarzen Krebs. Sein Tod war leidvoll und vorallem qualvoll. Doch die Gesellschaft führte die neugeborene Tradition der Drachenreiter weiter. Somit lebten die Drachen als Geister weiter in ewiger Gefangenschaft. Bis einer der Drachenreiter den Mut dazu hat, sie zu befreien.

Ich schlug das Buch zu. Mein Kopf pochte. Allerdings nicht von Sir Kharlos Machenschaften, sondern vor Schock. Die Drachen waren gefangen? Es wurden keine neuen geboren, sondern immer nur die Körper gewechselt. Eine verstörende Art jemanden gefangen zu halten. Ich atmete tief durch. Dennoch spürte ich ein einengenes Gefühl in der Brust. Erst die Niederlage gegen Sir Kharlo und jetzt erfuhr ich von der Gefangenschaft der Drachen. Das war zu viel für mich. Ich löschte die Fackel, stolperte aus der Bibliothek, schloss die Tür und verließ das Regierungsgebäude. Aurora landete direkt vor mir als ich aus der Tür des Gebäudes trat. Sie grummelte.
"Oh Aurora. Ich hatte ja keine Ahnung", flüsterte ich und schmiegte mein Gesicht an ihres. Mir liefen lautlos die Tränen die Wangen runter. Ihr tiefer und heißer Atmen beruhigte mich langsam. Ich musste sie befreien. Irgendwie diesen Fluch aufheben. Denn Drachen sollten frei sein. Vorallem aber verdienten die Menschen Drachen nicht. Menschen waren egoistische und selbstverliebte Wesen, beziehungsweise sind es immer noch.
"Ich werde euch befreien. Aber erst müssen wir Sir Kharlo und Taran erledigen", flüsterte ich.
Die Sonne erhellte am Horizont bereits den Himmel, weshalb ich beschloss wieder hoch zu gehen.
Im Zimmer angelangt öffnete ich leise die Tür. Ich wollte Taran nicht wecken. Er lag auf dem Sofa. Sein Arm bedeckte seine Augen und wie ein Baum lag er ausgestreckt auf dem Rücken. Leise schloss ich die Tür hinter mir und setzte mich auf das Bett.
Und da saß ich, beobachtete wie die Sonne immer weiter aufging und lauschte Tarans tiefen Atemzügen. Es beruhigte mich auf eine komische Art und Weise.
Als die Sonne das Zimmer nun fast ganz erhellte, veränderten sich Tarans Atem und er streckte sich. Seine Augen öffneten sich und suchten im Zimmer etwas. Sein Kopf drehte sich zu mir und er hatte anscheinend gefunden, was er suchte.
"Wie lange starrst du mich schon an?", fragte er mit einer tiefen und rauen Stimme. Ich zuckte mit den Schultern.
"Seit dem Sonnenaufgang?", antwortete ich schätzend.
"Schonmal überlegt wie du mich dann umbringen willst?", wollte er wissen. Er meinte das wohl nicht ernst, denn er grinste.
"Allerdings. Schon oft. Immer wenn ich dich anschaue."
Sein Grinsen wurde breiter.
"Pass auf, dass du dich nicht in mich verliebst, wenn du mich so viel anschaust", sagte er und setzte sich auf.
"Ich kann unwiderstehlich sein", fügte er hinzu und fuhr sich durchs Haar.
Ich prustete los.
"Du? Arschloch bleibt Arschloch", antwortete ich lachend.
Taran warf mir einen warnenden Blick. Doch ich konnte nicht aufhören zu lachen bei der Vorstellung. Es war so, als würde mein Körper versuchen all die Sorgen dadurch abzuschütteln.
"Hör auf zu lachen", warnte mich Taran.
Ich unterdrückte die Lacher und kicherte nur noch.
"Soll ich dir die Stimmbänder rausreißen oder was", fragte Taran. Seine Stimmung konnte ich nicht ganz deuten. Also hörte ich auf zu kichern und stand auf.
"Würdest du nicht machen. Du brauchst mich. So wie ich dich brauche. Wir haben einen Plan zu erledigen. Und du musst dich gar nicht entscheiden ob du dabei bist. Denn du bist dabei. Du willst seinen Tod genau wie ich. Und danach bist du entweder tot oder frei", erklärte ich ihm und hielt ihm seine Wasserflasche hin.
Taran und ich starrten uns in die Augen für ein paar Sekunden. Doch diese Sekunden waren so feurig wie das Feuer meiner Drachen. Ich unterbrach den Blickkontakt und stellte ihm die Flasche hin, um auf den Balkon zu gehen. Aurora und die anderen Drachen waren nicht mehr zu sehen. Die Stadt erwachte zum Leben.
"Und was jetzt?", fragte Taran als er sich neben mich stellte.
"Keine Ahnung. Mal schauen was Sir Kharlos Plan ist, nachdem er die Hauptstadt hat", antwortete ich.

Die DrachenprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt