Albus Potter und die verschwundene Schachfigur

Ankunft in der großen Halle

Die Nacht war bereits angebrochen und Albus konnte seine Gefährten nur noch durchs dämmrige Mondlicht erkennen. Die restliche Fahrt hatte keiner ein Wort gesprochen und die Stille wurde nur durch das Fahrgeräusch der Kutsche untermalt. Die Minuten zogen sich in die Länge und Albus war erleichtert als sie endlich das Eingangstor erreichten.

Die marmornen Mauern stachen imposant in die Höhe und ließen die Schülermassen, die sich schon stauten, wie Miniatur-Figuren wirken.

„Ich hab vielleicht einen Appetit", sagte Scorpius während er von der Kutsche hüpfte.
Albus folgte ihm dicht auf den Fersen.

Gerade als die beiden Jungen das Eingangstor passierten, tauchte wie aus dem Nichts Peeves der Poltergeist auf. Eine Gruppe Zweitklässler wich erschrocken zurück, denn in Peeves Händen tauchten wie von Geisterhand Wasserbomben auf, welche er mit voller Wucht in die Schülermasse katapultierte. Dem jähen Schreien der Menge folgte eine nicht weniger verärgerte Professor Everwood, die seit nun mehr als 15 Jahren das Fach Verwandlung unterrichtete.

„Peeves!" Schrie sie ihm schrill nach und ihre Augen hatten sich hinter den runden Brillengläsern gefährlich eng zusammengezogen. Doch Peeves ließ sich davon nicht beirren und ging seiner Beschäftigung gemächlich nach.
„Uhuhu feine Wasserbomben, Wasserbomben! Macht Spaß sie auf nervige Schüler zu werfen!"

Ungestüm stürmte Everwood an Albus und Scorpius vorbei und murmelte dabei verärgert vor sich hin.
„Jedes Jahr das gleiche mit diesem elenden Poltergeist."

Dann hörte Albus ein wässriges Klatschen von einem Wassereimer, der zu Boden fiel und kurz darauf das Ohrenbetäubende, verzweifelte schreien der Lehrerin.
„Ich werde Rektorin McGonagall davon unterrichten, das wird Konsequenzen haben!"

Ein Hufflepuff lachte lauthals.
„Wird es nicht! Die Everwood versucht doch schon seit Jahren Peeves von Hogwarts zu verbannen." seine Freunde stimmten in sein Gelächter ein. Doch er hatte sich zu früh gefreut, denn offenbar hatte die Professorin den Kommentar gehört und fixierte nun mit einem strengen Blick den Jungen. Das Lachen wich binnen Sekunden aus dem Sommersprossigen Gesicht des Hufflepuffs und wurde durch eine blasse, weiße Farbe ersetzt. Dann:
„Bramble!"

Was danach passierte bekam Albus nichtmehr mit, denn sie hatten nun den Eingang zur Großen Halle erreicht.

Vor ihnen offenbarte sich eine riesige Halle, dessen himmelartige Decke von schwebenden Kerzen beleuchtet wurde. Unter ihnen erstreckten sich Vier lange Haustische durch die gesamte Halle und an den Wänden hingen Riesige Banner, mit den Hausfarben. Rot für Gryffindor, Blau für Ravenclaw, Gelb für Hufflepuff und Grün für Slytherin.
Am Ende der Halle standen die Vier riesigen Stundengläser, welche die Hauspunkte anzeigten.

Bis eben standen sie alle auf Null, doch Albus konnte jetzt erkennen wie etwas gelber Sand von Hufflepuff davon rieselte. Offenbar hatte Everwood sich nicht davor gescheut, den Hufflepuffs noch vor Beginn des Schuljahres Punkte abzuziehen.

Neben den Stundengläsern offenbarte sich der Lehrertisch, wo alle Lehrer, bis auf Professor Everwood, bereits aufgereiht saßen.

Die meisten Schüler hatten sich ebenfalls Niedergelassen und Albus warf einen raschen Blick zum Gryffindor Tisch. James imitierte gerade jemanden und zog dabei Grimassen, während die Menge um ihn herum in Gelächter ausbrach. Als sich die Blicke der Brüder trafen nickte James ihm kurz zu und wandte sich dann wieder zu seinen Freunden.

Mit hängenden Schultern schlurfte Albus zum Slytherin-Tisch und ihm entging nicht, wie sich die Gespräche um ihn herum vereinzelt in ein Tuscheln verwandelten. Köpfe drehten sich zu ihm um, und Albus Schritte wurden unmerklich schneller. Er wollte nichts lieber als einfach in der großen Schülermasse der Slytherins zu versinken um keine weitere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.