Isabella Flint

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Ihr Gesicht erinnerte an eine alte Hausratte und sie kreuzte mürrisch die Arme vor ihrer Brust.

Albus blieb stehen und starrte ihr geradewegs in die Augen.
„Ist was?"

„Ist was?" Äffte das Mädchen ihn nach und zog dabei ein gehässige Miene zu jemandem der offensichtlich hinter Albus stehen musste.
„Er fragt, ob etwas ist."

Um zu sehen, mit wem sie gesprochen hatte, drehte Albus sich um und sah nun Zwei muskulöse Siebtklässler die sich hinter ihm aufgebaut hatten.

Ihm wurde mulmig zu Mute.
Das konnte nichts Gutes bedeuten.

Das Mädchen feixte nun wieder zu Albus.
„Sag du mir doch, was ist? Stand ja schließlich auf der Titelseite des Tagespropheten - Wie könnte es auch nicht, wenn der berühmt berüchtigte Harry Potter involviert war!"

Albus schwieg.

„Patrick! Zeig ihm den Artikel."

Einer ihrer Leibwächter kramte auf Geheiß in seiner Tasche und zog einen zerknitterten Tagespropheten hervor. Provokant hielt ihm der Junge, Patrick, den Artikel direkt vor die Nase.

Albus starrte ins Angesicht seine Vaters, der gerade dabei war einen Mann festzunehmen, der etwa im selben Alter zu sein schien. Er hatte das gleiche fettige Haar und das gleiche Ratten ähnliche Gesicht, wie das Mädchen dass ihm den Weg blockierte und um seinen Vater herum tummelten sich die Paparazzi wie Bienen um Honig.

Gierig nach jeder Schlagzeile und jedem Schnappschuss.

Harry Potter verhaftet ehemaligen Todesser

Am Sonntag den 15.09.2019 verhaftete Harry Potter (Leitender Chef der Auroren Abteilung) den 44 Jährigen Marcus Flint. Nach mehreren Hausdurchsuchungen und...

Doch ehe Albus den Artikel zu Ende lesen konnte, zog Patrick den Artikel auch schon wieder weg.

Offenbar handelte er sich bei dem Mädchen vor ihm, um die Tochter dieses Marcus Flints.

„Mein Vater war kein Todesser." Zischte sie und fletschte dabei angriffslustig ihre Zähne.
„Das ist ja schön für ihn." Erwiderte Albus hämisch und versuchte sich an ihr vorbeizudrängen, doch sie schubste ihn grob zurück.

„Dafür wirst du bezahlen!"
„Was kann ICH denn dafür, dass MEIN VATER irgendwen verhaftet?"
„Dich zu verletzen, wird ihn automatisch auch verletzen. Vater und Sohn."

Dabei entfachte in ihren Augen ein Feuer, so freudig, als hätte sie gerade die Nachricht erhalten, dass Weihnachten um Drei Wochen vorverlegt wurde.

Albus musste jetzt ebenfalls lachen.
„Da habt ihr euch aber den falschen Sohn ausgesucht!"

Einen Moment machte sich eine seichte Unsicherheit in ihrer Haltung bemerkbar, dann gab sie ihren Kumpanen ein Handzeichen, wie um zu sagen, ihr könnt jetzt loslegen.
„Du redest mir zu viel."

Patrick und der andere Junge packten Albus am Kragen und zogen ihn hinter sich her zum Ausgang.
„Ein Mucks und du bist Tot."

Keiner der anwesenden Schüler schien hiervon Notiz zu nehmen. Sie gingen einfach ihren Aufgaben nach, als wäre alles in Ordnung.

Nein, hier stimmte etwas nicht.

Keiner wagte es auch nur zu den Dreien, die gerade dabei waren Albus mit voller Wucht hinter sich her zu schleifen, herüber zu blinzeln.

Albus sah sich um, in der Hoffnung Tiara oder Craig zu sehen, denn auch wenn sie gerade auf Kriegspfad waren, so blieben sie seine einzige Hoffnung auf Rettung in der Not.

Doch Weit und Breit war keine Spur von ihnen.

Sie zerrten ihn den kalten Kerkergang entlang, hin zu einem alten, unbenutzten Klassenzimmer.

Patrick richtete seinen Zauberstab auf die Tür und murmelte leise:
Colloportus."
Ein leises Klicken ertönte und das Schloss fiel in die Angeln.

Dann hob er seine Hände und murmelte erneut:
Muffliato."

