20 | Versöhnung?

958 68 4
                                    

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich trau dem Braten nicht so recht...

Ich schreckte aus dem Schlaf, als ich ein leises Rascheln hörte. Als ich die Augen aufschlug, stellte ich fest, dass ich auf meinem Bett lag. Gleißend helles Licht fiel durch die Vorhänge in den kleinen Raum. Nur langsam kehrte meine Erinnerung an unseren gestrigen Streit zu mir zurück. Noch immer war es mir unangenehm, dass ich Marten gegenüber dermaßen die Beherrschung verloren hatte. Aber er hatte mich mit seinem Egoismus und seiner Ignoranz einfach auf die Palme gebracht. Umso erleichterter war ich, dass wir uns im Anschluss wieder zusammengerauft hatten. Er war nicht gegangen, und das, obwohl ich ihn in meiner Wut sogar mit Tellern beworfen hatte. Allerdings hatte ich mich so kurz nach unserer heftigen Auseinandersetzung nicht mehr getraut, ihn nach der Bedeutung seiner kryptischen Aussage zu fragen. Was hatte er damit gemeint, als er gesagt hatte, dass er das hinter sich hätte und nicht nochmal mitmachen würde?

Erst, als ich mich nun suchend in meinem Schlafzimmer umschaute, bemerkte ich ihn. Er stand nur mit einer Boxershorts bekleidet schief grinsend im Türrahmen und betrachtete mich. Seine Haare standen in alle Richtungen ab, seine blauen Augen leuchteten regelrecht. In der einen Hand hielt er eine Schüssel, in der anderen einen Löffel. Eine angenehme Wärme breitete sich von meinem Bauch in meinem gesamten Körper aus. Ich schenkte ihm ein müdes Lächeln und sank wieder in die weichen Kissen zurück.

„Morgen", nuschelte er, als er sich vorsichtig aufs Bett sinken ließ. „Ausgeschlafen?"

Der tiefe Blick, den er mir schenkte, in Kombination mit seiner dunklen Stimme, ließ mich wohlig erschaudern. Ich musste blinzeln, um die Bilder der letzten Nacht aus meinem Kopf zu vertreiben.

„Hmm", machte ich, als er mir einen Kuss aufdrückte. Ich genoss das Kribbeln auf meinen Lippen, legte meine Hand in seinen Nacken und kratzte sanft mit meinen Fingernägeln über seine warme Haut, während ich ihn nah bei mir hielt und ihn nochmal küsste. Er grinste schief und kniff, geblendet von der Sonne, ein Auge zusammen, als ich mich von ihm löste. Dann hielt er mir die Schüssel entgegen. „Willst du?"

Ich warf einen Blick auf die Knusperflocken. Tatsächlich hatte ich ein wenig Hunger.

„Danke", sagte ich also, dann nahm ich ihm den Löffel aus der Hand und schob mir ein paar in den Mund. Er griff unterdessen nach der wichen Decke und kletterte zu mir ins Bett zurück. Anschließend teilten wir uns das kleine Frühstück.

„Tut mir leid, dass ich sonst nichts dahabe. Ich bin noch nicht zum Einkaufen gekommen", erzählte ich. Er zuckte mit den Schultern.

„Reicht doch. Mach dir keinen Kopf. Ich brauche nicht mehr."

„Pflegeleicht. Mag ich", kommentierte ich frech, dann löffelte ich noch ein paar Flakes aus der Schale und reichte ihm den Rest.

„Reicht ja, wenn einer von uns nicht mehr alle Tassen im Schrank hat... Oder Teller", konterte er trocken.

„Dafür redest du im Schlaf. Keine Ahnung, ob das besser ist", schoss ich unbeeindruckt zurück. Er zog eine Augenbraue hoch und sah mir prüfend ins Gesicht.

„Echt jetzt?"

Ich nickte.

„Ja."

„Peinlich, oder was?", wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf.

„Nein. Ab und zu murmelst du mehr oder weniger verständliches Zeug vor dich hin", führte ich meine Erzählungen aus.

„Und was?"

„Nichts Wildes", beruhigte ich ihn.

„Sag doch", forderte er nachdrücklich.

„Wo deine Hose ist, zum Beispiel."

Anger Management | Marten | 187Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt