Wir sind wahrscheinlich alle gespannt wie ein Bettlaken, was Marten da zu sagen hat, oder? Deshalb gehts auch ohne viel Bla Bla direkt weiter...
„Eigentlich ist es sogar gut, dass du fragst...", räumte er ein. Ich musterte ihn aufmerksam, als er mir den Kopf zudrehte und mir fest in die Augen sah. „Es hat was mit meiner Ex zu tun..."
Es war offensichtlich, dass er nur ungern über das Thema sprach, denn er ließ seinen Blick kurz durch den Raum schweifen und schien nach einem passenden Einstieg in das Thema zu suchen. Schwer seufzend strich er sich durchs Haar, dann sah er mir wieder ins Gesicht.
„Das mit ihr ging über zwei Jahre, immer wieder on/off – und es war die ungesündeste Beziehung, die ich jemals hatte. Am Anfang war alles cool. Aber immer, wenn wir gestritten haben, ist sie komplett eskaliert – und hat mich mitgezogen, weil ich auch die Beherrschung verloren habe. Ich hatte das nicht im Griff. Aber ich hatte Gefühle für sie und wollte das nicht einfach kampflos wegwerfen. Also haben wir gekämpft für eine Sache, die zum Scheitern verurteilt war, denn mit jedem Streit ist es schlimmer geworden. Wir haben uns immer mehr reingesteigert und aneinander hochgezogen. Irgendwann haben wir uns mindestens so sehr gehasst, wie wir uns geliebt haben. Sie hat es immer wieder geschafft, meine dunkelsten Seiten zum Vorschein zu bringen, und ich habe es ihr heimgezahlt, indem ich ihre inneren Dämonen geweckt habe. Wir hatten uns nicht unter Kontrolle, also haben wir uns krank geliebt, tollwütig gestritten und gestört wieder versöhnt. Wir wussten beide, dass wir toxisch füreinander sind, aber wir haben es nicht geschafft, voneinander loszukommen, weil wir süchtig danach waren, uns gegenseitig kaputtzumachen. Als wir uns endlich richtig getrennt haben, habe ich mir geschworen, mich nie mehr auf sowas einzulassen. Ich will mich nie wieder so fühlen oder einen anderen Menschen dazu bringen. Eine Beziehung sollte beiden guttun und sie nicht kaputtmachen..."
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Seine Vergangenheit berührte mich tatsächlich tief in meinem Herzen und es tat mir leid, dass er in so einer Beziehung festgesteckt hatte. Die Art, wie er mir davon erzählt hatte, zeigte jedoch, dass er viel über sich gelernt hatte und in der Lage war, sich zu reflektieren. Ihm war bewusst, dass ihn eine Teilschuld traf, was darauf hindeutete, dass er sich seither weiterentwickelt hatte. Er wusste, was er wollte – und was nicht. Heftige Auseinandersetzungen, so wie unsere gestern Abend, gehörten nicht dazu. Ich fühlte mich miserabel. Reumütig zog ich die Unterlippe zwischen die Zähne.
„Tut mir leid. Ich wollte keine schlechten Erinnerungen in dir hochholen", sagte ich leise. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Ich weiß. Aber vielleicht verstehst du jetzt, weshalb ich gestern nur noch abhauen wollte..."
Ich atmete tief durch, strich durch seine Haare und sank seufzend auf seine Brust.
„Wahrscheinlich hätte ich an deiner Stelle auch die Flucht ergriffen", räumte ich ein. Er drückte mir einen Kuss auf den Haaransatz.
„Danke, dass du es mir erzählt hast", nuschelte ich nach einer Weile an seiner Brust.
„Danke, dass du mir einfach zugehört hast, statt mich komisch anzugucken."
Ein Moment der Stille entstand, doch sie fühlte sich nicht unangenehm an; im Gegenteil. Es war, als würde sie uns einander noch näherbringen. Wir schwiegen einfach und genossen die Nähe des anderen. Irgendwann schielte Marten auf die Uhr.
„Ich muss langsam los", seufzte er, doch ich war noch nicht bereit, ihn gehenzulassen.
„Nur noch ein bisschen", schlug ich deshalb vor, doch er schüttelte den Kopf.
„Geht nicht, muss noch mit Chopper raus. Aber ich kann dich vorher beim Café absetzen. Dann hast du keinen Stress mit der Parkplatzsuche", bot er an. Ich dachte kurz über seinen Vorschlag nach, dann nickte ich.
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Anger Management | Marten | 187
ChickLit„Setz dich endlich hin, du Spinner!" Als ich der schneidenden Stimme den Kopf zudrehte, hielt ich den Atem an. Ein von Kopf bis Fuß tätowierter lehnte im Türrahmen und schien die Szenerie beobachtet zu haben. Seine blauen Augen fixierten den Hysteri...