Cuties, ich wünsche euch viel Spaß mit dem Kapitel und einen schönen Übergang ins Neue Jahr :) Fühlt euch alle gedrückt und geknutscht. Inspired by a true story, have fun :D
„Ich finde, heute sollte jemand anfangen, der lang nichts erzählt hat", sagte der Seminarleiter und schaute über die Gläser seiner Brille prüfend in die Runde. Marten schmunzelte dämlich, als ich mich neben ihm tiefer in den knarzenden Stuhl drückte und mir Mühe gab, nicht aufzufallen. Zu meinem Leidwesen gab es in dieser Woche tatsächlich mehrere berichtenswerte Vorfälle, doch ich hatte sicherlich nicht vor, mich in die Fremdschamparade einzureihen.
„Erzähl mal das vom Drive In Schalter neulich", raunte Marten mir zu, während ich mir wünschte, mich in Luft auflösen zu können. Ich warf ihm einen vernichtenden Seitenblick zu, schließlich wusste er, wie ungern ich über solche Dinge sprach, denn das bedeutete, mir meine Fehler und Schwächen einzugestehen.
„Sprich du doch über deine Totaleskalation im Wald", zischte ich genervt. Er lachte leise.
„Als ob", grinste er belustigt. „Ich bin doch nicht bescheuert."
„Marten – Sie haben so lang nichts mehr erzählt", pickte Dr. Sandmann sich, vermutlich animiert von unserer kleinen Kabbelei, prompt meinen Sitznachbarn heraus. Der hob abwehrend die Hände.
„Nee, wirklich nicht", sagte er entschieden, doch der Seminarleiter nahm ihn erwartungsvoll ins Visier.
„In den letzten Sitzungen sind Sie immer davongekommen. Aber eine Totaleskalation klingt nach etwas, das ich dringend hören möchte", erwiderte er bestimmt. Nachdem Marten versucht hatte, den Fokus auf mich zu lenken, nur, um nicht selbst ins Visier zu geraten, geschah ihm das gerade recht.
„Danke für nichts, Lulu", murmelte er mürrisch, bevor er sich Dr. Sandmann zuwandte und betont lässig abwinkte. „So schlimm, wie sie gesagt hat, war das gar nicht."
Ich zog skeptisch eine Augenbraue hoch, sagte jedoch nichts, sondern wartete ab, wie er aus der Nummer wieder herauskam.
„Ich war mit meinem Hund und einer Hexe im Wald spazieren. An dieser Stelle wird der Weg sehr schmal, also sind wir hintereinander gegangen. Mein Hund vorneweg, dann sie, hinten ich. Auf einmal kam uns so ein Idiot auf einem BMX-Bike entgegen."
Auch die anderen Teilnehmer des Kurses hörten Marten gespannt zu, während ich mich bereits unangenehm berührt in den Stuhl drückte.
„Er hatte ziemlich viel Speed drauf und ist voll auf uns zugehalten. Rechts und links von uns waren nur Büsche, etwa brusthoch, also war Ausweichen keine Option. Aber der Pisser hat nicht daran gedacht, abzusteigen oder wenigstens anzuhalten", erzählte Marten weiter und versteifte sich bei der Erinnerung daran auf seinem Stuhl.
„Und was ist dann passiert?", wollte Dr. Sandmann wissen.
„Er ist wohl davon ausgegangen, wir würden in die Botanik springen, um ihn vorbeizulassen, aber da hat er sich geschnitten..."
„Und was heißt das?", hakte der Seminarleiter nach.
„Ich hab mich um das Problem gekümmert", antwortete Marten vage. Ich unterdrückte ein Schmunzeln, als er versuchte, die Tatsachen zu beschönigen.
„Und wie?", bohrte das Sandmännchen weiter. Marten fasste sich in den Nacken und drehte den Kopf hin und her.
„Naja, wie man das eben so macht", wich er einer konkreten Antwort aus. Ich verdrehte die Augen.
„Er ist an mir vorbeigeschossen, hat den Typen vom Fahrrad gezogen und ihn ins Gebüsch geschubst", warf ich von der Seite ein. Marten drehte mir fassungslos den Kopf zu.
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Anger Management | Marten | 187
ChickLit„Setz dich endlich hin, du Spinner!" Als ich der schneidenden Stimme den Kopf zudrehte, hielt ich den Atem an. Ein von Kopf bis Fuß tätowierter lehnte im Türrahmen und schien die Szenerie beobachtet zu haben. Seine blauen Augen fixierten den Hysteri...