Smilla
Ich schreibe und schreibe. Alles was mir im Kopf herum schwebt landet in dem kleinen Büchlein, das wenn man genauer hinsieht, ein wenig einem Pergamentpapier gleicht. Die Kernerinnerungen werden sozusagen noch einmal niedergeschrieben um sie aufzubewahren, wenn ich es einmal nicht mehr selbst kann. Die seichten Saiten der Gitarre von Wincent neben mir, unterstreichen die Atmosphäre noch mal um ein weiteres. „Was wenn unser Song keine Bekanntheit erlangt und es keiner zu hören bekommt?" fragt Wincent leise. „Dann wissen wir beide, das es ihn gibt. ‚Wenn mir die Worte fehlen' ist eine Verbindung zwischen uns beiden, verstehst du ? Ich bin mir sicher das du ihn live spielen wirst, und wenn ich da bin, werde ich zu dir auf die Bühne kommen, und ihn mit dir zusammen singen." verspreche ich ihm. Versprechen sind manchmal ein großes Ding, aber dieses, ist nur ein kleines von ganz vielen. „Hast du schonmal Wale von ganz nahen gesehen?" werfe ich ein. „Nein" haucht er und sieht den Schneeflocken zu, wie sie den Weg zum Erdboden suchen. „Ich zeige dir morgen welche. Gleich bei Sonnenaufgang fahren wir los und versuchen welche zu finden. Ich möchte dir an unserem aller letzten Tag, das aller tollste zeigen, was der hohe Norden, kurz vor dem Nordkap zu bieten hat." sage ich und lege mein Buch beiseite. „Ich dachte ich habe schon die zwei schönsten Dinge, die der Norden zu bieten hat, kennengelernt?. Die Polarlichter.".. „und?" Frage ich, als er stoppt. „Dich. Ich glaube die Wale sind nur das drittschönste. Vielleicht noch vor den Nordlichtern, aber das schönste glaube ich bist du." Mir wird augenblicklich warm und eine Träne verliert den Kampf gegen die Schwerkraft und rinnt nach unten. „Ich glaube ich werde dich so schrecklich vermissen. Ich werde übermorgen wieder alleine in diesem Wagen aufwachen und die Stille wird nicht mehr mit Gitarrenmelodien begleitet. Ich habe keinen mehr, der mit mir zusammen Musik macht. Und Asbyn ist bei meinen Eltern. Da bekommen mich keine Sieben Pferde mehr hin.." gestehe ich. „Aber weißt du wo ich immer sein werde? Hier drin." er zeigt mit seiner Hand auf mein Herz. „Hier drin bin auch ich, immer wenn du mich brauchst. Ich schenke dir diese hier, damit, wenn du nach Deutschland kommst, mir zeigen kannst, was du geschrieben hast. Dann können wir ‚wenn mir die Worte fehlen' zusammen spielen und weitere Meisterwerke zusammen komponieren." Er reicht mir seine Gitarre. „Das kannst du nicht machen" Hauche ich und binnen Sekunden, bin ich den Tränen nahe. Sein größter Schatz. Sein ein und alles, möchte er abgeben. „Das ist alles. Dein meist geliebtes Hab und Gut. Ich habe nicht Geburtstag oder so." ..mir fehlen die Worte. Ich weiß nicht wohin mit mir und meinen Gedanken. „Mein größtes Hab und Gut, wartet zuhause auf mich. Meine kleine Schwester. Meine Familie. Du sollst die Gitarre bekommen. Das wird dich an die Zeit erinnern, die wir hier zusammen erlebt haben." flüstert er. „Ich habe noch eine Zeile geschrieben heute Nacht, als du geschlafen hast. Lass sie mich dir ein letztes Mal Vorspielen. Ab
morgen Abend wirst du das erste mal alleine einen Text schreiben. Sei er noch so schön oder schrecklich, ich möchte gerne das du ihn mir vorspielst, wenn wir uns wieder sehen okay?" sagt er, nimmt seine Gitarre ein letztes Mal in die Hand und lässt seine Finger gleiten.
„Warum tut es so weh, wenn du jetzt gehst und es vorbei-ei ist? Ey, es ist schon okay, wenn du jetzt gehst, aber irgendwie auch nicht."
Tja. Wieso tut es so weh? Das Frage ich mich seit geraumer Zeit selbst. Seitdem er vor 2 Tagen am Lagerfeuer gesessen hat, tat es zuvor auch nicht weh ihn nicht gekannt zu haben. Doch jetzt, wo sich unser Zusammensein dem bitteren Ende zuneigt, tut es verdummt weh ihn gehen zu lassen. „ich bin meist ein bisschen feige
Ich glaub, deshalb bin ich alleine." flüstere ich. „Diese Zeile hebst du dir bis zu unserem Wiedersehen auf, versprochen ? Genau so. Ich weiß du wirst wundervolle, emotionale Zeilen mitbringen."
„Versprochen." Sage ich und gähne. Der Sonnenuntergang draußen zeigt sich ein wiederholtes Male und lässt uns ein letztes Mal nach draußen schauen und in die Kissen kuscheln.
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Wenn die Wellen toben / wincent weiss ff
FanfictionBerührungen, Umarmungen, Liebe schenken. All das scheint unmöglich. Wincent ist nur ein Schatten seiner selbst. Musik ist das einzige was ihn über Wasser hällt, was ihm halt gibt. Tromsø. Nordnorwegen. Sein Rückzugsort, an dem er, immer wieder er se...