Also nach all den ganzen Emotionen müssen wir uns erstmal zusammen mit Lou sortieren, oder?
„Also alles musst du dir echt nicht gefallen lassen", japste Sam, als wir ein paar Tage später durch den Wald liefen. Obwohl ich skeptisch gewesen war, hatte ich etwa zeitgleich mit meinem neuen Job mit Laufen angefangen, um den Kopf freizukriegen. Der Einstieg war mir schwergefallen, aber inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt und genoss das Glücksgefühl, das jedes Mal nach dem Sport durch meinen Körper strömte.
Heute hatte ich Sam dazu überreden können, gemeinsam zu joggen. So konnten wir unseren inneren Schweinehund zusammen überwinden und gleichzeitig die Gelegenheit nutzen, uns über die neusten Entwicklungen auszutauschen. Die Sonne stand hoch am strahlend blauen Himmel, nur hier und dort zeigten sich ein paar Wölkchen. Die großen Baumwipfel des Waldes schirmten die warmen Sonnenstrahlen ab und verschafften uns ein wenig Abkühlung. Gerade hatte ich ihr von meiner letzten ernüchternden Begegnung mit Marten erzählt. Auch sie fand sein Verhalten unmöglich, was sie durch ununterbrochene Flüche zum Ausdruck gebracht hatte. Sie hatte mir damit ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert, denn ich fühlte mich mit meiner Enttäuschung weniger allein.
„Er hat sich einfach unmöglich verhalten", keuchte ich.
„Gut, dass du ihn stehenlassen hast", pflichtete Sam mir bei. Ihr Pferdeschwanz wippte mit jedem Schritt im Takt.
„Als würde ich mit ihm nach seinen blöden Pöbeleien noch ein Wort reden", sagte ich entschieden.
„Ich verstehe sogar, dass er nicht begeistert davon war, wie du praktisch vor allen eure Beziehungsprobleme breitgetreten hast – aber wenn er weiter denken würde als drei Meter Feldweg, hätte er verstanden, dass du damit versucht hast, auf ihn zuzugehen. Hätte er sich nicht im Affekt von dir getrennt und dich danach praktisch geghostet, hättest du ja vielleicht auch einfach versucht, ihn mal anzurufen."
„Wow, wie kannst du bitte bei dem Tempo so viel reden, ohne Luft zu holen?", platzte es aus mir heraus.
„Kann ich nicht", japste Sam, dann blieb sie abrupt stehen, sackte erschöpft in sich zusammen und rang nach Luft. Ich tat es ihr gleich. Sie machte eine abwinkende Handbewegung.
„Vielleicht sollten wir einfach langsam weitergehen", schlug sie vor. Ich nickte, denn auch mir fiel das Atmen schwer.
„Streng genommen habe ich ihm keine Gelegenheit gegeben, mich zu ghosten, weil ich mich seit seinem dramatischen Abgang nicht mehr bei ihm gemeldet habe", korrigierte ich sie, als wir unseren Weg gemächlich fortsetzten.
„Schade, dass das mit euch nicht geklappt hat", sagte sie mitfühlend. „Ich hätte es dir wirklich gewünscht."
Ich seufzte schwer und ließ meinen Blick traurig in die Ferne schweifen.
„Er fehlt mir sehr. Aber nach allem, was zwischen uns vorgefallen ist, würde ich ihn niemals anrufen", gestand ich. Sie drehte mir den Kopf zu.
„Verstehe ich. Ich würde mir das auch nicht mehr antun. Ihr habt beide Fehler gemacht, aber der Wunsch zu reden sollte von beiden ausgehen. Solang da nichts kommt, würde ich mich auch nicht mehr melden." Ich nickte.
„Und wie läuft es mit Eugen?", versuchte ich, das Thema zu wechseln, um nicht länger über Marten sprechen zu müssen. Es tat einfach noch zu weh. Ein Lächeln huschte meiner besten Freundin über die Lippen.
„Gestern Abend hat er für mich gekocht." Ich zog die Augenbrauen hoch.
„Da du strahlst wie ein Set schlechte Veneers, nehme ich an, dass es ganz passabel war", schlussfolgerte ich. Sie kicherte.
„Es war super. Liegt vielleicht daran, dass er früher mal einen Kochkurs gemacht hat, mit seiner Exfrau", erzählte sie leichthin. Ich runzelte skeptisch die Stirn.
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Anger Management | Marten | 187
ChickLit„Setz dich endlich hin, du Spinner!" Als ich der schneidenden Stimme den Kopf zudrehte, hielt ich den Atem an. Ein von Kopf bis Fuß tätowierter lehnte im Türrahmen und schien die Szenerie beobachtet zu haben. Seine blauen Augen fixierten den Hysteri...