Patrick nickte dem Mädchen mit den fettigen Haaren zu, um sein Oke zu geben.

„Er ist für 10 Jahre nach Askaban verurteilt worden, weißt du? Mein Vater." Sprach das Mädchen wieder und ihre Stimme begann unheilvoll zu Zittern. Dann Schrie sie wie von einer Tarantel gestochen auf einmal aus voller Kehle in Albus Ohr, so dass dieser schon fürchtete, dass sein Trommelfell bald platzen würde.

„10 JAHRE IN ASKABAN IST GLEICHBEDEUTEND MIT EINEM TODESURTEIL!"

Ihr Augapfel zitterten bedrohlich.
„Einer wird dafür bezahlen müssen.
Es ist das richtige."
Sie schien mit sich zu ringen und sah abwechseln von Albus zu ihren beiden Freunden.

Dann sagte der massige Junge neben Patrick, der bisher noch nichts gesagt hatte mit einer tiefen Stimme:
„Du musst es wollen, Isabella!"

Isabella schloss ihre Augen, dann zeigte sie mit ihrem Zauberstab auf Albus. Ihm lief Schweiß von der Stirn und sein Herz schlug wie eine tickende Zeitbombe gegen seine Brust. Isabellas Hand zitterte und ihr Gesicht war Wutverzerrt.
„Crucio!"

Albus fiel mit einem lauten Aufprall zu Boden. Er krümmte und streckt sich, versuchte kläglich dem reißenden Schmerz der durch seine Adern floss zu entfliehen.

Hör auf.
Hör auf.

Jeder Zentimeter seines Körpers litt Höllenqualen, seine Muskeln verkrampften sich und er schrie aus Leibes Seele.
„AGHHH!!"

Seine Augen füllten sich vor Schmerz mit Tränen und seine zittrigen Hände umklammerten das Bein eines Tisches. Mit aller kraft versuchte er sich von Isabella weg zu ziehen. Seine Schreie wurden immer lauter und er war sich sicher, dass sie bald den Muffliato Zauber durchdringen mussten.

Einen kurzen Moment hatte Albus sich eingebildet die Tür zum Raum wackeln zu sehen, doch niemand kam.

„Das reicht, du hast deine Botschaft übermittelt!" Rief Patrick nach einer Weile dazwischen. Er ging zu Isabella und senkte langsam ihren Zauberstab.
„Isabella, das reicht. Wir wollen ihn nicht umbringen."

Isabellas Miene war weiterhin wut verzerrt, doch hatten sich jetzt auch einzelne Tränen in ihre Augenhöhlen geschlichen. Offenbar hatte sie selbst nicht damit gerechnet, dass sie so weit gehen würde.

Albus spürte wie sich der Schmerz löste, doch er blieb regungslos auf dem kalten Boden des verlassenen Klassenzimmers liegen.

„Das soll deinem verfluchten Vater eine Lehre sein!" Schrie Isabelle mit zittriger Stimme, dann stürmte sie mit ihren beiden Kumpel in Schlepptau aus dem Raum.

Albus blieb zusammen gepfercht und allein auf dem eisernen Boden zurück.

Sein Gesicht tief in den weiten Ärmeln seines Pullovers vergraben und dann, ohne dass er etwas dagegen tun konnte, flossen die Tränen seine Wange runter.
Erst eine, dann eine zweite und irgendwann ähnelten sie dem Wasserfluss der Niagarafälle.

Aus anfänglicher Trauer entwickelte sich eine lang angestaute Wut, die bald in Hass über schwenkte.

Dann verlor er das Bewusstsein.

Albus wusste nichtmehr, wie er es von dem verlassenen Klassenzimmer in seinen Schlafsaal geschafft hatte. Er wusste nur, dass er am nächsten Morgen in seinem vertrauten Himmelbett aufwachte.

Er zweifelte kurz, ob die Ereignisse des vorangegangenen Abends ein Hirngespinst seiner Fantasie waren, doch als er aufstehen und sich umziehen wollte, wurde er auf raue Weise an den Schmerz in seinem Oberschenkel erinnert. Die Stelle, auf die er am Abend zuvor auf den harten Boden gefallen war.

„Was ist passiert?"
Eine kalte und doch vertraute Stimme drang vom anderen Ende des Raumes zu ihm herüber.

Albus Potter und die verschwundene SchachfigurWo Geschichten leben. Entdecke jetzt