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Frustriert ging Mallory um das Gebäude herum. Warum zur Hölle ließen sie ihn nicht hinein? Er war schließlich ein angesehener Agent der Glaubenshäuser. Erneut schritt er auf das große Eingangsportal zu und klopfte so lange, bis einer der Wärter kam. 

"Lassen Sie mich hinein", forderte Mallory und musterte den Wärter forschend. Es war ein anderer als der, der ihm den Zutritt verweigert hatte. Instinktiv wusste Mallory, dass sein Versuch dieses Mal glücken würde. Denn er konnte deutlich die Angst des Mannes spüren. 

"M-Mr. Mallory", sagte der Wärter mit zitternder Stimme. "W-was machen S-sie denn hier?" "Das spielt doch keine Rolle", erwiderte ich herablassend. "Lassen Sie mich hinein. Sofort." "I-ich darf eigentlich n-niemanden hineinlassen", sagte der Mann nicht besonders überzeugend. 

"Tja...dann machen Sie doch einfach mal eine Ausnahme", schlug Mallory vor. "Kommen Sie schon. Sie kennen mich, nicht wahr. Haben Sie die Geschichte von dem Saloon gehört? Oder von dem unglücklichen Wärter der Bruderschaft der Hand?" 

Mit bleichem Gesicht schüttelte der Wärter den Kopf. "Nicht?", fragte Mallory. "Jammerschade." Es folgte eine kurze Pause. Dann fuhr Mallory fort: "Eigentlich spielt es auch keine Rolle. Lassen Sie mich einfach hinein und niemandem wird etwas geschehen." Als der Wärter immer noch zögerte, sagte Mallory: "Nun stellen Sie sich doch nicht so an. Ich bin schließlich kein Fremder." "N-natürlich", erwiderte der Wärter. "Wo liegt dann das Problem?", erkundigte sich Mallory, der langsam ungeduldig wurde. 

"Es g-gibt keins", sagte der Wärter. "Dann lassen Sie mich hinein", wiederholte Mallory. "Los, machen Sie schon!" Der Wärter senkte den Kopf. "S-sehr wohl, Mr. Mallory." Und damit öffnete er ihm das Eingangsportal. 

Als Mallory über die Schwelle trat, wurde er sogleich von Erinnerungen überwältigt. Er erinnerte sich an Stunden der Einsamkeit und des Schmerzes, aber auch an Doktor Calloway, an ihre Lieblichkeit und Güte... Mit einem heftigen Kopfschütteln riss Mallory sich aus diesen Erinnerungen zurück. Er hatte eine Mission und musste sich konzentrieren. Scarlett McCain und Albert Browne hielten sich irgendwo in diesem Gebäude auf. 

Und er hatte nicht die geringste Ahnung, was sie hier eigentlich wollten. Mallory nahm allerdings an, dass es irgendwie darum ging, unschuldige Kinder zu befreien und bla bla bla. Typisch Albert Browne eben. 

Während er die langen Flure entlanglief, begegnete ihm plötzlich ein schick gekleideter Mann mit streng zurückgekämmten braunen Haaren. Der Nachfolger von Doktor Calloway, wie Mallory wusste. "Sind Sie nicht Mr. Mallory?", erkundigte sich der Mann. "Der einen ganzen Saloon voller Leute getötet hat?" Mallory lächelte. Endlich einmal jemand, der sich daran erinnerte. "Es war notwendig", sagte er und nickte bedeutsam. 

Der Mann lächelte flüchtig. "Tja, Mr. Mallory, so gern ich mich einmal mit Ihnen unterhalten würde - Sie sind einer der erfolgreichsten Absolventen aus Stonemoor - ich muss leider weiter. Bin etwas in Eile, müssen Sie wissen." "Wieso?", fragte Mallory argwöhnisch. "Was ist geschehen?" 

"Nichts, nichts weiter. Nur... mein Büro wurde durchsucht. Der Aktenordner mit der Liste der Personen, die sich aktuell hier in Stonemoor befinden, lag offen da..." Mallory hob den Kopf ein Stück, ernsthaft interessiert. "Und...welche Seite war aufgeschlagen?", erkundigte er sich. Der Man wirkte ein wenig verwirrt. "Ich weiß nicht genau, ich meine, es wäre der Buchstabe M gewesen, aber wieso sollte das wichtig sein? Naja, wie auch immer. Schönen Tag noch. Man sieht sich." Mit diesen Worten eilte er weiter und ließ Mallory einfach stehen. 

M. M wie McCain. Mit einem Mal verstand Mallory die Zusammenhänge. Scarlett und Albert wollten nicht einfach irgendjemanden befreien, sondern jemanden, den sie kannten. Jemanden, der mit Scarlett verwandt war. 

Blitzschnell suchte Mallory das Büro auf und warf selbst einen Blick auf den aufgeschlagenen Ordner - der Leiter von Stonemoor war glücklicherweise noch nicht aufgetaucht - und suchte nach dem Namen McCain. Es dauerte nicht lange, und er hatte ihn gefunden. Thomas McCain im Raum 147A. 

Mit einem Lächeln auf den Lippen machte Mallory sich auf den Weg zu ebenjenem Raum. 

Scarlett & Browne Bd. 3 - Die Gejagten [FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt