Kapitel 2

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Smilla
Noch bis in den Morgengrauen sitze ich mit ihm am Lagerfeuer. Wir lauschen den Wellen wie sie immer und immer wieder über die Felsen schwappen. Der eisige Wind hat nachgelassen. Eisige Kälte durchdringt trotzdem unsre beiden Körper. „Wieso bist du eigentlich hier? Ich meine du kommst nicht von hier, du sprichst deutsch." durchbreche ich die angenehme Stille, die bis eben zwischen uns herrschte. Wincent dreht seinen Kopf leicht in meine Richtung und sieht mit seinen rehbraunen Augen direkt in meine. Braun. So wie seine Haare. „Ich bin hier um Songs zu schreiben. Um der Musik ganz nah zu sein. Um zu spüren was in mir schlummert und aufgeschrieben werden möchte." Erzählt er mir. Kein Knistern des Feuers mehr. Nur seine raue Stimme im kühlen Morgengrauen. „Ich auch. Ich schreibe seit ich klein bin. Aber ich wollte wissen wie du hier her kommst." Frage ich leise. Ich sehe seine Atemluft, die sich durch seine Nase den Weg nach draußen bahnt. Es herrschen -8°C draußen, doch noch immer macht keiner von uns Anstalten ins warme zu gehen. „Ich komme ursprünglich aus Norddeutschland. Aus der Nähe von Lübeck. Mein Ich muss hierher kommen, denn nur hier kann ich die besten Songs komponieren und aufschreiben. Als ich mit meiner Familie früher hier war, habe ich immer genau hier gesessen. Das hat wohl nie geendet." flüstert er, sodass man ihn nur noch hören kann, wenn es mucksmäuschenstill ist. Ich sehe das er zittert, während er mir das erzählt. „Du sollten wir nicht mal hineingehen? Wir sitzen hier seit geschlagenen 10 Stunden. Ich glaube ein bisschen Tee vor dem warmen Ofen, könnte unsere Körper wieder aufwärmen. Wenn du magst kannst du mit mir in meine Hütte kommen." biete ich an und hänge ihm meine Decke um die Schultern. „Danke Smilla" flüstert er. Aus seinem Mund meinen Namen zu hören, zaubert mir ein Lächeln auf mein Gesicht. Es hört sich schön an, wie weich er meinen Namen ausspricht. Die eisige Kälte draußen lassen wir hinter uns, als wir die Hütte betreten. Rot und auf Stelzen stehend, steht sie direkt neben den Felsen, auf denen wir bis eben noch gesessen waren. Es riecht nach Zedernholz und Süßspeisen. Ich ziehe ihm die Decke von den Schultern, während er sich wie gelähmt in der Blockhütte, umsieht und die Blicke in Richtung des Kamins schweifen lässt. Zwei Rote Sessel stehen vor dem Kamin, auf dem alten braunen Dielenboden. Als ich „Deine Jacke hänge ich über die Heizung" sage, kommt keine Reaktion. Er bewegt seine nassen Füße inklusive nasser Socken in Richtung des Feuers. Wärme strahlt uns entgegen. Er sitzt mit seiner Gitarre vor dem Kamin und lässt seine Finger über die Saiten gleiten. Eine Melodie erklingt. Die selbe wie von ‚wenn mir die Worte fehlen'. Nur noch wir beide, lodernde Flammen und die Melodie. „Wieso bist du hier?" nehme ich war, als ich keine Melodie mehr hören kann. Er spricht. Und es hört sich beinahe schön an. Zu schön. Das raue darin. „Ich bin hier aufgewachsen und wohne seither hier." erzähle ich ihm. Eine Schneeflocke landet am Fenster. Nichts leuchtet im inneren der Hütte, bis auf der Kamin und die knisternden warmen Flammen. Es fängt an zu schneien. ‚Wünsch dir was', erzählen meine Gedanken. „Ich wünsche mir, das du und ich uns nicht mehr von hier weg bewegen.". Wincent. Es trifft mich tief in meinem Herzen. Meine Heimat.

Wenn die Wellen toben / wincent weiss ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt